Poppenreuther Weihnachtskrippe

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Die Poppenreuther Weihnachtskrippe in der Kirche St. Peter und Paul

Die Poppenreuther Weihnachtskrippe

Weihnachtskrippen werden als Veranschaulichungen des biblischen Weihnachtsgeschehens auf Grundlage des Matthäus- und Lukasevangeliums aufgestellt. In Deutschland gibt es traditionellerweise zwei unterschiedliche Typausformungen, die orientalisch und die alpenländisch geprägten Krippen. Erstere geben kund, wie sich Abendländer Jesu Geburt in einem idealtypischen Orient vorstellen. Letztere übersetzen das bethlehemitische Geburtsgeschehen ins Alpengebiet. Aufgrund von Missionstätigkeit bzw. Partnerschaftsbeziehungen finden sich in deutschen Kirchen seit einiger Zeit auch manchmal lateinamerikanische oder afrikanische (siehe in Fürth St. Michael) Interpretationen der Weihnachtsgeschichte.

Eine Sonderstellung nimmt die Poppenreuther Krippe ein. Diese Weihnachtskrippe wird seit 2004 neu gestaltet und lokal stark verortet. So baute der Krippenbauer Kurt Schubert zuerst die Poppenreuther Pfarrscheune als Gebäude für den Stall nach. Nun werden die Figurengruppen Jahr für Jahr erweitert.

Die Weisen im Gewande der Dreiherrschaft

Die Dreiherrschaft

Die Weisen aus dem Morgenland – traditionellerweise als drei Könige (wegen der drei Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe) wiedergegeben –, stellen im Poppenreuther Fall die Dreiherrschaft dar – also den Markgraf von Ansbach, den Nürnberger Rat und den Bischof von Bamberg. Der Markgraf mit Wappenfahne und im Hermelin in kniender Position, der Nürnberger Ratsherr leicht gebeugt an zweiter Position, durch Wappen auf der Rückseite als einer der Familie Loeffelholz kenntlich gemacht und, weil in Poppenreuth der Bezug zu Nürnberg über diese Patrizierfamilie hergestellt wurde, die 1507 erste Besitzungen in dem Dorf erwarb, – und als letzter aufrecht stehend der Bischof von Bamberg durch Ornat und entsprechendem Wappen auf der Rückseite gut zu erkennen.

Das Knoblauchsländer Bauernpaar

Der Hirtenreigen wird angeführt durch ein Knoblauchsländer Bauernpaar mit Gemüsehandkarren. Die Frau trägt die typische Tracht der Poppenreuther Landwirtsfrauen.[1] Charakteristisch ist dafür ein schwarzgehaltenes Oberteil mit schwarzem Rock, das violette Halstuch und die hohe schwarze Bänderhaube. Hinter den Bauersleuten ein traditioneller Schäfer des Typus „der gute Hirte“ (nach dem Gleichnis Lukas 15,4-7 und den Gleichnisreden Johannes 10, 11 + 14) mit Schäfchen auf der Schulter.

Die Frau aus Tansania

Hinter den Weisen steht eine Frau aus Afrika, aus Tansania. Das evang.-luth. Dekanat Fürth unterhält seit 1995 eine Partnerschaft zu Siha in der Norddiözese der evangelisch-lutherischen Kirche von Tansania. Poppenreuth ist als Gemeinde des Dekanates Fürth an dieser Partnerschaft beteiligt. Das tansanische Dekanat Siha liegt an den westlichen Abhängen des Kilimanjaro und reicht bis in die Massai-Steppe.

Die Flüchtlingsfrau in der Krippe

Die Flüchtlingsfrau

Etwas vor den Weisen ist eine Flüchtlingsfrau positioniert. Sie ist verschleiert mit Hijab und trägt einen Koffer. Diese Figur nimmt Bezug auf die große Fluchtbewegung der Jahre 2015 und 2016. Im Januar 2016 erhielt Poppenreuth eine Gemeinschaftsunterkunft, die von der evangelischen Kirchengemeinde in besonderer Weise betreut wurde.

