Karl August von Hardenberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Er gab klare Rahmenlinien seiner Politik vor. Durch die preußische Regierung in Berlin wollte er sich in seinem Handeln unter keinen Umständen einschränken lassen. Lediglich dem preußischen König selbst fühlte er sich zur Rechenschaft verpflichtet.  
Er gab klare Rahmenlinien seiner Politik vor. Durch die preußische Regierung in Berlin wollte er sich in seinem Handeln unter keinen Umständen einschränken lassen. Lediglich dem preußischen König selbst fühlte er sich zur Rechenschaft verpflichtet.  
Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation in [[Franken]] benötigte von Hardenberg einen großen Entscheidungsspielraum. Er musste nach seinem Ermessen und den aktuellen Gegebenheiten handeln dürfen. Sein Ziel war es, ein geschlossenes Staatsgebiet zu schaffen und ein modernes Verwaltungssystem zu formen, um die fränkischen Gebiete der vormaligen Markgrafschaften zu einem Teil [[Preußen]] in Süddeutschland zu entwickeln.  
Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation in [[Franken]] benötigte von Hardenberg einen großen Entscheidungsspielraum. Er musste nach seinem Ermessen und den aktuellen Gegebenheiten handeln dürfen. Sein Ziel war es, ein geschlossenes Staatsgebiet zu schaffen und ein modernes Verwaltungssystem zu formen, um die fränkischen Gebiete der vormaligen Markgrafschaften zu einem Teil Preußen in Süddeutschland zu entwickeln.  


Seit 1792 kämpfte das preußische Königreich in den Kriegen, die nach der [[französischen Revolution]] ausgebrochen waren. Im Jahr 1795 unterzeichnete der preußische König [[Friedrich Wilhelm II]] den [[Sonderfrieden von Basel]]. Dadurch nahm Preußen in der Folgezeit  
Seit 1792 kämpfte das preußische Königreich in den Kriegen, die nach der französischen Revolution ausgebrochen waren. Im Jahr 1795 unterzeichnete der preußische König Friedrich Wilhelm II den Sonderfrieden von Basel. Dadurch nahm Preußen in der Folgezeit  
durch den [[Koalitionsaustritt gegen Frankreich]] eine zunehmend neutrale Haltung in Europa an. Nach all den kriegerischen Auseinandersetzungen der Vorjahre war es attraktiv geworden, in einem friedlichen Staat zu leben. Daher war es Hardenberg leicht möglich, Teile Frankens ohne Widerstand dem Königreich Preußen einzuverleiben. Wirtschaftlich bedeutete der Machtausbau einen Zuwachs der Bevölkerung und der Wirtschaft: 113 000 neue Untergebene brachten der Staatskasse rund 200 000 Gulden an Steuereinnahmen ein.  
durch den Koalitionsaustritt gegen Frankreich eine zunehmend neutrale Haltung in Europa an. Nach all den kriegerischen Auseinandersetzungen der Vorjahre war es attraktiv geworden, in einem friedlichen Staat zu leben. Daher war es Hardenberg leicht möglich, Teile Frankens ohne Widerstand dem Königreich Preußen einzuverleiben. Wirtschaftlich bedeutete der Machtausbau einen Zuwachs der Bevölkerung und der Wirtschaft: 113 000 neue Untergebene brachten der Staatskasse rund 200 000 Gulden an Steuereinnahmen ein.  




=== Justiz- und Polizeikommission in der Kleeblattstadt und das Ende der Dreiherrschaft ===
=== Justiz- und Polizeikommission in der Kleeblattstadt und das Ende der Dreiherrschaft ===


Hardenberg wollte auch Fürth unter seine Herrschaft stellen. 1796 sorgte er dafür, dass das dompropsteiliche Wappen entfernt und durch die preußischen Herrschaftszeichen ausgetauscht wurde. Die bei der Annexion versprochene Wahrung der Rechte und Freiheiten wurden nicht eingehalten. Freiherr von Hardenberg schuf eine neue Behörde, die Justiz- und Polizeikommission. Bamberg lehnte diese Neuerung erwartungsgemäß ab und argumentierte mit ihren angestammten Rechten in Fürth. Hardenberg kommentierte darauf gekonnt damit, dass Fürth im Ansbacher Herrschaftsgebiet läge und damit Preußen einen Anspruch darauf habe.  
Hardenberg wollte auch Fürth unter seine Herrschaft stellen. 1796 sorgte er dafür, dass das dompropsteiliche Wappen entfernt und durch die preußischen Herrschaftszeichen ausgetauscht wurde. <ref> Eger, Addreß-Handbuch, S. 215 </ref> Die bei der Annexion versprochene Wahrung der Rechte und Freiheiten wurden nicht eingehalten. Freiherr von Hardenberg schuf eine neue Behörde, die Justiz- und Polizeikommission. Bamberg lehnte diese Neuerung erwartungsgemäß ab und argumentierte mit ihren angestammten Rechten in Fürth. Hardenberg kommentierte darauf gekonnt damit, dass Fürth im Ansbacher Herrschaftsgebiet läge und damit Preußen einen Anspruch darauf habe.  


