Modehaus Fiedler

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Historischer Briefkopf der Fa. Fiedler von 1965
Historischer Briefkopf der Fa. Fiedler von 1975

Das ehemalige Modehaus Fiedler lag in der Rudolf-Breitscheid-Straße 9-13, unweit der Fußgängerzone.

Gründung

Im Jahr 1866 gab es neben den sog. Bierkrawallen auch die Gründung eines Fürther Modehauses, so zumindest würde es 100 Jahre später heißen. Doch zunächst viel die Gründung des künftigen Unternehmens im Oktober 1866 eher bescheiden aus. Im Hinterzimmer der damaligen Weinstraße 13 (heute Rudolf-Breitscheid-Straße 13) gründete Katharina Wipplinger ein Strickereiladen. Die in Fürther geborene Firmengründerin war die vierte von insgesamt sieben Geschwistern und verließ schon mit 13 Jahren die Heimat, um im Ausland ihr Geld zu verdienen. Von einem ihrer Auslandsaufenthalte im Elsass brachte Sie schließlich die Idee, die Kenntnisse und die ersten Kontakte für Ihr Geschäft in Fürth mit. Zuvor verdiente die inzwischen 24 jährige Wipplinger ihren Unterhalt noch als Handarbeitslehrerin für Schüler, Hausfrauen und Damen der Gesellschaft aus Nürnberg.

Für 300 Gulden, die Sie sich beim Pfarrer Maximilian Röder geliehen hatte, gründete Sie im Oktober 1866 in einem Hinterzimmer ihres Geschäfts. Laut eigenen Angaben lief das Geschäft bereits nach einem Jahr so gut, dass Sie bereits 1867 in einen größeren Raum in die Weinstraße 7 umzog, neben dem heutigen Parkhotel. Zur gleichen Zeit handelt in Nürnberg ein gewisser Hermann Fiedler mit Borten und Litzen (so eine Art Fäden für Webereien). Der 1830 in Frohnau/Annaberg (im Erzgebirge) geborene Handelsvertreter war beruflich häufig in Fürth - und so entstand über dem beruflichen Kontakt bald auch eine solide Liebesbeziehung. Im Jahr 1873 heirateten beide in der Nürnberger Sebalduskirche.

1. Generation

Am 5. Januar 1874 eröffnete offiziell die Fürther Tapisseriewarenhandlung in dem ehem. Geschäftsraum von Kathrina Wipplinger, jetzt Fiedler. Der Stadtchronist Fronmüller wusste 1874 zu berichten, dass es sich um einen schönen Laden handelt. Nach eigenen Angaben hielt der Aufschwung stetig an, so dass bereits 1876 der nächste Umzug größerer Räume anstand. Das Angebot wurde erweitert um feine Wäsche, Schürzen und Strickwaren. Der Umzug wurde in der Nacht vollzogen, da Hermann Fiedler jede Umsatzeinbuße vermeiden wollte. Der neue Standort begünstigt den Umzug - es ging erneut lediglich über die Straße - dieses mal in die Weinstraße 6. Das Ehepaar hatte inzwischen zwei Kinder - die Söhne Heinrich und Karl, wobei letzter die Firma später übernehmen wird.

Der neue Laden in der Weinstraße 6 besitzt zum ersten mal auch Schaufenster, so dass die Geschäftsinhaber und die inzwischen drei Angestellten der Fürther Bevölkerung ihre Ware besser präsentieren konnten. 1878 folgt die erste Filiale "Hermann Fiedler" in der Ludwigstraße 52 in Nürnberg. Geschäftsführer war der angeheiratete Hans Leo. 1890 erfolgt die nächste Geschäftserweiterung. Das Eckhaus Weinstraße 9 wird gekauft (zu diesem Zeitpunkt hieß die Weinstraße Hindenburgstraße), das vielen Fürther noch als das Modehaus Fiedler bekannt ist und den letzte Standort bis zur Schließung darstellte.

Ab 1891 wurde das Gebäude mehrfach umgebaut. Das einst klassizistische Doppelhaus von 1837 gehörte zu den ältesten Gebäuden in der Straße. Neben dem Ausbau der Geschäfts- und Verkaufsräumen und dem aufstocken des Gebäudes, wurden auch verschiedene gasbeleuchtete Schaufenster eingebaut. Letzteres war für die damalige Fürther Bevölkerung ein absolutes Highlight. 1907 stirbt Katharina Fiedler im Alter von 65 Jahren, ein Jahr später ihr 78jähriger Ehemann Hermann Fiedler. Aus der Ehe stammen drei Söhne, Karl der clevere wie sein Spitzname war, übernimmt die Geschäftsführung.

