Karl Schlumprecht
- Namenszusatz
- Dr.
- Vorname
- Karl
- Nachname
- Schlumprecht
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 20. April 1901
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 31. März 1970
- Todesort
- München
- Beruf
- Jurist, Reichstagsmitglied
- Partei
- NSDAP
- Religion
- röm.-kath.
Dr. Karl Schlumprecht (geb. 20. April 1901 in Fürth, gest. 31. März 1970 München) war Jurist und hoher Funktionär des NS-Regimes und Mitglied der NSDAP. Seine NSDAP-Mitgliedsnummer lautete: 375.774. Schlumprecht war bis zu seinem Kirchenaustritt 1939 Mitglied der katholischen Kirche.
Leben und Wirken[Bearbeiten]
Schlumprecht besuchte zunächst von 1907 bis 1915 die Volksschule und anschließend das Heinrich-Schliemann-Gymnasium in Fürth. Von 1915 bis 1920 war er Angehöriger des bayerischen Kadettenkorps, zuvor war er bereits mit dem Freikorps Epp, dem er von März bis Juli 1919 angehörte, an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Im Frühjahr 1920 kämpfte er als Mitglied der Bayerischen Schützenbrigade im Ruhraufstand.
Nach dem bestandenen Abitur im Juli 1920 am Wittelsbacher-Gymnasium München begann er an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München Rechtswissenschaft zu studieren, im selben Jahr wurde er im Corps Arminia München aktiv. Als inaktives Corps-Mitglied wechselte er von München an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und anschließend an die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen. 1920 arbeitete Schlumprecht als Werkstudent bei einer Dortmunder Brauerei, eher er in den Jahren 1921 bis 1923 als Werkstudent in Holland und in den USA arbeitete.
Von 1925 bis 1928 arbeitete er nach dem Ersten Staatsexamen als Rechtspraktikant in den bayerischen Städten Nürnberg und München. An der FAU Erlangen promovierte er schließlich 1929 zum Dr. der Rechte (Dr. jur) mit folgendem Dissertationsthema: Der Begriff der Gefahr und seine Verwertbarkeit für die Gefährdungshaftung.
Nach seinem Zweiten Staatsexamen im November 1928 wurde er Assessor an verschiedenen bayerischen Gerichten. Von Oktober 1929 bis April 1932 war er als Staatsanwalt im niederbayerischen Deggendorf tätig, gefolgt von einer Beschäftigung am Amtsgericht Augsburg bis März 1933 als Amtsgerichtsrat.[1] In Deggendorf lernte er seine spätere Ehefrau Elfriede Högn (geb. 14. August 1906; gest. 9. Mai 1977) kennen, die Tochter des Lehrers, Heimatforschers und Komponisten August Högn. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.
Aktivitäten während der NS-Zeit[Bearbeiten]
Schlumprecht war bereits seit 1920 Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. Anfang Dezember 1930 trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ein und bereits ab März 1931 trat er als Reichsredner für die NSDAP auf. Schlumprecht wurde auch Anfang Oktober 1933 Mitglied der SS (Mitglieds-Nr. 47.325), in der er die Dienstränge vom SS-Untersturmführer bis zuletzt im März 1944 als SS-Brigadeführer bekleidete.
Mit der Umwandlung des Bayerischen Landtags durch das Gesetz der Gleichschaltung der Länder im Reich wurden die Ergebnisse der Reichstagswahlen auf den Bayerischen Landtag übertragen, so dass Schlumprecht ab der Machtergreifung am 9. März 1933 dem Bayerischen Landtag angehörte. Am selben Tag wurde er zum Adjutanten und persönlichen Referenten des bayerischen Innenministers - Gauleiter Adolf Wagner - ernannt.
Nur kurze Zeit später wurde Schlumprecht am 26. April 1933 zum Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth ernannt und trat damit die Nachfolge von Albert Preu an, der zwangsweise in den Ruhestand versetzt wurde. Im November 1933 wurde Schlumprecht schließlich auch noch Mitglied des Deutschen Reichstags.
Von 1934 bis 1936 war er zudem Gauamtsleiter für Kommunalpolitik im Gau Bayrische Ostmark.[2] Unüberbrückbare Konflikte mit dem Gauleiter Fritz Wächtler - der als Alkoholiker zu unbeherrschten Wutausbrüchen und Bloßstellung seiner Untergebenen bekannt war - führten schließlich dazu, dass Schlumprecht im April 1937 sein Amt als Oberbürgermeister aufgeben musste. Sein Nachfolger wurde Fritz Kempfler, der zuvor bereits in Fürth den Oberbürgermeister Franz Jakob vertrat. Schlumprecht setzte sich als kurzfristig ernannter Ministerialdirektor im bayrischen Staatsdienst nach München ab, wo er anschließend die Abteilung Energieversorgung im Finanzministerium und die Abteilung Handel, Industrie und Gewerbe im Wirtschaftsministerium leitete. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht ins Sudetenland leitete er kurzzeitig die Wirtschaftsabteilung beim Chef der Zivilverwaltung in Karlsbad.
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war Schlumprecht von Oktober bis Dezember 1939 Leiter des Amtes für Wirtschaft im Generalgouvernement Polen. Danach war er bis Anfang Oktober 1940 Abteilungsleiter im bayerischen Finanzministerium und in dieser Funktion auch stellvertretender Finanzminister. Ab Juli 1941 war er bei der Militärverwaltung für Belgien und Nordfrankreich in Brüssel.
Vom 16. Juli 1943 bis 21. April 1944 übernahm Schlumprecht in ständiger Vertretung des Gauleiters von Oberbayern, Paul Giesler, das bayerische Wirtschaftsministerium. Während dieser Zeit wird Schlumprecht am 22. März 1944 zum SS-Brigadeführer ernannt. Ab März 1944 nahm er die Geschäfte des Staatssekretärs im bayerischen Innenministerium wahr und war zudem Stellvertreter des Gauleiters.
Zeit nach 1945[Bearbeiten]
Schlumprecht kam nach dem 2. Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft und war vom 8. Mai 1945 bis 9. Juni 1948 in alliierter Internierung. Anfang 1948 wurde er nach zunächst nach Belgien überstellt. Am 13. August 1948 wurde Schlumprecht nach einem Spruchkammerverfahren in München als „Minderbelasteter“ (Stufe III) eingestuft und "entnazifiziert". Nur kurze Zeit später wird am 12. November 1948 das Urteil durch den bayerischen Kassationshof aufgehoben und Schlumprecht am 20. Dezember 1948 als „Mitläufer“ (Stufe IV) eingestuft und zu 500 DM Geldstrafe verurteilt, was juristisch eine Verringerung der Schuld darstellte.
Schlumprecht siedelte sich anschließend in München an und es gelang ihm wieder in den Staatsdienst zu kommen. Er arbeitete nach dem Krieg für den Bayerischen Gemeindetag. Am 1. März 1956 wurde ihm aufgrund seiner NS-Funktionärstätigkeit die Amtsbezeichnung Ministerialdirektor durch die bayerische Staatsregierung aberkannt.
Auszeichnungen[Bearbeiten]
- Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern
- Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern
- Ehrendegen Reichsführer SS
- Totenkopfring der SS
Literatur[Bearbeiten]
- Werner Präg, Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975
- Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns. Unveränderte Neuauflage. Dietz, Bonn u. a. 1982
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 4. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2008
Weblinks[Bearbeiten]
- Bayerische Landesbibliothek Online: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945 - Homepage