NSFK-Flugmodellbauwerkstätte

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Fürther Lehrergruppe vor der Flugmodellbauwerkstätte nach einem Kurs im August 1941

Die NSFK-Flugmodellbauwerkstätte (auch kurz Fliegerheim genannt) war eine Unterabteilung des Nationalsozialistischen Fliegerkorps mit Sitz in einer Holzbaracke in der Waldstraße 34, Ecke Flößaustraße. Sie gehörte zur NSFK-Gruppe 13 (Main-Donau, Sitz Nürnberg, Gruppenführer Carl Croneiß), Unterabteilung Sturm 3/87 Fürth und bestand von 1936 - 1944. Zweck der Einrichtung war, unter dem neutral klingenden Sammelbegriff "Pflege des Luftfahrtgedankens", mit spielerischen Akzenten langfristig Nachwuchskräfte für die deutsche Luftwaffe zu rekrutieren und "Talente" gezielt zu fördern.


Geschichte[Bearbeiten]

Ab 1936 nahm der Fachlehrer Georg Diem von der Öffentlichen Berufsschule/Männliche Abteilung Fürth, seinerzeit im Schulhaus Helmplatz 4 ansässig, an freiwilligen „Luftfahrt-Lehrgängen“ teil, die vom Staat gefördert wurden. Für die im Werkunterricht gefertigten Modellflugzeuge fand ein Ausscheidungs-Wettfliegen statt. Die Stadt Fürth unterstützte die Aktion. Am Sonntag, den 11. April 1937 gab es auf dem Hesselberg einen derartigen Wettbewerb. Herr Diem und ein weiterer Berufsschullehrer, Eugen Michaelis, wurden von Fürth dazu abgeordnet.

Eine große Rolle spielte die Gruppe 13 des Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK), die ihren Sitz in Nürnberg hatte. Ein Luftsport-Oberführer als Stabsführer leitete die Gruppe. In Rothenburg o. d. T. gab es eine Reichsmodellbauschule. Sie bot 1938 Lehrgänge zur Ausbildung als Modellbaulehrer für den Modellbauunterricht an. In Nürnberg gab es eine Modellbaustelle in der Melanchthonbaracke, Ecke Landgraben- und Melanchthonstraße. Zu den dortigen Schulungen wurde von Stadtschulamt in Fürth (Leiter war Stadtschulrat Brunner) eingeladen und mitgeteilt, welche Werkzeuge und Materialien mitgebracht werden sollen. In Fürth unterrichtete man ebenfalls in der städtischen Lehrwerkstätte Badstraße. Am Nürnberger Lehrgang am 1. Dezember 1938 nahmen aus Fürth 24 Schüler teil. Im Schuljahr 1940/41 wurden für die Oberstufe der Fürther Volksschulen (5. - 8. Schuljahr) sowohl für Knaben- als auch Mädchenklassen 44 Lehrkräfte benannt. Darunter auch Gustav Noel in der Mädchenschule am Kirchenplatz und Dr. August Häußler an der Frauenschule.

Hauptlehrer Werner Hirschmann vom Schulhaus Schwabacher Straße wurde 1940 zu einem 10-tägigen Lehrgang nach Lauenburg a. d. Elbe (Flugmodellbauschule) abgeordnet. 101 Lehrer aus allen sogenannten Gauen Deutschlands nahmen daran teil. In der Werkstätte wurden in täglich 10 - 11 Stunden von früh 6 Uhr bis abends 22 Uhr gefertigt: Gleitflugmodelle aus Pappe und Papier, Gleitflugmodell „Kiek in die Welt“, das deutsche Einheits-Segelflugmodell, das Segelflugmodell Winker Junior, das Segelflugmodell Baby, Hochstartgeräte wie Umlenkrolle, Laufkatze und Kastendrachen.

Hirschmann sprach in seinem Bericht vom 18. April 1940 davon, dass „den Lehrern die hohe Aufgabe zuteil geworden sei, die deutsche Jugend im Flugmodellbau zu unterweisen, damit einmal der Fliegernachwuchs des deutschen Reiches gesichert sei“. Hirschmann übernahm ab Juli 1940 die Leitung der Kurse für Flugmodellbau im Fliegerheim an der Waldstraße, Ecke Flößaustraße. Immer Donnerstag von 16 – 18 Uhr wurde unterrichtet und gebastelt. Werkzeuge und Baustoffe standen zur Verfügung. Die Stadtbildstelle besaß bereits zwei Luftfahrtfilme und war angewiesen, den Bestand an Luftfahrt-Dias und -Filmen auf den neuesten Stand zu bringen. Darunter wurde laut einem Rundschreiben des Stadtschulamtes verstanden: Bau eines Flugzeugs, Segelflieger auf der Wasserkuppe, Kriegsflieger an der Westfront, deutsche Frontflugzeuge, Physik des Fliegens etc. Auch wertvolle Fliegerbücher sollten angeschafft werden wie Richthofen: Der rote Kampfflieger, Gronau: Im Grönland-Wal, Groenhoff: Ich fliege mit und ohne Motor, Beinhorn: Ein Mädel fliegt um die Welt, Kohl-Larsen: Die Arktisfahrt des Grafen Zeppelin.

