48 – 14/15� Altstadtverein Fürth
Abb. 9 Einer von zwei Steinquadern am Kapellenruh-Denkmal. Foto Werner
Abb. 10 Der zerstörte Denkmalsockel. Foto von Fritz Wolkenstörfer, Stadtarchiv Fürth A 889 mit freundlicher Genehmigung.
die Regierung Mittelfranken zu erwirken, dass auf der damaligen Beistelltafel des Denkmals „Zum Andenken an die einst hier gestandene, von Kaiser Karl dem Großen errichtete Kapelle des heiligen Martins, errichtet 1855“ wenigstens die Worte „der Sage nach“ ergänzt werden sollten; ein Vorgang, gegen den man sich bis zur Zerstörung des Denkmals erheblich gesträubt hatte mit der unsinnigen Begründung, dass der Verein keinen Gegenbeweis erbringen könne. Und diese Überheblichkeit bei der Bewertung von Denkmälern ohne ausreichende Quellenkenntnis scheint sich ja bis heute in der „Denkmalstadt“ erhalten zu haben. Schaut man sich die unmittelbare Umgebung des Kapellenruh-Denkmals genauer an, wird man zwei längliche Quadersteine entdecken (Abb. 9), die eine Zugehörigkeit zur ehemaligen Kapelle an dieser Stelle suggerieren. Einer davon scheint aber nach dem undatierten Stich Boeners „Der Marckflecken Fürth wie er von Niedergang anzusehen“ direkt von der Straße nach Frankfurt zu stammen und müsste irgend-
bindlichkeit gegenüber dem Denkmal, der angeblichen Kapelle und dem Standort in der Wiese. Hätte es nicht den „Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs“ gegeben, stünde wahrscheinlich auch kein Denkmal an dieser ausgedachten Stelle, an der niemand aus Fürth oder Umgebung je eine intakte Kapelle gesehen hat soweit sich das zurückverfolgen lässt. Man sah eben nur das, was man sehen wollte. Oder wollte man dem König als Landesherrn nur einen Gefallen tun nach dem HeiliggrabkapellenDesaster?
wann hierher geschafft worden sein. Er wäre dann vielleicht tatsächlich der allerletzte Überrest der Kapelle, allerdings läge er heute an der falschen Stelle. Seine Verwendung in der Architektur der „Kapelle“ ist nicht mehr feststellbar. In der Skizze (Abb. 6), von der wie oben dargestellt nicht klar ist, ob es sich eventuell um die Albrecht-Ruine handelt, befindet sich ein ähnlicher Stein als Sohlbank des Rundbogenfensters direkt auf dem Boden aufliegend. Als das Denkmal zerstört wurde, ist ein Teil der Ummantelung des Sockels aus Feldsteinen abgerutscht und man kann im Kern des Sockels sorgfältig aufgeschichtete Steinquader erkennen (Abb. 10). Ob es sich dabei um Material der abgeräumten Ruine handelt, kann freilich nicht mehr gesagt werden, zumal zwischenzeitlich die Wiese vollständig eingeebnet war und erst die Nachgrabung von 1843 einen Anhaltspunkt für den Standort geliefert hat. Egal ob Kapelle oder Mühle in beiden Gebäuden hätten diese Steine verbaut sein können – sie sind Zeugen einer durchweg beobachtbaren Unver-
Dennoch scheint mit der Selbstverwaltung der jungen Stadt Fürth ab 1818 ein neues Selbstbewusstsein einzusetzen, das auch nach den Ursprüngen der Ansiedlung zwischen den Flüssen geforscht zu haben scheint. Motor dieser Geisteshaltung um die Geschichte der jungen Stadt könnte der König Bayerns selbst gewesen sein, der mit seinem Dekret zur Aufstellung von Gedenktafeln den Anstoß gegeben hat. Sein oberster Denkmalschützer war Friedrich Gärtner, dessen Schüler, die Bürklein-
Brüder, für Entwurf und Ausführung des Fürther Rathauses verantwortlich waren. Dazu gesellten sich im Ort der historisch hochgebildete Kaufmann Johann Adam Gebhardt mit seinem Sohn Konrad, die Inhaber des über die Landesgrenzen hinaus bekannten Antiquitätenkabinetts Abraham und Sigmund Pickert, die ab dem 22. Januar 1850 das Prädikat „Königlich bayerischer Hofantiquar“ führten, der in der Gustavstraße ansässige Antiquar Herdegen mit seiner ansehnlichen Bibliothek sowie der Kaufmann und Magistratsrat Johann Martin Meyer, der 1848 zum 2. Bürgermeister gewählt wurde. Man kann heute leider nur noch erahnen wie ernst es diesen Herren mit der Erforschung des Ursprungs ihrer Heimatstadt gewesen ist, eines scheint dennoch als Pioniertat in die Ortsgeschichte einzugehen. Es handelt sich um die Ausgrabung, die 1843 zur Suche der alten „Martinskapelle“ im Wiesengrund durchgeführt worden war. Im Hinblick darauf, dass die großen archäologischen Entdeckungen noch nicht stattFortsetzung auf Seite 40 39