Fürther Buntpapierfabrik: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Fürther Buntpapierfabrik''' wurde [[1852]] von dem aus Aschaffenburg stammenden [[Wilhelm Stern]] in der damaligen [[Hirschengasse]] gegründet.
Die '''Fürther Buntpapierfabrik''' wurde [[1852]] von dem aus Aschaffenburg stammenden [[Wilhelm Stern]] in der damaligen [[Hirschengasse]] gegründet.


Nach den eher handwerklichen Anfängen wurde bereits [[1855]] eine "Dampf- und Streichmaschine in Betrieb genommen".<ref>August Jegel: "[[Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806 (Buch)|Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806]]", S. 268</ref> Diese strich erstmalig maschinell Papier in Endlosrollen. Es wurden u. a. Glanz- und Chromopapiere hergestellt.  
[[1846]] erhielt Wilhelm Stern eine Konzession zum Betrieb einer Buntpapierfabrik. Im Juni [[1847]] begann er in Fürth mit der Herstellung von buntem, gepresstem Papier sowie Goldpapier, dabei beschäftigte er zunächst 17 Arbeiter.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 204, Nr. 2</ref>. Das Jahr [[1852]] gilt als offizelles Gründungsjahr der Firma. Stern bezog mit seinen Arbeitern ein neues Fabrikgebäude an der Ecke [[Hirschenstraße]] und [[Rosenstraße]].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 293 und 301</ref> Damals beschäftigte der Betrieb 40 Mitarbeiter.


Um 1872 ging die Firma an [[Josef Kaufmann]] über.  
Nach den eher handwerklichen Anfängen wurde bereits [[1855]] eine "Dampf- und Streichmaschine in Betrieb genommen".<ref>August Jegel: "[[Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806 (Buch)|Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806]]", S. 268</ref> Diese strich erstmalig maschinell Papier in Endlosrollen. Es wurden u. a. Glanz- und Chromopapiere hergestellt. Von großer Bedeutung war auch der Einsatz von Graviermaschinen, die der [[Gewerbeverein|Gewerbeverein Fürth]] bereits [[1845]] in Fürth hatte aufstellen lassen. Sie waren mit Walzen für Papier- und Kattundruck und Goldpapierborten sowie Stanzen für Prägwerke ausgerüstet und konnten gepachtet werden. [[1864]] kaufte die Buntpapierfabrik von Wilhelm Stern die Maschinen.<ref>Druckschrift zum 50-jährigen Jubiläum des Gewerbevereins der Stadt Fürth, Fürth 1893, S. 8</ref> Das Absatzgebiet der Waren erstreckte sich inzwischen von Deutschland, Italien und der Schweiz bis nach Amerika. In den siebziger Jahren führten wirtschaftliche Umbrüche und eine verstärkte Mechanisierung dazu, dass die Anzahl der beschäftigten Arbeitnehmer bei der Buntpapierfabrik von 85 im Jahr 1872 auf 47 im Jahr 1879 zurückging. Immer größere Teile des Produktionsablaufs übernahmen Maschinen.


Infolge  des großen Erfolgs wurde [[1889]] in der Südstadt ([[Kaiserstraße]]/Ecke [[Karolinenstraße]]) eine zeitgemäße Fabrik mit Gleisanschluss gebaut und der Maschinenpark erweitert. Ein wichtiges Produkt war das sog. "Stannyn-Papier", das als Ersatz für Staniol in der ganzen Welt patentiert war.
Bis [[27. September]] [[1873]] leitete Wilhelm Stern seine Fabrik als Alleininhaber, dann trat [[Josef Kaufmann]] als Teilinhaber ein. Dieser übernahm die alleinige Leitung ab dem [[22. August]] [[1876]], nach dem Tod von Wilhelm Stern.  


Die Söhne von Josef Kaufmann, [[Berthold Kaufmann]] und Dr. [[Ludwig Kaufmann]] übernahmen die Firma um 1900. Ludwig schied um 1903 aus der Firma aus, so dass Berthold Kaufmann sie alleine weiterführte. Die Universität Erlangen verlieh ihm für seine Verdienste in der Buntpapierfabrikation die Ehrendoktorwürde.
In den achtziger Jahren deckten die Fürther Fabriken von Walz und Stern nahezu Dreiviertel des gesamten Bedarfs an Gold- und Silberpapier auf dem Weltmarkt. Infolge des großen Erfolgs wurde [[1889]] in der Südstadt ([[Kaiserstraße]]/Ecke [[Karolinenstraße]]) eine zeitgemäße Fabrik mit Gleisanschluss gebaut und der Maschinenpark erweitert. Ein wichtiges Produkt war das sog. "Stannyn-Papier", das als Ersatz für Staniol in der ganzen Welt patentiert war.


