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Zehnte Periode (1872).

407

eine Fahrzeit von einigen Minuten geopfert werden, damit der Handel und Verkehr die unabweisbare Berücksichtigung findet?" Doch sei die Sache noch nicht als verloren zu betrachten und die Entscheidung von allerhöchster Stelle noch nicht getroffen. Der Vorschlag eines Magistratsrathes, eine Volksversammlung einzuberufen und eine Maffendeputation nach München zu schicken, konnte natürlich nicht auf Berücksichtigung rechnen, zeugt aber von der tiefen Aufregung, welche über diese Angelegenheit da­ mals in der Bürgerschaft herrschte. Am 30. September, dem Kirchweihmontage, fand Abends ein großartiger Exceß statt, welcher die Bürgerschaft in große Aufregung versetzte. Es handelte sich um eine bereits vorher geplante Erstürmung des Rathhauses durch eine gewaltthätige Rotte. Schon im Laufe des Nachmittages hatten Polizeisolda­ ten aus einzelnen Gruppen der auf der Kirchweihe sich be­ wegenden Menge die Aeußerung vernommen: „Heute Abend gehts in Fürth los." Um halb sechs Uhr Abends bewegte sich von der Gustavstraße aus nach dem Rathhause zu ein Zug mit Musikbegleitung an dessen Spitze ein Arbeiter ging. Diesen Umzug glaubte die Polizei, da keine Erlaubniß dazu erholt war, nicht gestatten zu dürfen. Ein Rottmeister begab sich des­ halb in Begleitung mehrerer Polizeisoldaten an Ort und Stelle und forderte die Musik auf, das Spielen zu unterlassen. Die Musikanten gaben dieser Aufforderung sogleich Folge, der An­ führer des Zuges aber verlangte, daß die Musik fortspielen solle, beschimpfte die Polizeimannschaft und schlug nach derselben mehrmals mit einem Stocke. Da sich noch andere aus dem Zuge Thätlichkeiten gegen die Polizeiorgane erlaubten, so wurde der Zugführer und noch zwei Excedenten, die sich mit Gewalt­ anwendung widersetzten, in Haft gebracht. Die aufgeregte Menge, die besonders aus Nürnberger Fabrikarbeitern bestand, verlangte nun die Freilassung der Gefangenen. Es war dies gegen 6 Uhr. Der Haufe wuchs immer mehr an, die Rufe wurden immer stürmischer. Mit Einbruch der Dunkelheit ging er zu Thätlichkeiten über. Steinwürfe zertrümmerten zahlreiche Fenster des Rathhauses; zur Ruhe auffordernde Bürger wurden mißhandelt und verwundet. Umsonst mahnte der Bürgermeister zur Ordnung und sah sich, da die Drohungen der Menge immer heftiger wurden und nun sogar große Steine gegen das Rath-