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Elfte Periode (1886).
90 Jahre alt, noch einer der Kämpfer gegen Napoleon I., wird beerdigt. — Plötzlicher Tod des ehemaligen Magistratsrathes Privatier Eduard Hirt durch einen Schlaganfall. — 26. Mai. Wiederholte Aufführung des Liedes von der Glocke. — 27. Mai. Magistrat beschließt die Aufhebung der Elementarklaffen der Lateinschule und Einverleibung der betreffenden Schüler in die
Volksschule. — 31. Mai. Volksversammlung im grünen Baum, in der Dr. Schönlank über Puttkammer's Strike-Erlaß sprach. 2. Juni. Bei den Verlegungsarbeiten des Landgrabens, der mittels eines Kanals unter der Schwabacher- und Holzstraße in die Rednitz eingeleitet wird, wurden um 7 Uhr morgens durch Einsturz eines Schachtes vier Arbeiter verschüttet, wovon Einer unbeschädigt davonkam, ein Zweiter wurde im Laufe des Vormittags gerettet ins Krankenhaus gebracht, der auch davon kommt. Die beiden Uebrigen konnten trotz angestrengter Arbeit erst am Nachmittag todt heraufbefördert werden. Besonders verdient um die Rettung des einen Verunglückten haben sich ge macht Maurermeister Joh. Leonh. Weber, Zimmermann I. Leonh. Herzog und Taglöhner Joh. Agatz. — 3. Juni. Am Himmel fahrtstag sehr heißes Wetter, abends 7 bis 8 Uhr Wolkenbruch, wodurch in viele Keller Wasser eindrang. — 9. Juni. Franz Müller, nachdem er sein Amt als katholischer Stadtpsarrer seit 18 Jahren mit Ehren geführt hatte, zieht wegen Kränklichkeit nach Bamberg. Es gebührt ihm das Verdienst stets bestrebt ge wesen zu sein, das gute Verhältniß zwischen den bestehenden Konfessionen zu erhalten; besondere Anerkennung hat er sich durch Verschönerung der katholischen Kirche erworben; einen Hochaltar, eine Kanzel und einige Fenster mit Glasmalereien hat er fast ganz aus eigenen Mitteln beschafft. — Ein Schul knabe, der in der Nähe des Fronmüllersteges in die Rednitz fiel, wurde durch den dazugekommenen Rabbiner Dr. Neubürger den Wellen entrissen. Der Fluß war angeschwollen und die Rettung mit Lebensgefahr verbunden. — 10. Juni. Der 5'/?jährige Sohn
des Produktenhändlers Röschlau wurde vermißt und im Verlaufe des Tages aus der Dunggrube des elterlichen Hauses als Leiche gezogen. — 14. Juni. Entsetzliche Kunde vom Ableben Sr. Maj. des Königs Ludwig II. Allgemeine Bestürzung und Trauer. Se. Kgl. Hohh. Prinz Luitpold übernimmt die Regentschaft des Königreichs Bayern als Vertreter des geisteskranken König Otto I.