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140

Sechste Periode (1732).

welchem Vorgehen Kaiser Karl VI. 6000 Soldaten zur Ver­ fügung stellte. Die Zahl der Vertriebenen war 20,000. Von den protestantischen Fürsten hatte sich nur der König von Preußen, Friedrich Wilhelm I., für sie verwendet und ihnen ein Asyl in seinem Lande eröffnet. Bei der Vertreibung waren sie mit raffinirter Grausamkeit behandelt worden. Männer waren von ihren Frauen, Kinder von ihren Eltern getrennt worden. Wo man einen auf dem Felde traf, wurde er auf die Grenze gebracht und durfte nicht mehr sein eigenes Haus be­ treten, wenn er in bloßen Aermeln war, nicht einmal den Rock holen. Heerdenweise wurden sie zusammengetrieben und auf jede erdenkliche Weise verhöhnt. Die Commissäre nahmen ihnen auch ihr Geld ab. Gräßlicher als alles Andere war der Kinder­ raub. An tausend Kinder wurden ihren Eltern mit Gewalt entrissen. Einigen Vätern und Müttern brach das Herz; sie wollten bleiben, um nur die Kinder nicht zu verlieren. Man prügelte sie fort, nachdem die Eltern mitunter zusehen mußten, wie die Kinder mißhandelt wurden. Keine Klage half. Der traurige Zug der Unglücklichen wurde unterwegs noch ver­ höhnt und mißhandelt; erst in unserer Gegend fanden sie freund­ liche Aufnahme. In Fürth hatte man eine große Anzahl der Emigranten im sogenannten Emmerlingshof (dem jetzigen Rath­ haushof) versammelt und daselbst auf Kosten der Gemeinde be­ wirthet. Am Tage vor ihrer Abreise wurde zu ihrem Troste ein feierlicher Gottesdienst in der Michaeliskirche gehalten. Durch Aufstellung von Schüsseln gingen reichliche Spenden ein, die unter sie vertheilt und mit Freudenthränen ausgenommen wur­ den. Der Abzug war sehr ergreifend und gewährte ein herz­ zerreißendes Schauspiel. Eine große Anzahl hiesiger Einwohner zog ihnen unter dem Zuruf von Segenswünschen nach, und die Geistlichen, Schullehrer und Schüler begleiteten sie unter Ab­ singen des Liedes: „Von Gott will ich nicht lassen" u. s. w. bis zur Dooser Brücke. Vorher segnete sie Pfarrer Lochner vor dem Brandenburger (jetzigem Rath-) Hause nochmals feierlich ein. Ein vierjähriger Knabe schrie unter Weinen von einem Wagen herab: „Gott behüte dich, guter Herr Pfarrer", worauf dieser dem Wagen näher trat und dem Kinde noch seinen be­ sonderen Segen gab."») Nach einem kalten Winter war dieses Jahr sehr fruchtbar

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