Die Schule, die DJ, die Flieger-HJ sowie die NSFK-Stürme seien die Grundlage für die Sicherstellung des Nachwuchses für die deutsche Luftwaffe. Die Leitung der Flugmodellbaukurse wurde ab 1. Oktober 1940 dem Hauptlehrer Nikolaus Bernlochner übertragen. Der vorherige Leiter war am 22. April 1940 zum Heeresdienst eingezogen worden. Als eine Untergruppe der vorgenannten NSFK-Gruppe 13 (Main-Donau) in Nürnberg nannte der Stabsführer und Obersturmbannführer Groher in Nürnberg den NSFK-Sturm 3/87 Fürth i. B., Waldstraße 34. Das Stadtschulamt verwendete im Späteren den Begriff „Fliegerheim“, während der NS-Fliegerkorps in Nürnberg von „Flugmodellbauwerkstätte“ sprach. Im März 1941 waren es schon 6 Leiter der Flugmodellbaukurse in Fürth, die eine Monatsvergütung von 20 RM erhielten. Nicht nur an Ausbildungs-Kursen in Rothenburg o. d. T., sondern auch an der Reichsmodellflugschule (RMFS) Hoher Meißner bei Velmelden, Bezirk Kassel, nahmen Fürther Lehrer teil. Dort wurden auch Gummi- und Benzinmotor-Modelle eingeflogen. Gebaut wurden jetzt das Einheits-Segelflugmodell »Jungvolk« und das Segelflugmodell »Rhön«.

Im Lehrgangsbericht des Hauptlehrers Hans Brunner vom 14. Juni 1941 findet sich das Fazit: (…) damit der Luftfahrtgedanke schließlich im ganzen Volk Wurzeln schlägt und ein breiter und tiefer Strom flugbegeisterter junger Deutscher hin zur Fliegerei drängt und nicht mehr abreißt, auf dass der Fliegernachwuchs unserer siegreichen Luftwaffe gesichert ist und unser geliebtes Deutschland den Platz an der Sonne erringen und behaupten kann, der ihm nach seinen Fähigkeiten und seiner unter der Führung Adolf Hitlers zusammengeballten Kraft gebührt.

Vom zehntägigen Lehrgang von zweiundzwanzig Lehrern aus Fürth und Umgebung (fünf Teilnehmer aus Vach, Langenzenn, Zirndorf, Großhabersdorf) während der Ferien vom 18. bis 30. August 1941 brachte die Fürther Lokalpresse einen Bericht mit Foto. Der Lehrgang wurde wegen Überfüllung der Rothenburger Kurse unter Leitung der beiden Hauptlehrer Hans Brunner und Werner Hirschmann in der Fürther Werkstätte abgehalten.

Am 19. Februar 1942 fand in der Jahnstraßen-Baracke eine Arbeitstagung unter dem Leitwort »Förderung des Luftfahrtgedankens in den Fürther Volksschulen« statt. Insgesamt dreißig Teilnehmer in zwei Gruppen nahmen teil. Die Absicht war, die austretenden Volksschüler, die Geschick und Liebe für den Modellbauunterricht zeigten und für eine weitere fliegerische Ausbildung geeignet erschienen, den höheren Stellen zu melden. Ein Ferienmodellbaukurs für Fortgeschrittene wurde vom 17. bis 27. August 1942 ebenfalls in der Jahnstraßen-Baracke abgehalten. Träger der Veranstaltung war das Schulamt Fürth in Verbindung mit dem NS-Lehrerbund, Kreis Fürth. Dabei konnten auch Lehrkräfte aus dem Landkreis (Bezirkschulamt Fürth) teilnehmen. Während acht aus dem Bezirk Fürth-Stadt kamen, waren es sieben aus dem Bezirk Fürth-Land (einschl. Großgründlach und Puschendorf). Als im April 1944 Hauptlehrer Werner Hirschmann mit einer Hauptschulklasse im Zuge der Kinderlandverschickung nach Karlsbrunn/Ostsudetenland zog, konnte er nicht mehr die drei Kurse für den Flugmodellbau in der Waldstraße leiten. Hirschmann meldete sich im November 1944 wieder zurück und erteilte an seiner 8. Knabenklasse im Pfisterschulhaus zwei Kurse für Flugmodellbau (Montag und Dienstag je zwei Stunden). Er wurde auch stellvertretender Stadtbildstellenleiter.[1]

Nach Kriegsende wurde mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945 das Fliegerkorps durch den Alliierten Kontrollrat verboten und dessen Eigentum beschlagnahmt.[2] Das dem Fürther Bauhof gehörende Gelände wurde Anfang der 1950er Jahre von der Spielzeugfirma JNF (Joseph Neuhierl Fürth, später Carrera) erworben, die dort einen Neubau errichtete.

Zeitzeugenberichte[Bearbeiten]

Ich kann mich noch gut an die Flugmodellschule erinnern. Ich war als Bub ja noch zu klein um da mitzumachen. Aber bei uns im Haus hat noch ein größerer Junge gewohnt, der war bei der Hitler-Jugend und der hat mich manchmal in die Werkstatt mitgenommen. Dann habe ich mich den Nachmittag über zwischen den Werkbänken herumgedrückt und zugesehen wie die Flieger gebaut wurden. Das waren Modellflieger aber auch echte, flugfähige Gleiter waren dabei. Die wurden dann zerlegt und zum Hainberg transportiert. Dort wurden die Gleiter wieder zusammengebaut und dann sind die dort damit geflogen.[3]

Sonstiges[Bearbeiten]

Als kurios anzumerken ist, dass gut vierzig Jahre später an gleicher Stelle die Fa. Carrera mit neuen Werkstoffen ebenfalls mit dem Flugmodellbau experimentierte und das seinerzeit größte Modellflugzeug mit 5 m Spannweite fertigte.

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Stadtarchiv Fürth, AGr. 2/736, Recherche Peter Frank (Fürth), Juli 2018
  2. Wikipedia, Artikel NSFK, abgerufen am 7. August 2018, 18:20 Uhr
  3. Zeitzeugenbericht, Archiv FürthWiki, Aktennr. '27'

Bilder[Bearbeiten]