Brauerei Grüner
Brauerei Grüner Fürth | |
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Gründung: | 1709 bzw. 1860 |
Schließung: | 1977 |
Daten | |
Hauptsitz: | Gartenstraße 11
Rosenstraße 14 |
Neubauten: | siehe unten |
Gesellschaftsform: | seit 1896: AG |
Die Brauerei Grüner war eine der fünf bedeutenden Großbrauereien im Fürth des 19. / 20.Jahrhundert.
Geschichte des Brauhauses
Die erste nachweisbare Urkunde zur Brauerei stammt vom 11. April 1709. [1] Hier erhielt Friedrich Wunderer für das Anwesen Gartenstraße 16/ Wasserstraße 9 die Brauereikonzession von der markgräflichen Regierung in Ansbach. Friedrich Wunderer selbst kam aus Boxdorf und hatte das Anwesen um 1700 gekauft. Die Braureikonzession schien er allerdings nur zur Wertsteigergung des Objektes erworben zu haben, da er selbst weder Brauer war - noch selbst Bier gebraut hat. Im gleichen Jahr verkaufte Friedrich Wunderer das Anwesen an Johann Schmid aus Ansbach. Johann Schmid war zuvor Ratsherr in Ansbach - und vorallem gelernter Brauer. Bereits kurz nach dem Kauf des Anwesens im Jahr 1709 begann Johann Schmid mit dem Brauen von Bier, so dass zumindest hier die Geburt der Brauerei festgestellt werden kann. In den folgenden Jahren konnte er die angrenzenden Grundstücke kaufen, und damit das Anwesen deutlich vergrößern. Als Johann Schmid 1713 starb heiratete die Witwe den Bierbrauer Johann Hörnlein, der den Betrieb weiter ausbaute.[2] 1723 wird die Brauerei mit folgenden Objekten beschrieben: ein großes Wohnhaus, Hinter- und Bräuhaus, Stadeln, Schupen, Brunnen, Schweineställe und ein großer Hofreit mit je einer Torausfahrt zur Garten- und Wasserstraße.[3] In den folgenden Jahren wechselten die Besitzer des öfteren, die inzwischen dem "Domprobstei Bambergisches Lehen" angehörten. Die Besitzer waren laut der Wunschel Häuserchronik [4] wie folgt:
- 1700 Wunderer Frierich
- 1709 Schmid Johann
- 1713 Hörnlein Johann & Margarete
- 1752 Humbser Johann Adam
- xxxx Steinberger Georg Friedrich
- 1779 Steinberger Klara Sofia
- 1790 Reuter Johann Martin und Frau Klara Sofia, geb. Steinberger
- 1828 Humbser Michael
- 1840 Humbser Michael senior
- 1851 Selig Heinrich & Fischer
- 1860 Heine Friedrich Wilhelm - Onkel von Grüner Johann
- 1862 Grüner Johann Heinrich & Georg
Geschichte der Grüner Bräu
Erstmals 1860 bzw. 1862 erscheint im Zusammenhang mit Bier der Name Grüner in Fürth. Die Brüder Johann Georg (* 19. Februar 1833, † 28. Februar 1881), Johann Heinrich (†1893) und Georg Heinrich Grüner aus Altdorf erwarben am 3. Mai 1860 eine Brauerei an der Gartenstraße, auf deren Grundstück bereits seit dem 11. April 1709 eine erst später genutzte "Bräugerechtigkeit" lag, und baute diese 1863 auf dem Gelände zwischen Rosen-, Garten- und Wasserstraße stark aus. Nacheinander wurden die Mälzerei, das Sudhaus, die Gär- und Lagerkeller ausgebaut. Allerdings sorgte bereits kurz vor der Fertigstellung des Neubaus die Brauerei für Schlagzeilen, als der Felsenkeller unterhalb des Anwesens kurz vor Fertigstellung 1866 einstürzte und eine große Menge Bier verloren ging. [5] Um kurzfristig einen Ersatz für den verloren gegangen Lagerkeller zu schaffen, wich man auf das Familienanwesen in der Vacher Straße aus und baute hier von 1866 bis 1872 einen neuen Felsenkeller, dem heute noch existierenden Grüner-Keller.
