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Ein Leser fragt:

»Wo bleiben die bayerischen Dickschädel?«

Ein Gegner der Neuregelung des Schuljahrbeginn nimmt zum Leitartikel unserer letzten Nummer Stellung Bei dem Beitrag über vereinheitlichtes Schul­ wesen von Alfred'W ehner vermißte ich lei­ der seine sonst sehr kritischen Betrachtun­ gen. Ganz im Gegenteil zeigt sein — im all­ gemeinen objektiver — Bericht eine totale Zustimmung. Der Grund liegt auf der Hand: Tritt die Regelung nächstes Jahr in Kraft, so verspührt er von den Nachteilen so wie so nichts mehr, sondern gewinnt nur da­ durch einen Semester an der Hochschule. Ich möchte nun aus meiner Perspektive Stellung nehmen. Als Grund für die Neuregelung wird die Forderung nach einem einheitlichen Schul­ beginn genannt. Ausgerechnet hier geben die sonst so konservativen und auf selbststän­ dige Kulturpolitik pochenden Bayern nach, obwohl jeder nach einigem Überlegen sagen muß. daß die bayerische Regelung die bes­ sere ist. Beim Anfang im April ist schon die Schul­ jahrslänge durch die Osterferien sehr unbestimmt. Osterferien: 1956 24. März — 9. April (Dauer !7Tg.) 1957 13. April—"29. April 1958 29. März — 14. April 1959 21. März— 6. April 1960 9. April — 25. April 1961 25. März — 10. April 1962 14. April —30. April 1963 6. April — 22. April Schon an den wenigen Beispielen sieht man deutlich den Unterschied der Schuljahrslängen. Und was geschieht übrigens, wenn die Oster­ ferien im April anfangen? Nun. ich nehme an. da geht man einen Tag noch in diese Klasse, während man am darauf folgenden

— wenn Glück gehabt — in die nächsthö­ here aufrückt. Diejenigen, die Pech hatten, können es ja zum Trost für einen ..April­ scherz“ halten. Auch die vi^lgerühmtc Klassengcmeinschaft wird mitten im Jahr zer­ brochen. — überhaupt bei der oftmaligen Aufspaltung der Klassen — wie sie bei uns üblich ist. Aber betrachten wir uns einmal den Jahres­ ablauf. Bis wir die neuen Lehrkräfte ken­ nen lernen und uns an den neuen Stoff ge­ wöhnen. wird es Mai. Die ersten Schulauf­ gaben schreiben wir dann Mitte Juni. Kaum ist es soweit, dann kommt die ..große Pau­ se“. Das Alte wird vergessen und im Sep­ tember können wir nochmals von vorne an­ fangen. Wieder geht eine Anlaufzeit von 14 Tagen verloren! Ausgerechnet ist dieses entscheidende Tri­ mester auch das längste, und jeder freut sich, wenn endlich das Weihnachtsfest vor der Türe steht. Aber die Freude dauert nicht lange, denn jetzt kommt der End­ spurt! (Zu allem Pech fällt er in die Fa­ schingszeit!) Als Ostergeschenk bekommen wir schließlich die netten Zeugnisse, die be­ weisen, wie weit uns Fortuna im vergange­ nen Jahr zur Seite stand. Ich glaube, daß durch die Neuregelung die doppelte Zeit verloren geht, aber das Ar­ beitspensum wird keinesfalls verringert. So muß sich dies natürlich negativ auf die No­ ten auswirken. Zweifellos hat der SchuL jahrsanfang im Frühjahr auch no h andere Folgen, und es wäre interessant, wenn dazu ein Pädagoge oder Psychologe Stellung neh­ men würde. Gerhard Wutschka

Fortsetzung: Höhere Schulen zusammengelegt Schlichtung von luteressenkonflikten zwi­ schen Schülern und Lehrern usw. In grund­ sätzlichen Fragen ist der Beschluß des ge­ samten Kuratoriums einzuholen.

Neues Fach: Tanzen 'Sach dem neuen Schulgesetz ist das Wo­ chenende nach dem Vorbild der USA unter­ richtsfrei zu halten (dafür sollen die ein­ zelnen Länderfeiertage wegfallen). In der Unterrichtswoche (Montag bis Freitag) hat jeder Schüler — gleich welchen Alters — 20 Pflichtstunden zu besuchen. In dieser Zeit ist der — im einzelnen noch festzulegen ■ de —; Unterrichtsstoff in den Pflichtfächern durchzuarbeiten. Welche Fächer im einzel­ nen Pflichtfächer werden, steht noch nicht fest. Jedenfalls fordert man weniger ab­ strakte W issensanreicherung. als vielmehr ..angewandte Bildung", (z. B. soll das Fach ..Griechisch" abgeschafft und dafür wö­ chentlich 3 Stunden Tanzunterricht gege­ ben werden). Die Lehrkräfte sollen in Spe­ zialkursen mit der dadurch erforderlichen neuen Unterrichtsmethodik vertraut ge­ macht werden. Durch Eigmmgstests soll ermittelt werden, für welche Pflichtfächer der Schüler absolut ungeeignet ist. Diese Schüler werden von dem betreffenden Pflichtfach (z. B. Latein. Mathematik. Sport usw.) dispensiert, müs­ sen dafür aber ein geeignetes Wahlfach als Pflicht-Unterricht besuchen (z. B. Musik. Kunsterziehung).

Punkte statt Noten Da das bisherige Notengebungsverfahren bisweilen gewissen Imponderabilien Kaum läßt, wird ein Pnnktverfahren eingeführt werden. Die Punkte werden aufgrund von schriftlichen Arbeiten (den Schulaufgaben entsprechend) und aufgrund von Eignungs­ tests gesammelt. Erreicht z. B. ein Schüler in einem Fach (bei­ spielsweise in Mathematik) in den schrift­ lichen Arbeiten 100 Punkte (Höchstzahl), aufgrund der Eignungstests nur 1 Punkt (Minimum), so bedeutet das: ein sehr eifri­ ger Schüler, er sucht durch Fleiß (oder Stre­ bertum) und Wissen das zu ersetzen, was ihm an Begabung und Können fehlt. Nach dem bisherigen Notensystem wäre der Schüler sicher ein ..Einser-Schüler". Das Zeugnis der Zukunft soll also nicht nur das Wissen, besser gesagt, das ..Nur-Wissen“ werten, sondern vor allem auch das Können. Man hofft dadurch endgültig das Argument zu entkräften: Die Note gibt keinen wirk­ lichen Aufschluß über das Leistungsvermö­ gen.

Höhere Beamtenlaufbahn aussichtsreich

Fürth i.B. Schwabacherstr.11,inü5tstr.2 WKV u.KKG angeschlossen

Die Regierung von Mittelfranken gibt in einem Schreiben an die Direktorate der hö­ heren Schulen bekannt, daß der Nachwuchs an geeigneten Kräften für die höhere Be­ amten laufbahn (Laufbahn des Inspektors. Oberinspektors und Amtmanns) in den letz­ ten Jahren ständig zurückgegangen ist. Aus diesem Grunde soll die Einstellungsprüfung, zu der sich begabte Abiturienten und Schü­ ler mit mittlerer Reife melden, können, in diesem Jahre bereits im Mai stattfinden: dadurch können die Schüler am Schul jahrs scliluß bereits feste Zusagen in Händen ha­ ben. Außerdem können dieses Jahr auch Ju­ gendliche unter 18 Jahren zu der Prüfung ziigelassen werden.