NFSZ 1
Seife 3
„P uppe“ ohne H erz; des Bandenchefs F re u n d in Sissy. Ih re G eldgier tr e ib t ih n zu einem verzw ei felten E inbruch, f ü h rt a b e r sp ä te r zu sein er U m kehr. Ü brigens sind 74 P ro z en t a lle r d e u t schen M ädchen N ichtraucherinnen. A ber T ypen w ie Sissy, Z ig a re tte im M undw inkel, lässig an den T ürpfosten gelehnt, die soll es w irklich geben. Sie sind desw egen fre i lich noch lan g e nicht charakterlos w ie Sissy.
E in p rü fe n d e r Blick ü b e r die M auer, b ev o r d e r R au b ü b erfall beginnt, ein Zeichen . . . a b e r nein, so ra ffin ie rt sind die „H a lb stark en “ g a r nicht. S ie sind, k au m den K inderschuhen entw achsen, k ein e g elern ten V erbrecher. Im m erh in sind an V erbrechen in d e r B u n d esrep u b lik die Ju g en d lich en zw ischen 14 u n d 21 J a h re n zu 16,3 P ro z en t beteiligt. R ückschlüsse auf eine „verbrecherische“ V eranlagung u n se re r h eu tig en Ju g e r zu ziehen, w ä re jedoch g la tte r U nsinn. Die Ju g e n d von h eu te ist nicht schlechter und besser, als es u n se re E lte rn in ih re r Ju g en d zeit w aren!
ifdbie H aC fotaißen* — Film und Wirklichkeit — B ilder: U nion FUm, BPA.
U n ter d e r Regie von G eorg T ressler sp ie lt H o rst Buchholz den Chef ein er „B lase“ in dem F ilm „Die H a lb sta rk e n “. M an sie h t die im F ilm üblichen k leinen G angstereien, einen m iß lungen R aubüberfall, einen E inbruch. Bei le tzterem schießt „R äu b e rb ra u t“ Sissy (K arin Baal) auf einen hilflosen alten M ann. Das g re ift dem Chef d er B ande ans Herz, e r sieh t ein, daß e r falsch g ehandelt hat, die „ h a lb stark e“ Schale fällt. — W ir haben es h ier trotz d e r H andlung n icht m it einem rein en KrimiiTalfilm zu tun. D ie M otive w erden au f gezeigt: Ju g e n d liche ohne R a t und H ilfe d e r E rw achsenen, ohne „gesell schaftsbildende“ Ideale, u n fertig m it sich selbst, den schlech te n U m w elteinflüssen preisgegeben. Diese sogen an n ten „H a lb sta rk e n “ sind nach d er S ta tistik (EM N ID -Institut) eine verschw indend geringe M in derheit d e r Jugend, d ie a b e r ein unw ahrscheinliches A ufsehen e rre g t hat. Das Schlechte fä llt eben im m er auf. U ngerecht jedenfalls ist es, daß m an d e r A usschreitungen einiger ra n d a lie re n d e r H albw üchsigen w egen die ganze Ju g en d in A cht u n d B ann tu t u nd m it d er d is k rim in ieren d en Bezeichnung „H a lb sta rk e“ titu lie rt. W enn d e r H alb stark en ru m m el in d e r öffentlichen D iskussion so w eitergeht, w ird sich bald je d er anstän d ig e ju n g e Mensch u n w illkürlich m it Row dies oder g a r k rim inellen Jugendlichen identifizieren m üssen. D er B ayerische Ju g e n d rin g h a t d a h e r sogar gefordert, d en A usdruck „H a lb sta rk e“ nicht m e h r in den Z eitungen zu verw enden, da „eine schlagw ortartig e A b stem pelung eines nicht n ä h e r um schriebenen K reises d e r Ju g en d von h eu te höchst unpädagogisch ist“. N atü rlich w ird „Rock’n R oll“ ge tanzt, ein P aar „k ä m p ft“ a u f dem P a rk e tt, die Z u schauer klatschen den T akt, d as S axo phon r ö h rt aus der M usik-B ox. U n ter uns gesagt: W alzer u nd Tango ran g ie ren m it zusam m en 56 P ro z en t an d er Spitze d e r L ieb lingstänze u n se re r deutschen Jugend. D er Boogie erreich t n u r ganze 5 Prozent. E rstaunlich k o n ser vativ, nicht w ahr?
S ie alle, vom Fleischergesellen W illi bis zum verwöhnten P e n n ä le r M ario, glauben sich aus d er W elt d er E rw achsenen ausgestoßen, ü b era ll m iß v erstan d en . N u r u n te r ihresgleichen, in d e r M asse fü h len sie sich geborgen u n d stark . Das ist le i d er nicht n u r im Film , so n d ern auch b ei einem großen Teil u n se re r Ju g en d T atsache — w en n sie sich auch bei den m ei sten nicht g erad e verbrecherisch äu ß ert. D eshalb u n sere F o r d eru n g : Sprecht w eniger ü b e r die Ju g en d von h e u te und tu t m e h r fü r sie! S chafft Schulen u n d Ju gendheim e, in denen sich d ie Ju g en d w ohlfühlt!
B andenchef F red d y zeigt seinem B ruder, w ie m an einem M it m enschen m it d e r P isto le den Scheitel nachzieht. So v erro h t ist k au m ein n o rm aler Ju g en d lich er (oben). — D ie G enossen reb ellieren gegen ih ren selb sth errlich en Boss. Schlägereien zw ischen H albw üchsigen sind im A lltag le id e r keine S elten heit. Ist d eshalb die Ju g en d gleich „v erd o rb en “? (unten)