Karl Andreas Gutmann
- Vorname
- Karl Andreas
- Nachname
- Gutmann
- Geschlecht
- männlich
- Todesort
- Poppenreuth
- Partei
- Pfarrer
- Friedhof
- Poppenreuth
Karl Andreas Gutmann war von 1880 bis 1892 Pfarrer in Poppenreuth. In diese Zeit fiel das Jubiläum des 400. Geburtstags Martin Luthers, das 1883 überall im deutschen Kaiserreich mit großem Aufwand gefeiert wurde. Gutmann sorgte dafür, dass die Kirche St. Peter und Paul neue Glasgemäldefenster erhielt. Das letzte Fenster aus dem Christuszyklus trug als einziges ein genaues Datum: 10. November 1883. Das war der Termin dieses großen Lutherfestes.
Das junge, geeinte Kaiserreich suchte noch nach Identifikationssymbolen und aus dieser Interessenslage wird erklärlich, dass die Lutherinterpretation jener Jahre den Reformator als deutsche Persönlichkeit heraus stellte, die auch das Haupt vor dem welschen Papst nicht gebeugt hatte.
Pfarrer Gutmann und die Chorfenster von St. Peter und Paul
Für die Planung der Poppenreuther Chorfenster hatte man sich keinen geringeren als den Professor der Nürnberger Kunstgewerbeschule Friedrich Wilhelm Wanderer ausgesucht. Als Vorgänger der Wandererfenster existierten schlichte Glasrautenfenster. Gegen die übermäßig hereinströmende Sonne schützten grüne Vorhänge aus Leinwand, die wohl immer verblichen waren. In dem obersten Teil jeden Fensters war das Wappen einer Nürnberger Patrizierfamilie integriert. Diese teilweise defekten Glaswappenscheiben wurden von Professor Wanderer ergänzt und nach der großen Chorfensterumgestaltung zu weiteren Wappen an der Kirchenschiffsüdseite, gleich neben der Kanzel, zusammengefasst.
1879 war Wanderer noch auf der Münchner Kunstausstellung mit der Goldmedaille für das Kaiserfenster der Nürnberger Lorenzkirche ausgezeichnet worden. Wanderer war sonderlich von August von Kreling beeinflusst (der in Poppenreuth für die historistische Umgestaltung der Kirche 1859/60 verantwortlich zeichnete und dabei u.a. den neugotischen Taufstein und die Kanzel entworfen hatte). In Nürnberg wurde keine Kunstfrage behandelt, ohne dass sein Rat eingeholt wurde.
Pfarrer Gutmann, der von 1880 bis 1892 in Poppenreuth Pfarrer war, ließ sich das Konzept von Wanderer bereits 1881 vortragen. Im gleichen Jahr wurden noch das Oster- und das Pfingstfenster verwirklicht. Über die Ausführung des Passionsfensters herrschte Uneinigkeit. Gutmann bevorzugte den Einzug Jesu in Jerusalem (also Palmsonntag) und die Ölbergszene. Wanderer legte auf Karfreitag wert. Letztlich setzte sich dann Wanderer in dieser Frage durch.
Nachdem im Folgejahr das Passionsfenster und das Fenster „Leben und Wirken Christi“ ausgeführt worden war, gingen die Geldmittel für das letzte Fenster zu Neige. So entschloss sich der Kirchenvorstand und Pfarrer Gutmann einen der vielen Abendmahlskelche an das Hamburgische Kunst- und Gewerbemuseum zu verkaufen. Mit dem Erlös wurde das Weihnachtsfenster finanziert. In diesem Fenster stand unten das Datum des 400-jährigen Lutherjubiläums: 10. November 1883.
Leider ist die Weihnachtsszene mit jenem historischen Datum im Zweiten Weltkrieg bei einem Tieffliegerangriff durch die Druckwellen zerstört worden. Lediglich der Stern über dem Stall von Bethlehem blieb im Mittelteil erhalten. In der Nachkriegszeit wurde das kürzere Pfingstfenster von der Chorsüdseite unten an die Stelle der ursprünglichen Weihnachtsszene umgesetzt. Damit konnte man einen einheitlich farbigen Eindruck in ein und derselben Künstlerhandschrift bewahren. Als Ergebnis erscheint allerdings heute im Poppenreuther Fensterzyklus eine spezielle Besonderheit:
Pfingsten steht unter dem Stern von Bethlehem.
Gleichzeitig ließ Karl Andreas Gutmann in der Ölbergkapelle eine Luther- und Melanchthonscheibe einsetzen. Das Lutheraquarell des Schnieglinger Lehrers S. Riegel kam im gleichen Jahr 1883 neben die Kanzel.
Für den Chorraum entwarf Friedrich Wanderer noch eine Tafel zum Gedächtnis der gefallenen Soldaten aus dem Reichsgründungskrieg von 1870/71. Diese Holztafel mit dem Friedensengel ersetzte vorhergehende Marmortafeln. Heute hängt diese Gedächtnistafel innen über dem Turmeingang.
Pfarrer Gutmann bewies auch forthin Sinn für die Symbolik von Geschichtszahlen. So wurde in seiner Zeit die Poppenreuther Friedhofskapelle im Dreikaiserjahr 1888 gebaut.
Siehe auch
Einzelnachweise
Bilder