Der Mann aus Papua-Neuguinea

Hinter den Knoblauchsländer Bauersleuten steht ein bärtiger Mann mit Buschtrommel aus Papua-Neuguinea. Mit Papua-Neuguinea verbinden evangelische Christen in Bayern die Missionstätigkeit von Neuendettelsau. Nachdem der nordöstliche Teil der Insel Neuguinea 1885 deutsche Kolonie geworden war (Kaiser-Wilhelms-Land), reiste Johann Flierl 1886 als erster protestantischer Missionar dorthin. Heute ist die evangelisch-lutherische Kirche von Papua-Neuguinea mit über einer Million Mitgliedern (1.269.361 laut der letzten Volkszählung von 2011) die größte evangelische Kirche im pazifischen Raum und über partnerschaftliche Kollekten den Fürthern sonderlich bekannt.

Der Inka

Am Eingang der Pfarrscheune, gleich vor der heiligen Familie (Maria und Josef mit dem Jesuskind in der Krippe, dahinter Ochs und Esel) kniet ein Inka mit Schäfchen. Er komplettiert damit die Aussage, die als Überschrift über dem gesamten Weihnachtsbild stehen könnte: „die Welt kommt zum Christuskind“.

Der Engel aus Bethlehem

Auf dem Dach über dem Eingang zur Pfarrscheune mit der Geburtsszene befindet sich ein Verkündigungsengel. Er setzt sich von den anderen Figurdarstellungen sowohl farblich als auch von Holz- und Schnitzart ab. Auf einer Gemeindereise nach Israel wurde er 2015 in Bethlehem bei Olivenholzschnitzern gekauft. In der Poppenreuther Weihnachtskrippe macht er nachdrücklich darauf aufmerksam, dass Engel „aus anderem Holz geschnitzt“ sind.

Der Leichenbitter mit den Zügen von Kurt Schubert

Der Holzschnitzer Kurt Schubert als Leichenbitter mit Kreuzstein

Am 17. Dezember 2018 ist der Krippenbauer Kurt Schubert verstorben. Er war dabei, noch einen Taubenschlag für die Poppenreuther Krippe zu erstellen. Den Abschluss der Figurengruppe bildet nun die Darstellung eines Leichenbitters[2] am rechten Rand der Krippe, der auch die Züge von Kurt Schubert trägt. Der Leichenbitter war traditionsgemäß auch Hochzeitslader.[3] Dies wird nach der Colorierung durch die Verschiedenfarbigkeit der Bänder symbolisiert werden. Der Leichenbitter/Hochzeitslader wird durch den Kreuzstein in Poppenreuth verortet.

Selbst die Geschlechterausgeglichenheit als Problem bei Krippendarstellungen wurde berücksichtigt. Die Unausgewogenheit kommt ja schon allein durch die drei Weisen aus dem Morgenland zustande. Bei der Weihnachtsszene in Poppenreuth wurde versucht, mit einigen Frauenfiguren diesem traditionellen Ungleichgewicht gegenzusteuern.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. vgl. Barbara Ohm, „Poppenreuth - Geschichte eines Fürther Dorfes (Buch)“, Seite 82 f.
  2. Damit wird an eine Motivik angeschlossen, die bereits in den Geburtsszenen den Kreuzestod andeutet. So z. B. in orthodoxen Darstellungen, wenn das neugeborene Christuskind mit Windeln eingeschnürt - einer Mumie vergleichbar - in einer Futterkrippe ruht, das einem Steinsarkophag gleicht; oder in Verkündigungsszenen der Erzengel Gabriel ein Szepter in Händen hält, das mit einem Kreuz bekrönt ist.
  3. damit wird auch auf "die Hochzeit zu Kana" verwiesen, dem ersten Auftritt Jesu nach dem Johannesevangelium

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