Elfte Periode (1882).
567
durch die beflaggten Straßen nach dem Prater, wo das Fest durch Rede, Gesang und Musik von zwei Musikkorps gefeiert wurde. — Am 19. Juli gab das Königl. bayer. Hofschauspiel München ein Gesammtgastspiel unter Leitung des Direktors Ernst Possart, und zwar das Trauerspiel „Clavigo", vorher zum ersten Male das Drama „Marcel" von Sandeau. — Die 50jährige Jubi läumsfeier der Liedertafel, welche von Sonnabend den 22. bis Dienstag den 25. Juli abgehalten wurde, nahm einen glanz vollen Verlauf. Am Sonnabend war Konzert auf dem Fest platze, dem festlich dekorirten mit reich geschmückter Ehrenpforte versehenen Schießanger, Begrüßung der Sänger und Einzel vorträge verschiedener Vereine, am Sonntag Vormittags 10 Uhr Generalprobe auf dem Festplatze, Nachmittags 1 Uhr Bildung
des großartigen Festzuges auf dem Staatsbahnhofe, der sich sodann durch die reich beflaggten und vielfach mit Kränzen und Guirlanden geschmückten Straßen zum Festplatze bewegte, voraus 13 Reiter in festlichem Anzuge, dann ein Herold in altdeutscher Tracht, eine Schaar Festjungsrauen, ein Musikkorps, hierauf die verschiedenen Gesangvereine mit 23 Fahnen, in deren Mitte ein zweites Musikkorps. Von den im Zuge vertretenen Gesang vereinen waren zwei von Ansbach, zwei von Bamberg, einer von Dinkelsbühl, drei von Erlangen, fünf von Fürth, einer von Hersbruck, sechs von Nürnberg, einer von Schweinfurt, einer von Würzburg. Auf dem Festplatze kamen zuerst die Gesammtchöre, dann die Einzelvorträge der verschiedenen Vereine zum Vortrage. Der Zudrang des Publikums war ein sehr be deutender. Auf die von Lehrer Emil Schön gehaltene und mit großem Beifall aufgenommene Festrede folgte die Schmückung der Fahnen mit Erinnerungszeichen an den schönen Festtag. Chöre einzelner Vereine mit und ohne Orchesterbegleitung schlossen die Feier. Am Montag wurde eine wohlgelungene Festpartie nach der alten Veste ausgeführt. Am Dienstag wurde die Festfreude durch Regenwetter gestört; doch konnte das brillante Schlußfeuerwerk, verfertigt vom Kunstfeuerwerker Hä berlein in Nürnberg, noch unter vielem Beifalle abgebrannt werden. Dem Verein verblieb nach Abzug des von den Mit gliedern gezeichneten Garantiefonds von 640 M. ein Ueberschuß von 1125 M. Vorstände der Liedertafel waren damals: I. Tröbinger, Vorstand, H. Hell, Dirigent, F. Borsch, Schriftführer.