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'''[[Vorname::Friedrich]] ''[[Vorname::Fritz]]'' [[Nachname::Kempfler]]''', (* [[Geburtstag::6. Dezember]] [[Geburtsjahr::1904]] in [[Geburtsort::Eggenfelden]], † [[Todestag::18. Oktober]] [[Todesjahr::1985]] in [[Todesort::Eggenfelden]]) war ein [[Beruf::Jurist]] und [[Beruf::Politiker]] der [[Partei::NSDAP]] und nach dem 2. Weltkrieg Mitglied der [[Partei::CSU]]. | [[Datei:Kempfler 03.jpg|thumb|right|Fritz Kempfler]]'''[[Vorname::Friedrich]] ''[[Vorname::Fritz]]'' [[Nachname::Kempfler]]''', (* [[Geburtstag::6. Dezember]] [[Geburtsjahr::1904]] in [[Geburtsort::Eggenfelden]], † [[Todestag::18. Oktober]] [[Todesjahr::1985]] in [[Todesort::Eggenfelden]]) war ein [[Beruf::Jurist]] und [[Beruf::Politiker]] der [[Partei::NSDAP]] und nach dem 2. Weltkrieg Mitglied der [[Partei::CSU]]. | ||
==Leben und Beruf== | ==Leben und Beruf== | ||
Eintritt in die NSDAP [[1931]]. Kempfler, der römisch-katholischen Glaubens war, besuchte die humanistischen Gymnasien in Metten und Passau und wurde nach dem Abitur [[1924]] in das Bayerische Maximilianeum aufgenommen. Er studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, Königsberg, Birmingham und München. Nach Referendarexamen [[1928]] und Vorbereitungsdienst legte er [[1931]] das Assessorexamen ab und trat im selben Jahr als Regierungsassessor bei der Niederbayerischen Bezirksregierung in den bayerischen Staatsdienst ein. Nach kurzer Zeit als Regierungsrat beim Landkreis Eichstätt wechselte er in den Dienst der Stadt Fürth, wo er [[1933]] Rechtsrat und [[1934]] | Eintritt in die [[NSDAP]] [[1931]]. Kempfler, der römisch-katholischen Glaubens war, besuchte die humanistischen Gymnasien in Metten und Passau und wurde nach dem Abitur [[1924]] in das Bayerische Maximilianeum aufgenommen. Er studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, Königsberg, Birmingham und München. Nach Referendarexamen [[1928]] und Vorbereitungsdienst legte er [[1931]] das Assessorexamen ab und trat im selben Jahr als Regierungsassessor bei der Niederbayerischen Bezirksregierung in den bayerischen Staatsdienst ein. Nach kurzer Zeit als Regierungsrat beim Landkreis Eichstätt wechselte er in den Dienst der Stadt [[Fürth]], wo er [[1933]] Rechtsrat und [[1934]] erster Beigeordneter und Stadtkämmerer wurde. Als SS Obersturmbannführer wurde er bis Dezember [[1938]] ebenfalls der Stellvertreter des [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]]. Von Dezember [[1938]] war Fritz Kempfler bis zum Kriegsende Oberbürgermeister in Bayreuth. | ||
Am 17. April [[1945]] wurde Kempfler von der United States Army Criminal Investigation Command (CIC) in Bayreuth verhaftet <ref>* Quelle: Bernd Mayer: Kleine Bayreuther Stadtgeschichte. Friedrich Pustet, Regensburg 2010, S. 120. </ref>. Von 1945 bis 1948 war er im Rahmen der Entnazifizierung von der amerikanischen Besatzungsmacht in verschiedenen Lagern interniert. Nachdem die Berufungskammer Regensburg ihn am 5. März 1948 als ''minderbelastet'' einstufte und ihm sechs Monate Bewährungsfrist auferlegte, wurde er freigelassen. Nach Ablauf der Bewährungsfrist ließ er sich [[1949]] als Rechtsanwalt in Eggenfelden nieder. Kempfler war verheiratet und hatte sechs Kinder. | Am [[17. April]] [[1945]] wurde Kempfler von der United States Army Criminal Investigation Command (CIC) in Bayreuth verhaftet <ref>* Quelle: Bernd Mayer: Kleine Bayreuther Stadtgeschichte. Friedrich Pustet, Regensburg 2010, S. 120. </ref>. Von [[1945]] bis [[1948]] war er im Rahmen der Entnazifizierung von der amerikanischen Besatzungsmacht in verschiedenen Lagern interniert. Nachdem die Berufungskammer Regensburg ihn am [[5. März]] [[1948]] als ''minderbelastet'' einstufte und ihm sechs Monate Bewährungsfrist auferlegte, wurde er freigelassen. Nach Ablauf der Bewährungsfrist ließ er sich [[1949]] als Rechtsanwalt in Eggenfelden nieder. Kempfler war verheiratet und hatte sechs Kinder. | ||
==Parteizugehörigkeit== | ==Parteizugehörigkeit== | ||