Der militärischen Überlegenheit musste der Dompropst in [[Bamberg]] nachgeben. Auch hielt sich Nürnberg mit einem möglichen Widerstand zurück. 1796 hätte sich die Reichsstadt [[Nürnberg]] freiwillig gerne dem fränkischen Preußen anschließen wollen. Daraufhin besetzte Hardenberg die Reichsstadt mit ihrer Zustimmung. Doch der preußische König ließ Hardenberg zurückrudern. Das preußische Königshaus scheute den Konflikt mit dem deutschen Kaiser.  
Der militärischen Überlegenheit musste der Dompropst in Bamberg nachgeben. Auch hielt sich Nürnberg mit einem möglichen Widerstand zurück. 1796 hätte sich die Reichsstadt [[Nürnberg]] freiwillig gerne dem fränkischen Preußen anschließen wollen. Daraufhin besetzte Hardenberg die Reichsstadt mit ihrer Zustimmung. Doch der preußische König ließ Hardenberg zurückrudern. Das preußische Königshaus scheute den Konflikt mit dem deutschen Kaiser.  
Die Kirchenhoheit über Fürth hatte Nürnberg zu dieser Zeit bereits nicht mehr; sie war 1795 an das Dekanat in [[Langenzenn]] übergegangen, das der Vollversammlung der römisch-katholischen Kardinäle in Ansbach unterstand.  
Die Kirchenhoheit über Fürth hatte Nürnberg zu dieser Zeit bereits nicht mehr; sie war 1795 an das Dekanat in Langenzenn übergegangen, das der Vollversammlung der römisch-katholischen Kardinäle in Ansbach unterstand.  


=== „Fürther Freisinn“ ===
=== „Fürther Freisinn“ ===


Als die neue Verwaltungsbehörde ins Leben gerufen wurden, regierten in Fürth noch die Bürgermeister und die Gemeindeversammlung. Jährlich am 26. Dezember kam man zusammen, um die neuen Volksvertreter zu wählen.  
Als die neue Verwaltungsbehörde ins Leben gerufen wurden, regierten in Fürth noch die Bürgermeister und die Gemeindeversammlung. Jährlich am 26. Dezember kam man zusammen, um die neuen Volksvertreter zu wählen.  
Den als selbstständig geltenden Fürthern widerstrebte die strenge preußische Regentschaft, bei der man nicht mitbestimmen durfte. Daran hatten die Herrscher aus dem Nordosten gar kein Interesse, man sprach von „Anarchie in Polizei-Sachen“ und von „[[Fürther Freiheitssinn]]“.  
Den als selbstständig geltenden Fürthern widerstrebte die strenge preußische Regentschaft, bei der man nicht mitbestimmen durfte. Daran hatten die Herrscher aus dem Nordosten gar kein Interesse, man sprach von „Anarchie in Polizei-Sachen“ und von „Fürther Freiheitssinn“. <ref> Deutsches Zentralarchiv Merseburg, Rep. 44 C. N. 763, 5.3.1798 und 9.11.1789 </ref>


Ein Mitarbeiter des Freiherren beschreibt Fürth zu seiner Zeit wie folgt: „die Fürther Einwohner sind gut und leicht zu lenken“. Deutlich wird dennoch die Angst vor dem „Fürther Freiheitssinn“.  
Ein Mitarbeiter des Freiherren beschreibt Fürth zu seiner Zeit wie folgt: „die Fürther Einwohner sind gut und leicht zu lenken“. Deutlich wird dennoch die Angst vor dem „Fürther Freiheitssinn“.  
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==Einzelnachweise und Anmerkungen==
==Einzelnachweise und Anmerkungen==
* Deutsches Zentralarchiv Merseburg, Rep. 44 C. N. 763, 09.11.1789
 
* Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 271 II/12399, 04.06.1789
<references />
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