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Was das Trinken anbelangt, so muß zunächst gesagt werden, daß in jedem Verein, sei es ein Fußballclub, ein Tierzüchterverband, oder ein Kegelverein, neben dem eigentlichen Zweck auch mehr oder weniger tüchtig getrunken wird. Und daß sich die Jugendlichen dabei meist besonders hervortun, ist ebenfalls bekannt. Getrunken wird also überall; der eine macht das im Freundeskreis, der andere unter den Regeln eines Comments, die ja ein Betrinken verhindern sollen und bewirken, daß Haltung und Anstand bewahrt werden. Es ist eine Legende, daß man in einer Verbindung trinkfest sein muß. Wie unter jeden Freunden wird man natürlich auch hier verulkt, wenn man nicht sehr viel verträgt. Aber es kann keine Rede davon sein, daß man deswegen von seinen Mitaktiven verachtet oder gar „abgesagt“ wird. Diejenigen Vereine, in denen ein solches Verhalten üblich ist, haben meines Erachtens nur den Namen mit den übrigen Corporationen gemeinsam, wie ich am Anfang schon erwähnt habe. Die Darstellung wäre in ihren wesentlichsten Punkten lückenhaft, würde man das Schlagen nicht erwähnen. Der schwerwiegendste Vorwurf, der den schlagenden Verbindungen gemacht wird, besteht wohl darin, daß man wegen einer Bemerkung oder Handlung, die an die Ehre rührt, mit jedem Flegel bis zum Blutfließen fechten müsse. Dazu ist zu sagen, daß die Satisfaktion heute bis auf wenige Ausnahmen abgeschafft ist. Das Schlagen stellt also neben Erziehung nur noch Sport dar. Wenn man sich die Zerreißproben der heutigen Sportler betrachtet, so sehen daneben die Schmisse, die in keiner Weise eine Schädigung des Körpers darstellen, harmlos aus. Schätzt man das Schlagen als Sport nicht und will man keine Narben im Gesicht, so ist das noch lange kein Grund, über schlagende Verbindungen zu schimpfen. Denn es geht ja nicht um Leben und Tod. Nach Meinung der evangelischen und früher auch der katholischen Theologen steht das Schlagen damit außerhalb der christ­ lichen Offenbarung. Die gefährlichsten Stellen des Kopfes, wie Augen, Nase, Hals, und die Brust mit Armen sind durch Brillen, Leder und Fechtjacke geschützt. Der letzte Grund, einer Verbindung beizutreten, ist nicht durch Erwä­ gungen und kühle Überlegungen bestimmt, sondern durch das Gefühl. Ob die Sache nämlich anspricht oder nicht. Ein Einzelgänger kann und soll auch nicht aktiv werden, aber ebensowenig wie dieser deshalb angegriffen wird, kann man es einem anderen zur Last legen, daß er seines geselligen Wesens oder seiner Auffassung vom Schlagen wegen in eine Verbindung eintritt. Ich will auf keinen Fall gesagt haben, daß eine Verbindung aus lauter vorzüglichen Menschen besteht, sondern nur klarstellen, daß sie keine Vereinigung von schlechten Säufern und Schlägern ist. Denn was die Professoren am Studenten der heutigen Zeit vermissen, nämlich Berufs­ ethos, Stolz auf Verantwortung, Einsatzbereitschaft für die Allgemeinheit und Begeisterungsfähigkeit für Ideale, das wird doch ohne Zweifel in den Corporationen gefördert. - heiko Comment = Satzung Aktiver = aktives studierendes Mitglied Altherrenschaft passive, ehemals aktive Mitglieder Corporationshaus = Vereinshaus einer studentischen Verbindung Satisfaktion = Genugtung der Ehre der Person selbst oder der Verbin­ dung durch das Fechten. - 6 -

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