Seit dem 1. Februar [[1931]] war Kempfler Mitglied der [[NSDAP]] (Mitgliedsnummer 1173 432) <ref>* Quelle: Rainer Trübsbach: Geschichte der Stadt Bayreuth. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1993, S. 335.</ref>. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Kempfler mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse, dem Luftschutz-Ehrenzeichen 2. Stufe und der Deutsch-Italienischen Afrika-Medaille ausgezeichnet. Von 1939 bis 1943 leistete er Kriegsdienst in der Wehrmacht, sein letzter Dienstgrad war Oberleutnant. Nach einer schweren Erkrankung an Aktinomykose wurde Kempfler, der auch SS-Standartenführer war, als wehruntauglich ausgemustert. [[1949]] schloss er sich der [[CSU]] an. Ab [[1955]] war er CSU-Kreisvorsitzender im Landkreis Eggenfelden. | Seit dem [[1. Februar]] [[1931]] war Kempfler Mitglied der [[NSDAP]] (Mitgliedsnummer 1173 432) <ref>* Quelle: Rainer Trübsbach: Geschichte der Stadt Bayreuth. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1993, S. 335.</ref>. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Kempfler mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse, dem Luftschutz-Ehrenzeichen 2. Stufe und der Deutsch-Italienischen Afrika-Medaille ausgezeichnet. Von 1939 bis 1943 leistete er Kriegsdienst in der Wehrmacht, sein letzter Dienstgrad war Oberleutnant. Nach einer schweren Erkrankung an Aktinomykose wurde Kempfler, der auch SS-Standartenführer war, als wehruntauglich ausgemustert. [[1949]] schloss er sich der [[CSU]] an. Ab [[1955]] war er CSU-Kreisvorsitzender im Landkreis Eggenfelden<ref>* Quelle: Hans Seidelstiftung. Homepage Stand 1. November 2013, 20:00 Uhr [http://www.hss.de/mediathek/archiv-fuer-christlich-soziale-politik/nachlaesse/k.html HP]</ref>. | ||
==Oberbürgermeister in Bayreuth== | ==Oberbürgermeister in Bayreuth== | ||
In der Pogromnacht versuchte Fritz Kempfler als Oberbürgermeister zwar die Ausschreitungen etwas einzugrenzen, jedoch hielt sich sein Engagement in Grenzen. U.a. war an diversen Arisierungen (z.B. Kaufhaus Loher) beteiligt und an dem Ankauf und Abriß eines Wohn- und Geschäftshauses, das Eigentum zweier jüdischer Familien war und das die Nazionalsozialisten als "eine beispiellose jüdische Frechheit" ansahen. Den Abriß hatte Hitler persönlich verlangt, der zu jeder Festspielaufführung zweimal an ihm vorbei fahren mußte. Um das Haus abreissen zu können, mußte es die Stadt erst ankaufen - zu einem weit unter dem tatsächlichen Wert liegenden Betrag. Die Eigentümer wurden bedroht und unter Druck gesetzt bis sie schließlich unterschrieben. Auf Initiative Kempflers wurde am 16. | In der Pogromnacht versuchte Fritz Kempfler als Oberbürgermeister zwar die Ausschreitungen etwas einzugrenzen, jedoch hielt sich sein Engagement in Grenzen. U.a. war an diversen Arisierungen (z.B. Kaufhaus Loher) beteiligt und an dem Ankauf und Abriß eines Wohn- und Geschäftshauses, das Eigentum zweier jüdischer Familien war und das die Nazionalsozialisten als "eine beispiellose jüdische Frechheit" ansahen. Den Abriß hatte Hitler persönlich verlangt, der zu jeder Festspielaufführung zweimal an ihm vorbei fahren mußte. Um das Haus abreissen zu können, mußte es die Stadt erst ankaufen - zu einem weit unter dem tatsächlichen Wert liegenden Betrag. Die Eigentümer wurden bedroht und unter Druck gesetzt bis sie schließlich unterschrieben. Auf Initiative Kempflers wurde am [[16. Mai]] [[1939]] mit dem Abbruch begonnen. | ||
Zur Pogromnacht selbst gibt es in den Spruchkammerakten folgenden vermerk: "''Der Leiter der Bayreuther Polizei, Major der Schutzpolizei Kesselring, machte gegen 22.45 Uhr dem Oberbürgermeister Dr. Kempfler telefonisch Meldung, daß auch im Gau Bayer. Ostmark schon Judenaktionen durchgeführt würden, in Bamberg die Synagoge bereits in Brand gesetzt worden sei und daß auch die Bayreuther SA und SS die Inbrandsetzung der Synagoge beabsichtigen. Er habe deshalb sofort einige Polizeibeamte und ein Löschfahrzeug der Feuerwehr zur Sicherung der Synagoge dorthin beordert, was die Billigung des Oberbürgermeisters Kempflers fand. | Zur Pogromnacht selbst gibt es in den Spruchkammerakten folgenden vermerk: "''Der Leiter der Bayreuther Polizei, Major der Schutzpolizei Kesselring, machte gegen 22.45 Uhr dem Oberbürgermeister Dr. Kempfler telefonisch Meldung, daß auch im Gau Bayer. Ostmark schon Judenaktionen durchgeführt würden, in Bamberg die Synagoge bereits in Brand gesetzt worden sei und daß auch die Bayreuther SA und SS die Inbrandsetzung der Synagoge beabsichtigen. Er habe deshalb sofort einige Polizeibeamte und ein Löschfahrzeug der Feuerwehr zur Sicherung der Synagoge dorthin beordert, was die Billigung des Oberbürgermeisters Kempflers fand. | ||