Als die Gebrüder Grüner die Brauerei übernahmen, entsprach 1860 der Bierausstoß "lediglich" 5500 hl Bier. Bis 1865 erreichten die Gebrüder Grüner bereits einen Bierausstoß von 20.000 hl Bier. Seine Söhne (Heinrich, Georg und Johann Georg), die das Unternehmen nach dem Tod des Vaters Johann Heinrich Grüner 1866 übernommen hatten, konnten den Bierausstoß bis 1890 weiter erhöhen - auf ca. 63.000 hl Bier. Mit dem Beginn der Industriealisierung und der zügigen Anbindung Fürths an das damals neu entstehnde Bahnnetz stand dem Export des Grüner Biers nichts mehr im Weg. Eigens hierfür wurden sechs Eisenbahnwaggons mit Eiskühlung angeschafft.
Am 18. September 1896 wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, nachdem Georg Heinrich Grüner nach dem Tod der Brüder Alleininhaber geworden war. Der offizielle Name der Brauerei lautete nun wie folgt: Aktienbrauerei Fürth, vorm. Gebrüder Grüner in Fürth [6]. Das Stammkapital betrug am Gründungstag 1 350 000 Mark. Direktor wurde Hermann Grüner, der Sohn des Kommerzienrates Heinrich Grüner. Unter seiner Leitung konnte das Brauereianwesen stetig erweitert und modernisiert werden, so dass der Bierausstoß bis kurz vor Kriegsbeginn 1914 bei knapp 100 000 hl Liter war.
Folgende technische Neuerungen wurden u.a. in der Grüner vorgenommen [7]
- 1898 Errichtung eines Eishauses auf dem Gelände Gartenstraße 14
- 1907 Errichtung einer maschinellen Flaschenfüllerei
- 1910 Errichtung eines Malzsilos
- 1927 Errichtung eines zweiten Sudhauses
- 1928 Errichtung einer neuen Hofpenseieranlage
- 1929 Errichtung einer Tank- und Benzinzapfstelle für firmeneigene Fahrzeuge
- 1935 Errichtung eines 35,20 m hohen Schornsteins aus Eisenbeton
Hermann Grüner, ab 1922 wie sein Vater auch mit dem vom Bay. Staat verliehenen Titel Kommerzienerat, ging 1928 in Rente. Die Aktiengesellschaft besaß zu diesem Zeitpunkt dreizehn eigene Wirtschaftsanwesen in Fürth, Nürnberg und Erlangen. Der Gebäudekomplex der Brauerei Wasserstraße/ Rosenstraße umfaßte ca. 7 ha. [8] 1926 wurde die Brauerei erneut umbenannt in: Grüner-Bräu A.G., Fürth/B. [9]
Der letzte männliche Namensträger Dr. jur. Karlheinz Grüner sollte nach dem Ausscheiden seines Vaters Hermann Grüner die Geschäfte der Grüner Brauerei übernehmen. Allerdings kam es nicht mehr dazu. In der Festschrift zum 75. jährigen Bestehen der Grüner Brauerei AG heißt es hier: Ein tragisches Geschick riß ihn, den letzten männlichen Träger des Familiennamnes, jedoch vorzeitig aus dem Leben: Er fiel 1942 als Hauptmann in Rußland. Nach dem Tod übernahm der Brauereidirektor Wilhelm Schülein die Geschäfte, der zuvor allerdings auch für die NSDAP - gemeinsam mit Gustav Schickedanz - in den Stadtrat berufen waren. Die Aufgabe der beiden berufsmässigen Stadträte war gem. dem Gauleiter Holz die Arisierung in Fürth voranzutreiben. Schülein trieb die Modernisierung und Erweiterung des Grüner massgeblich voran. So wurden u.a. in der Ära Schülein folgende Übernahmen getätigt:
