Inflation in Fürth 1914 - 1923
Inflation bezeichnet in der Volkswirtschaftslehre eine allgemeine und anhaltende Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen, gleichbedeutend mit einer Minderung der Kaufkraft des Geldes.[1] In Abgrenzung dazu gab es die deutsche Hyperinflationvon 1914 bis November 1923 als eine der radikalsten Geldentwertungen in der Geschichte Deutschlands. Diese (Hyper-)Inflation machte sich auch in Fürth bemerkbar.
Bereits während des ersten Weltkriegs hatte die stark exportorientierte Fürther Wirtschaft starke Einbußen zu verzeichnen. Der Warenabsatz, vor allem in das benachbarte Ausland und Übersee, ging rapide zurück, womit die Zahl der arbeitslosen Menschen in Fürth rapide stieg. Während z.B. am 15. August 1914 noch 830 arbeitslose in Fürth gezählt wurden, waren es bereits vier Jahre später zu Kriegsende schon 6.176 Menschen. Die Regierungen versuchte der Inflation zu begegnen in dem die Notenpresse angeschmissen wurde, um der galoppierenden Inflation her zu werden. Auch in Fürth wurden Geldscheine ohne jede Deckung gedruckt mit bis dahin unvorstellbaren Summen. So kostete 1 Ei Anfang 1923 in Fürth noch 100 Mark, nur zehn Monate später kostete ein Ei 40.000.000.000 Mark. Noch "teurer" war Fleisch. Während 1 kg Rindfleisch im Januar 1923 in Fürth noch 3.600 Mark, kostete Ende des Jahres ein Kilo Rindfleisch 800.000.000.000 Mark.[2] Das Geld musste zum Teil mit Lastwagenkolonnen herbeigeschafft werden, um z.B. Gehälter und Löhne zu bezahlen. Die Auszahlung erfolgte streckenweise an die Arbeiter täglich, da das Geld fast minütlich seinen Wert verlor. Ein Witz besagte, der in dieser Zeit kursierte, dass jemand während der Hyperinflation einen Wäschekorb voll Geld aus Versehen hatte stehen lassen. Geklaut wurde allerdings nicht das Geld, sondern der Wäschekorb.[3]
Unter den Geschäften, die besonders unter der Inflation zu leiden hatten, wird in Fürth häufig das Woll- und Weißwarengeschäft von Wilhelm Erhard, dem Vater des späteren Bundeskanzlers Ludwig Erhard genannt. Wilhelm Erhard hatte das Geschäft 1892 in Fürth gegründet und bis zum 1. Weltkrieg als florierendes Geschäft aufgebaut. Mit der Inflation begann allerdings der Abstieg des Unternehmens. Erst wurden durch die Inflation alle Ersparnisse aufgebraucht, um dann - als es darum ging die Warenlager wieder aufzufüllen - keine Rücklagen mehr da waren um neue Ware zu kaufen. Das Geld konnte nur über völlig überteuerte Kredite mit viel zu hohen Zinsen beschafft werden, die in der Folge zur Zwangsvollstreckung und Konkurs führte.
Siehe auch
Einzelnachweise
Bilder
Kurzmitteilung der Metallpapier-Bronzefarben-Blattmetallwerke AG an die Stadtwerke über eine Stromrechnung zur Zeit der Hyperinflation
Fürther Notgeld 1923, 2.000.000 Mark, Motiv Centaurenbrunnen und Nagelsäule
Fürther Notgeld 1923, 300.000 Mark, Motiv Centaurenbrunnen
Ersatzmünzen der Nürnberg-Fürther Straßenbahn in Sammelalbum, 45 x 20 Pfennig, Aluminium, Motive aus Nürnberg und Fürth