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==Abgeordneter== | ==Abgeordneter== | ||
Kempfler war ab [[1956]] Kreistagsabgeordneter im Landkreis Eggenfelden. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von [[1957]] bis [[1976]] an. Er vertrat den Wahlkreis Pfarrkirchen (211 bzw. 217) in vier Wahlperioden im Parlament. | Nach dem 2. Weltkrieg tratt Kempfler in die CSU ein. Kempfler war von 1955 bis 1970 Vorsitzender der CSU KV Eggenfelden und ab [[1956]] Kreistagsabgeordneter im Landkreis Eggenfelden. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von [[1957]] bis [[1976]] an. Er vertrat den Wahlkreis Pfarrkirchen (211 bzw. 217) in vier Wahlperioden im Parlament. Während dieser Arbgeordnetenzeit war er Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union seit [[1966]], [[1966]]-[[1969]] Vorsitzender, dann stv. Vorsitzender des Geschäftsordnungsausschusses der Versammlung der Westeuropäischen Union. | ||
Vor der Abstimmung über die 26. Änderung des Grundgesetzes gab er am [[18. Juni]] [[1970]] gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Linus Memmel und dem [[SPD]]-Abgeordneten Dr. Klaus-Peter Schulz eine Erklärung ab, dass er sich der Stimme enthalten müsse, weil er zwar die künftige Zuständigkeit des Bundes für den Hochschulbau unterstütze, aber die Herabsetzung des Wahlalters von 21 auf 18 Jahre ablehne. Er kritisierte in der Erklärung die aus seiner Sicht unsinnige Verquickung zweier Gegenstände, die keinen Bezug zueinander hätten. Vielmehr ''bezweifelten er die geistige Reife der Jugendlichen und befürchteten schädliche Folgen für die Gemeinschaft. Die Herabsetzung des Wahlalters privilegiere die Unreife und sei kein Zugewinn für die demokratische Ordnung'', so seine Argumente. Mit 441 Abgeordnete stimmten der Grundgesetzänderung zu, so dass die Änderung des Grundgesetzes am 31. Juli 1970 in Kraft trat. <ref> * Quelle: Deutscher Bundestag [http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2012/39287766_kw23_kalender_wahlalter/index.jsp Internet] </ref> | Vor der Abstimmung über die 26. Änderung des Grundgesetzes gab er am [[18. Juni]] [[1970]] gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Linus Memmel und dem [[SPD]]-Abgeordneten Dr. Klaus-Peter Schulz eine Erklärung ab, dass er sich der Stimme enthalten müsse, weil er zwar die künftige Zuständigkeit des Bundes für den Hochschulbau unterstütze, aber die Herabsetzung des Wahlalters von 21 auf 18 Jahre ablehne. Er kritisierte in der Erklärung die aus seiner Sicht unsinnige Verquickung zweier Gegenstände, die keinen Bezug zueinander hätten. Vielmehr ''bezweifelten er die geistige Reife der Jugendlichen und befürchteten schädliche Folgen für die Gemeinschaft. Die Herabsetzung des Wahlalters privilegiere die Unreife und sei kein Zugewinn für die demokratische Ordnung'', so seine Argumente. Mit 441 Abgeordnete stimmten der Grundgesetzänderung zu, so dass die Änderung des Grundgesetzes am 31. Juli 1970 in Kraft trat. <ref> * Quelle: Deutscher Bundestag [http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2012/39287766_kw23_kalender_wahlalter/index.jsp Internet] </ref> | ||
Zwei Jahre später, am 9. Juni [[1972]], stimmte er ebenfalls gegen die Änderung des Wahlrechts (entgegen der Mehrheit der CDU/CSU-Fraktion) gemeinsam mit Memmel - und dem zwischenzeitlich zur Unionsfraktion übergetretenen Schulz - die eine Herabsetzung des Volljährigkeitsalters auf 18 Jahre vorsah. | [[Datei:Kempfler Grabinschrift.jpg|thumb|right|Grabinschrift]]Zwei Jahre später, am [[9. Juni]] [[1972]], stimmte er ebenfalls gegen die Änderung des Wahlrechts (entgegen der Mehrheit der CDU/CSU-Fraktion) gemeinsam mit Memmel - und dem zwischenzeitlich zur Unionsfraktion übergetretenen Schulz - die eine Herabsetzung des Volljährigkeitsalters auf 18 Jahre vorsah. | ||
Zeitweise gehörte er der Versammlung der Westeuropäischen Union an, deren Geschäftsordnungsausschuss er von [[1966]] bis [[1969]] und [[1974]] bis [[1977]] leitete. | Zeitweise gehörte er der Versammlung der Westeuropäischen Union an, deren Geschäftsordnungsausschuss er von [[1966]] bis [[1969]] und [[1974]] bis [[1977]] leitete. |