2. Generation

Karl Fiedler wurde durch seine Eltern gut auf den Job vorbereitet. Er erhielt eine kaufmännische Ausbildung und absolvierte während der Ausbildung verschiedene Auslandsaufenthalte. 1912 heiratet er Emilie Wündisch aus Rothenburg o.T., die ebenfalls aus der Textilbranche stammt. 1913 kommt der erste Sohn Herrmann und 1914 die Tochter Lotte auf die Welt. Die Ehe und das Betriebsleben werden mehrfach auf die Probe gestellt. Bereits 1914 wird er an die Front des 1. Weltkrieges berufen. In dieser Zeit leitet das Geschäft die Ehefrau bis zum Kriegsende. Dem Krieg folgt die Inflation mit bescheidenen Geschäftsjahren. Erst ab 1923 laufen die Geschäfte wieder besser, so dass es ab 1925 erneut zu größeren Umbauten kommt. Bereits 1922 lies Karl Fiedler den Innenhof überdachen, um die Geschäftsräume zu erweitern. Jetzt wird das Nebenhaus Hindenburgstraße 11 mit einem Spezial-Herrengeschäft eingerichtet sowie das Gebäude Hallstraße 9 erworben. Die Gebäude werden miteinander verbunden, der Mittelpunkt der Gebäude wird ein großer Lichthof. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wird am 1. Dezember 1925 der Umbau eröffnet. Karl Fiedler stirbt 1934 im Alter von 57 Jahren bei einem Bergunfall in den Alpen.

Die Witwe Emilie "Milla" Fiedler führt die Geschäfte weiter bis Sie 1938 den Betrieb an den Sohn Herrmann Fiedler übergibt. Er hat eine Ausbildung in der Schweiz und bei diversen deutschen Textilhandelshäusern absolviert. Kurz nach Kriegsende wird auch er zum Kriegsdienst eingezogen. Bis zu seiner Rückkehr 1946 aus der Gefangenschaft leitet noch seine Mutter die Geschäfte. In der Kriegsgefangenschaft hat Herrmann Fiedler seine zukünftige Ehefrau in Oranienburg bei Berlin kennengelernt - Ingeborg Kley.

Nach dem Krieg gibt es kaum Ware. Der Aufschwung beginnt erst wieder ab 1949 mit dem Jahren des sog. Wirtschaftswunders. Zu den Neuheiten im Modehaus Fiedler gehört jetzt eine neue Damenoberbekleidungsabteilung mit Fertigkleidung. Das Ehepaar bekommt 1946 die Tochter Marion, 1948 die Tochter Susanne und im Februar 1951 den Sohn Roland Fiedler - den letzten Geschäftsinhaber des Modehauses.

Zwischen 1953 und 1955 erfolgen erneut größere Umbauten. So wird die Sandsteinfassade abgeschlagen, mit der Konsequenz dass in den 1980er Jahren das Gebäude nicht mehr im Bestand der Baudenkmäler der Stadt Fürth aufgenommen wird. Auch im Innenbereich gibt es Veränderungen. So wird die Verkaufsfläche mit knapp 1.000 qm weitestgehend einheitlich gestaltet. Der Kunde kann selbst die Ware auswählen und anprobieren - ein bis dahin eher ungewöhnliches Konzept. Ab 1964 werden die Grundstücke Rudolf-Breitscheid-Straße 11 und 13 erworben und bis 1966 umgebaut. Inzwischen hat das Modehaus Fiedler 2.800 qm Verkaufsfläche.

3. Generation

1982 übernimmt die 3. Generation das Geschäft. Es ist Roland Fiedler, der jüngste Sohn der Familie. In seiner Ära entsand 1985 im City-Center die Boutique Fiedler IN und die Firma Roland Teppich- und Gardinenhaus GmbH. 1986 folgt in der Karolinenstraße 42-44 in Nürnbergerin Fiedler-Haus mit knapp 1.700 qm. 2003 endet die Geschichte des Familienunternehmens Fiedler in einer Insolvenz. Die Stadt Fürth hat das Fiedler Areal in einer Zwangsversteigerung gekauft, um es einem künftigen Investor für ein Einkaufszentrum anbieten zu können. Seit 2009 ist das Fiedler Areal - gemeinsam mit dem Parkhotel und dem gegenüberliegendem Wölfelareal für den Bau des Einkaufszentrums Neue Mitte im Gespräch.

Roland Fiedler, der letzte Geschäftsinhaber, hat inzwischen eine Handelsvertretung in Lauf a.d. Pegnitz.

Literatur

Quelle

Galerie