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EIN FARBTUPFER IN DER ALTSTADT Seit mehr als drei Jahren sorgt die Bürgervereinigung A lt­ stadtviertel St. Michael für vielfältige Wiederbelebung der Altstadt: Grafflmärkte, Kirchturmbeleuchtung, Bäume in der Gustavstraße, Anregungen an die Stadt Fürth... In der Gustavstraße, am Haus Nummer 46, kann man seit kurzem ein weiteres Beispiel dieser Tätigkeit sehen: eine bisher unscheinbare, graue Verputzfassade zeigt jetzt ein ansehnliches Fachwerk, das bisher verborgen war. Die Bür­ gervereinigung machte dies durch persönlichen handwerkli­ chen Einsatz einiger Mitglieder - in der Mehrzahl BaufachLaicn und durch Übernahme aller Kosten möglich.

Der Arbeitsplan für die nächsten Treffen war damit fest­ gelegt. Das Fachwerk wurde renoviert, d.h. Nägel und Klammern wurden entfernt, Risse und Löcher verspach­ telt, die noch rohen Balken m it mehreren Farbeinlässen versehen. Für den Sandstein reichten unsere Fähigkeiten nicht aus; ein Fachmann übernahm kurzfristig diese Arbeit. Das Giebelmauerwerk wurde neu aufgezogen. Allmählich wurde das künftige Gesicht des Hauses erkenn­ bar. Wir wollten alles versuchen, es so ansehnlich wie mög­ lich herzurichen. Zum Beispiel paßten die Einscheibenfen­ ster nicht mehr zum Fachwerk —w ir ließen die ehemaligen Sprossenfenster wiederherstellen. Die Farbgestaltung des Fachwerks, der Gefäche und der Fensterrahmen war vielen Mitgliedern der Bürgervereinigung ein ernstes Anliegen. Die Fassade sollte - in ihrer alten Form unverändert —zu den Menschen passen, die hinter ihr leben, in deren Blickfeld sie steht. Farbe als Element des Ästhetischen kann das Haus aus seiner Unschcinbarkeit her­ ausheben. Sie kann den Reiz des Einfachen sichtbar ma­ chen. Viele von uns brauchen diesen Anstoß, um in der Vielfalt des zu Sehenden das Sehenswerte zu finden. In den Mitgliederversammlungen wurden unter reger Beteili­ gung aller Anwesenden verschiedene Vorschläge überprüft: rote Gefäche - schwarze Balken - schwarze Fensterrahmen; weiße Gefäche - dunkelbraune Balken • rote Fensterrahmen; grüne Gefäche • schwarze Balken - ... Man einigte sich auf den Vorschlag der „gemäßigten Gestal­ te r": weiße Gefäche, dunkelbraunes Fachwerk, rote Fen­ sterrahmen. Der Farbtupfer in der Altstadt, ein Akzent im Fürther Grau, ein bißchen P fiff in der Eintönigkeit des Alltags — das sollte das Haus sein. Die Gefäche wurden also weiß, die Balken dunkelbraun, die Fensterrahmen rot. Den letzten Schliff mußte wieder ein Fachmann geben; Dachrinne und Abdcckblechc wurden erneuert. Schließlich wurde das Gerüst entfernt —das neue alte Haus gefiel uns! Ein paar nüchterne Zahlen sollen den „Arbeitsbericht" abrunden: — — —

Hier eine A rt Arbeitsrückschau: Für diese erste Selbsthilfeaktion der Bürgervereinigung durfte das Objekt nicht zu groß sein. Man wollte zeigen, daß man m it persönlichem Einsatz und geringen finan­ ziellen Mitteln etwas erreichen kann. Das kleine Haus Gu­ stavstraße 46 m it seinem unter dem Verputz durchschim­ mernden Fachwerk erschien uns geeignet.

An — — — — —

Arbeitsdauer: etwa 6 Wochen Arbeitszeit der Mitglieder: etwa 60 Stunden (vorwie­ gend an Wochenenden) Gesamtkosten für die Bürgerinitiative: etwa 1500 Mark (zum Vergleich: geschätzte Kosten ohne Selbsthilfe­ aktion des Altstadtvereins: etwa 7000 Mark) dieser Stelle wollen w ir uns noch einmal bedanken: bei der Besitzerin für ihre Bereitschaft bei den Fachleuten für ihre schnelle Hilfe bei den Mietern für ihre M ithilfe und ihr Verständnis bei den Nachbarn für ihr Verständnis und ihr Entge­ genkommen bei den Passanten für ihre aufmunternden Bemerkun­ gen

P.S. Weitere Projekte sind bereits in A ngriff genommen, wenn auch der Schriftverkehr m it den Behörden dies­ mal etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen wird...

Die Kontaktaufnahme m it der Hausbesitzerin war nicht schwierig. Sie gab — erfreulicherweise sofort — ihre Zu­ stimmung zu diesem Vorhaben. An einem Wochenende im November wurde geklopft; Fach­ werk und Sandsteinfassade sollten freigelegt werden. Ein bißchen Lampenfieber hatten alle Beteiligten: In welchem Zustand sind die Balken? Wie schaut der Sandstein aus? Wie verträgt das Mauerwerk im Giebel die Klopferei? — Die Balken waren zwar unansehnlich, aber in Ordnung. Der Sandstein hatte durch den Verputz an einigen Stellen zu bröseln begonnen. Das Mauerwerk im Giebel überlebte die Enthüllung nur unvollständig.

Impressum: „Altstadt-B läddla" Herausgeber und verantwortlich: Bürgervereinigung Altstadtviertel St. Michael Fürth e.V. Pressereferent Ernst-Ludwig Vogel, Telefon 09 11/73 96 14 Satz: schrift+satz norma kolb, Krelingstr. 44, 85 Nürnberg Tel. 35 79 18 Druck: Schnelldruck Fürth, Nürnberger Str. 22, 851 Fürth, Tel. 77 00 33 5