- 1936 Kauf der Brauerei Zirndorfer
- 1940 Kauf der Eiswerke Fürsattel Nürnberg
- 1956 Kauf von ca. 98% der Atktien der Henninger-Reifbräu Erlangen
Nach dem Krieg wurde die Grüner Bräu A.G. zunächst von der US Armee annektiert. Hierzu steht im Skript zur Festschrift des 75. jährigen Bestehens der AG folgendes: Bald nach dem Einmarsch der Amerikaner verstopften unübersehbare Kolonnen von US-Lastwagen die Rosenstraße und die angrenzenden Straßenzüge.... Die hygienischen Verhältnisse entsprachen den überaus verwöhnten Ansprüchen der Amerikaner... und so wurde die Grüner Bräu AG durch Armeebefehl zur ersten und zunächst einzigen Armee-Bierbrauerei der amerikanischen Besatzungsmacht für die gesamte US-Zone ernannt. [10] Im Umkehrschluss bedeutete dies aber, dass es Grüner Bier für die Fürther Bevölkerung unmittelbar nach dem Krieg kaum noch gab. Den Bierdurst der Bevölkerung deckte Grüner zu dieser Zeit durch die 1936 erworbene Zirndorfer Braurerei ab, neben den anderen noch bestehtenden Brauereien in Fürth.
1957 verstarb Wilhelm Schülein, der nach dem Krieg ebenfalls als harmloser Mitläufer klassifiziert wurde (siehe Gustav Schickedanz). Bis zu seinem Tod konnte der Bierausstoß auf mehr als 15,5 Mio Liter gesteigert werden.
Ungeachtet dessen blieb die Mehrheit der Aktien in der noch verbliebenen Familie Grüner, weswegen man noch bis Ende der 1960er Jahre von einer sog. "Familienaktiengesellschaft" sprechen konnte.
Übernahme und Stilllegung
Die Grüner-Bräu AG expandierte nach dem 2. Weltkrieg weiterhin. So konnten Sie Anfang der 1960´er Jahre über ein Vertriebsnetz von knapp 600 Absatzstellen im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen berichten. Gleichzeitig wurden Vertrieb-Depots außerhalb der Region aufgebaut, so z.B. 1961 in Ulm, Mannheim, Weiden; 1962 in Würzburg und 1968 in Aschaffenburg und Ingolstadt. Gleichzeitig versuchte man den allgemeinen Trinkgewohnheiten der Deutschen gerecht zu werden, in dem immer mehr nicht alkoholische Getränke im Sortiment aufgenommen wurden. In der Festschrift wird leicht zynisch davon berichtet, dass die Motorisierung ungeahnte Ausmaße annehmen, was widerum zwangsläufig beim Biergenuß Grenzen setzt. Der Verzicht auf Alkohol am Steuer sei nicht wegen der drohenden Strafen durch die Polizei ratsam (Zitat: die Polizei merkt schließlich doch nicht alles!), sondern vor allem aus Rücksicht auf seine gesunden Glieder oder Leib und Leben der ihm anvertrauten Begleitperson. [11]
Ende der 1960er Jahre stieg die Schickedanz-Gruppe bei der Brauerei Grüner ein und übernahm zunächst knapp 40 % des Aktienpakets. Anfang der 1972 übernahm schließlich die Patrizier AG die Aktienmehrheit an der Grüner-Bräu A.G. und ließ diese in dem eigenen Unternehmen als Marke aufgehen. Der Brauerei-Betrieb wurde 1977 eingestellt.
