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DIE REICHSMINISTERIALEN VON HERTINGSBERG UND IHRE TURMBURG IN ALTENBERG E

ine der ungeklärten Fragen der Lokalgeschichte des frühen 13. Jahrhunderts ist die familiäre Verbindung der Familien von Gründlach und Hertingsberg zueinander. Der mutmaßliche Zusammenhang von beiden Geschlechtern wird im gleichen Siegel bzw. Wappen gesehen, das hinreichend bekannt ist (vor dem Spalt zwei goldene leopardierte Löwen auf roten Grund, hinter dem Spalt Streifenteilung in Gold und Schwarz – heute Ortssiegel von Oberasbach), wobei darauf hinzuweisen ist, dass schon 1965 durch den Freiherrn Helmut von Haller festgestellt wurde, dass der Streifenteil aus Gold und Schwarz hinter dem Spalt bei den Gründlachern mit Gold, bei den Berg-Hertingsbergern mit Schwarz beginnt (Beispiel im Altstadtbläddla 54.2010/21, S. 29 Abb. 2a/b). Ob diese Nuance schon als verschiedenes Siegel interpretiert werden darf, steht zu bezweifeln, wenn man sich die Streifenteilung hinter dem Spalt im kleinen Nürnberger Stadtwappen anschaut, die auf Nürnberger Pfennigen des 18. Jhs. zu sehen ist. Hier besteht die Streifenteilung bekanntlich aus Silber und Rot. Als um 1750 ein neuer Konventionsfuß eingeführt wurde, lässt sich beobachten, dass die Streifenhälfte vor Einführung des Konventionsfu-

ßes mit Silber beginnend, danach mit Rot beginnend ausgeprägt wurde ohne daran zu zweifeln, dass es sich nach wie vor um das Nürnberger Stadtwappen handelt (Abb. 1 a,b). Nun ist dieser Vorgang zwar 500 Jahre nach den bekannten Gründlacher bzw. BergHertingsberger Siegeln feststellbar, aber man hätte auf ritterlichen Turnieren des Mittelalters schon sehr genau hinschauen müssen, um zu erkennen ob man einem Gründlacher oder einem Berg-Hertingsberger gegenüber steht. Darüber hinaus muss die Frage gestellt werden, ob der Freiherr von Haller überhaupt richtig lag, denn auf der Tafel der Berg-Hertingsberger Siegel bei Fronmüller (Geschichte Altenberg’s ... 1860, Fig. 1) beginnt die Streifenhälfte im Siegel des Heinrici de Monte an einer Urkunde von 1288 ebenfalls mit Gold wie bei den Gründlachern. Letztendlich lässt sich aber nicht bestreiten, dass beide Siegel zusammen gehören. Gründlacher, Hertingsberger, de Monte und von Berg weisen sich durch ihr Siegel als ein Familienverband aus. Da hier eine erkennbare Klarheit in der Entwicklung der unterschiedlichen Benennungen fehlt, muss die familiäre Verbundenheit auf andere Weise geklärt werden. Dazu sollen einige Überlegungen vorgetragen werden.

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Abb. 1a, b. Nürnberger Pfennige aus dem Lochnerschen Gartenhaus von 1747 und 1770 34

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ls der Name Hertingsberg erstmals in den Quellen bekannt wird, haben die Gründlacher schon 77 Jahre (2 – 3 Generationen) ihren Namen nach dem Stammsitz in Großgründlach geführt. Dass die Bezeichnung Hartingsberg/Hertingsberg als die älteste überlieferte Namensform aus diesem Familienzweig zu sehen ist, zeigt das folgende Schema des urkundlichen Erscheinungsbildes der bekannten Namen (Abb. 2 Schwarz = de Hertingsberg). Erst danach setzen sich die Bezeichnungen „de Monte“ (Abb. 2 Gelb) und „von Berg“ (Abb. 2 Rot) durch. Zum Namen Crafto de Herting(i)sberg ist zu sagen, dass er ab 1215 als Bamberger Kleriker bekannt ist, zuerst als Magister Crafto, dann als

Probst der Alten Kapelle in Regensburg, die seit der Schenkung 1009 durch Heinrich II. zu Bamberg gehörte. Ab 1225 bis zu seinem vermeintlichen Tode 1237 war er 19. Domdekan in Bamberg. Da nicht alle Nennungen mit dem Namenszusatz „de Hertingsberg“ versehen sind, sind die unsicheren Urkundenstellen schraffiert gekennzeichnet. Es sind in diesem Zeitraum keine weiteren Kleriker in Bamberg bekannt, die den Namen Crafto tragen, darum muss man davon ausgehen, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt. Das zeigt, dass sich schon 16 Jahre vor dem bekannten Eberhard von Hertingsberg eine Person nach dem Ansitz in Altenberg benannt hat und damit das Alter des Anwesens in den Anfang des 13. Jhs. vielleicht sogar ins ausgehende 12. Jh. datiert werden kann. Wenn Crafto ein Bruder des Eberhard von Hertingsberg gewesen sein sollte, der die geistliche Laufbahn beschritten hat, muss man wohl annehmen, dass die Turmburg mindestens eine Generation davor gebaut worden ist. Bei den beiden anderen Hertingsberger Namen Eberhard und Heinrich herrscht Unsicherheit darüber, ob sie sich abwechselnd „de Hertingesberg“, „de Monte“ oder „von Berg“ genannt haben. Geht man aber wie Fronmüller davon aus, dass die jüngere Generation auf die Alte Veste umgesiedelt ist und sich dann „von Berg / de Monte“ nannte, kann man die Personen nicht beliebig gleichsetzen. Ganz besonders deutlich wird das beim Namen Eberhard in den Königsurkunden des Jahres 1234: am 25 Januar hätte er sich „de Hertingsberg“, am 15. Februar und 23. März „de Monte“, am 14 Juli „de Hertingsberg“, am 15. und 21 August „de Monte“ am 10. September „de Hertingsberg“, am 11. September „von Berg“ und am 17. und 23. November wieder „de Hertingsberg genannt. Zwar werden am 10. und 11. September in Boppard am Rhein beide Namen in zwei unterschiedlichen Urkunden Heinrichs VII. genannt, es gibt aber keinen Hinweis darauf, dass nur ein Eberhard anwesend war. Die Möglichkeit, dass Vater und Sohn bzw. Eberhard und ein jüngerer Eberhard den König begleitet hätten, sollte ebenso in Betracht gezogen werden, zumal Fronmüller einen der beiden Eberlin (Eberlein) nennt und mit dieser Koseform wahrscheinlich auf die nächste Generation anspielt.

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ie These, die Gründlacher seien aus den Berg-Hertingsbergern hervor gegangen, lässt sich urkundlich auch nicht bestätigen. Diese alte Ansicht ist wohl dadurch entstanden, dass schon vor der Ersterwähnung der Gründlacher Namen eine Reihe hochgestellter Persönlichkeiten bekannt ist, die ähnliche „Berg“-Namen tragen, denen aber ein Bezug zum Fürther Westen nicht nachgewiesen werden kann. Der bekannteste Vertreter ist ein Albertus de Berga, der zusammen mit dem ersten Gründlacher Liupold 1138 in ranghöherer Position als Zeuge aufgeführt wird. Die-

Abb. 2. Urkundliches Erscheinungsbild der Berg-Hertingsberger Nr. 55 – 2021/22

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