Am 2. September [[1911]] wurde das Unternehmen als '''Wilhelm Stern & Co., G.m.b.H.''' mit einem Stammkapital von einer halben Million Mark in das Handelsregister Fürth eingetragen, erfuhr aber bald mehrfache Veränderungen, weil nach dem ersten Weltkrieg die Preise stark fielen und auch das Stannyn-Papier aufgrund alternativer Produkte nicht mehr so gefragt war.  
Die Söhne von Josef Kaufmann, [[Berthold Kaufmann]] und Dr. [[Ludwig Kaufmann]] übernahmen die Firma um 1900. Ludwig schied um [[1903]] aus der Firma aus, so dass Berthold Kaufmann sie alleine weiterführte. Die Universität Erlangen verlieh ihm für seine Verdienste in der Buntpapierfabrikation die Ehrendoktorwürde.
 
Am [[2. September]] [[1911]] wurde das Unternehmen als '''Wilhelm Stern & Co., G.m.b.H.''' mit einem Stammkapital von einer halben Million Mark in das Handelsregister Fürth eingetragen, erfuhr aber bald mehrfache Veränderungen, weil nach dem ersten Weltkrieg die Preise stark fielen und auch das Stannyn-Papier aufgrund alternativer Produkte nicht mehr so gefragt war.  
   
   
[[1933]] wurde die Firma an die amerikanische "A.G. Kupfer Bros. Co., New York", verkauft. Dr. Berthold Kaufmann war zunächst Generalbevollmächtigter  der europäischen Fabriken  und später dann Präsident.  
[[1933]] wurde die Firma an die New Yorker "A.G. Kupfer Bros. Co., New York", verkauft. Dr. Berthold Kaufmann war zunächst Generalbevollmächtigter  der europäischen Fabriken  und später dann Präsident. [[1937]] trat ein neuer Geschäftsführer, Dr. Walter Lenger, in das Fürther Werk ein. Maschinenpark, Arbeitsprozesse und Rezepturen wurden vollständig überholt bzw. erneuert. Dadurch gelang es, die Produktion wieder zu steigern. Obwohl Kupfer die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, fiel die Fürther Fabrik unter das Arisierungsgesetz. Kupfer war gezwungen, seinen Anteil von 95 Prozent am Stammkapital zu verkaufen.
[[1937]] trat ein neuer Geschäftsführer, Dr. Walter Lenger, in das Fürther Werk ein. Maschinenpark, Arbeitsprozesse und Rezepturen wurden vollständig überholt bzw. erneuert.  


Nach dem zweiten Weltkrieg war das Werk bis Februar 1946 von Besatzungstruppen belegt. Danach konnte die Fabrikation von Papier in zunächst kleinem Maßstab wieder aufgenommen werden und mit der Zeit gesteigert werden.
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|zweiten Weltkrieg]] war das Werk bis Februar 1946 von Besatzungstruppen belegt. Danach konnte die Fabrikation von Papier in zunächst kleinem Maßstab wieder aufgenommen werden und mit der Zeit gesteigert werden. Im Jahr [[1970]] waren in der Fabrik in der Kaiserstraße 65 Arbeitnehmer, davon 27 Frauen, beschäftigt. Die Firma, die inzwischen zur Aktiengesellschaft umgebildet worden war, ging im Jahr [[1981]] in Konkurs.<ref>Gewerberegister (III/OA/Gw-3,4) des Ordnungsamts der Stadt Fürth, 5. März 1991</ref> Die Firma wurde am [[23. März]] [[1981]] abgemeldet.


==Literatur==
==Literatur==
*  August Jegel: "[[Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806 (Buch)|Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806]]", S. 267 ff
*  August Jegel: "[[Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806 (Buch)|Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806]]", S. 267 ff
neu:
* {{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=179-183}}
* {{BuchQuelle|Geschichte der Stadt Fürth (Buch)|Seite=98-99}}


==Siehe auch==
==Siehe auch==