Die Brauereigebäude wurden noch eine Weile als Lager genutzt und dann Ende der 1980´er Jahre abgerissen. Auf dem Gelände erinnern heute lediglich Teil der Fassade vom Sudhaus und der ehem. Torbogen zur Brauerei an die Grüner Brauerei. Auf dem Brauereigelände ist heute ein Altenheim, eine dichte Wohnbebauung und ein Supermarkt zu finden.
Wiederbelebung der Marke
Im September 2011 wurde bekannt, dass die Tucher Bräu plant, die Traditionsmarke Grüner wieder aufleben zu lassen.[12] Der alte Werbespruch der Marke darf heute allerdings nicht mehr verwendet werden, wodurch eine nicht unerhebliche Zahl an bereits neu gefertigten Bierkästen wieder vernichtet werden musste. Der Begriff bekömmlich wird deshalb nun durch begehrt ersetzt.[13] Hintergrund ist, dass gem. einer EU-Verordnung alkoholische Getränke mit mehr als 1,5% Alkohol nicht als "bekömmlich" benannt werden dürfen. Bei der Vorstellung des neuen Sudes am 29.09.2011 im ehemaligen Grüner-Keller, sowie auf der Michaelis-Kirchweih 2011 waren jedoch noch neu gefertigte Bierkästen, Gläser und Werbeschilder mit dem originalen Werbespruch in Umlauf. Als erste Gaststätte brachte der Gelbe Löwe in der Gustavstraße das Bier vom Faß zum Ausschank.
Werbung
Trivia
Der bekannteste Werbespruch der Brauerei lautete:
"GRÜNER BIERE - beliebt bekannt bekömmlich".
Siehe auch
- Brauerei Geismann
- Brauerei Bergbräu
- Brauerei Humbser
- Brauerei Evora&Meyer
- Grüner Bräu (Gaststätte)
- Grüner Bräustüberl
- Grünerstraße
Literatur
- Bierbrauereien. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 48 - 49
- Koch/Täubrich: Bier in Nürnberg-Fürth, Hugendubel, 1987
- Die Fürther Häuserchronik "Alt Fürth", Fürth, 2010, Städtebilder Verlag
Lokalpresse
- Johannes Alles: Wiedergeburt eines Fürther Bieres. In: Fürther Nachrichten vom 21. September 2011 FN
- Johannes Alles: Grüner Bier fließt aus allen Hähnen. In: Fürther Nachrichten vom 26. Januar 2012 FN
Einzelnachweise
- ↑ * Quelle: Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/ Bayern
- ↑ * Quelle: Alt Fürth - Wunschel Chronik, Fürth 1940
- ↑ * Quelle: Salbuch des Bambergischen Domprobsteiamtes Fürth
- ↑ * Quelle: Wunschel Häuserchronik Fürth, 1940, Stadtarchiv
- ↑ * Quelle: Fürther Tageblatt - In den Fürther Katakomben, 26./27. November 1932
- ↑ * Quelle: Beglaubigte Abschrift der Urkunde für Hrn. Comerzienrat Heinrich Grüner, Brauereibesitzer in Fürth von dem Kgl. Notar Johann Baptist Fick in Fürth, vom 16.0.1886, Stadtarchiv Fürth
- ↑ * Quelle: Handschriftliche Chronik der Brauerei Grüner, ca. 1950, Stadtarchiv
- ↑ * Quelle: Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/ Bayern
- ↑ * Quelle: Abschrift - Der Aufsichtsrat der Aktienbrauerei vorm. Gebr. Grüner, S.1, Stadtarchiv
- ↑ * Quelle: Skript - Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/ Bayern, 1970, S. 16
- ↑ * Quelle: Skript - Grüner Bräu - 75 Jahre Aktiengesellschaft Fürth/ Bayern, 1970, S. 23
- ↑ Fürther Nachrichten vom 02.09.2011 - Tucher hat ein neues Bier eingebraut, das unter dem alten Namen Grüner auf den Markt kommen soll.
- ↑ Fürther Nachrichten vom 21.09. 2011 - Wiedergeburt eines Fürther Bieres.