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Lothar Berthold

BRAUCHEN WIR DIE WESTSPANGE? EIN ALTERNATIVES VERKEHRSKONZEPT ZUR ALTSTADTENTLASTUNG Vor drei Jahren hat die Bürgervereinigung in ihrem Vor­ schlag Nr. 5 an die Stadtverwaltung Fürth („Notwendige Forderungen zur Berücksichtigung der spezifischen A lt­ stadtsituation innerhalb des / nnenstadtkonzepts der Stadt F ürth ") u.a, den möglichst raschen Ausbau eines A ltstadt­ entlastungsrings in Gestalt der vorgesehenen Nord- und Westspange (Rednitzbecken) gefordert. Wird doch erst hierdurch ein langfristiges Z iel der A ltstadtinitiative mög­ lich, nämlich das St. Michaels-Viertel vom Durchgangsver­ kehr zu befreien und so die angestrebte Fußgänger- Verweilzone bzw. eine verkehrsberuhigte Zone im Bereich Gustavstraße/Marktplatz und deren Anbindung an die vorhandene City-Fußgängerzone zu realisieren. Freilich hat sich m ittlerweile der Diskussionsstand und das öffentliche Bewußtsein etwas geändert: eine verstärkte Berücksichtigung des Naturschutzes und die Überlegungen im Bereich der Stadtentwicklung, die bestehenden Grün­ zonen (z.B. das Rednitztal zwischen der bereits existenten Nordspange und der Siebenbogenbrücke, einschließlich des Biotops Waldmannsweiher) möglichst nahe an die Innen­ stadt heranzuführen, machen eine Modifizierung des dama­ ligen Vorschlags notwendig. Es güt, sich Gedanken zu ma­ chen, wie das geplante mehr auto- als menschengerechte Verkehrskonzept Westspange (Schaechterle-Plan von 1962) geändert werden kann, ohne daß es seine H auptfunktion, die A lt- und Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu ent­ lasten, verliert.

Die bekannten Einwände gegen die Westspange aus der Sicht des Umweltschutzes sollen hier nur kurz erwähnt werden, obwohl sie allein schon ausreichen sollten, dieses Straßenprojekt indiskutabel zu machen: Das westlich der Innenstadt (in Hauptwindrichtung!) gelegene Rednitztal m it dem einmaligen dichten Baumbestand um den Wald­ mannsweiher hat für die Verbesserung des Stadtklimas höchste Bedeutung, ebenso als Naherholungsgebiet, auch wenn es nur teilweise erschlossen ist. Eine Hauptverkehrs­ straße in dieser stadtnahen „grünen Lunge" wäre selbst dann nicht zu rechtfertigen, wenn sie zur Lösung der (vergleichsweise geringen) Fürther Verkehrsprobleme unbe­ dingt nötig wäre. Daß die Westspange sogar ziemlich über­ flüssig ist, soll im folgenden aufgezeigt werden. Zunächst ein Blick auf die Hauptverkehrsströme, die in Fürth auftreten: Der überörtliche Durchgangsverkehr ist inzwischen weitgehend aus der Innenstadt verbannt und spielt sich im wesentlichen auf der Südwesttangente entlang des Kanals und auf der Schnellstraße Nürnberg-Fürth-Erlangen ab. Nur die Verbindungsstrecke zwischen diesen bei­ den Stadtautobahnen über Würzburger und Poppenreuther Straße berührt die Altstadt (Nordspange) bzw. führt sogar durch diese hindurch (Königstr. - Marktplatz - Heiligen­ berg).

Die Bürgervereinigung macht deshalb und aus aktuellem Anlaß heraus m it einem bereits in einer begrenzten Ö ffent­ lichkeit (Bürgerversammlung) vorgestellten Konzept be­ kannt, das einen durchaus interessanten und überlegens­ werten Diskussionsbeitrag — als eine denkbare Lösung — darstellt. Es handelt sich dabei um einen kleinen Aus­ schnitt aus einem umfangreichen, detaillierten Gesamt­ verkehrsplan, der derzeit erarbeitet und für eine größere Publikation vorbereitet wird. Der A u to r, ein Fürther Geograph, der sich n ich t von Am ts wegen, sondern aus persönlichem Engagement m it den hie­ sigen Verkehrsproblemen auseinandersetzt, beschränkt sich im folgenden a u f jene Punkte seiner Arbeit, welche die un­ mittelbare A ltstadt um die Michaels-Kirche und das Rat­ haus betreffen.

Noch in diesem Jahr soll der Fürther Stadtrat über ein Ver­ kehrskonzept abstimmen, das nach der Einstellung des Straßenbahnbetriebs in den nächsten Jahren verwirklicht werden soll. Als wichtigste neue Straße muß dazu die West­ spange gebaut werden, die anstelle des jetzigen RednitzFlußbettes zwischen Maxbrücke und Siebenbogenbrücke liegen soll. Die Rednitz muß vorher in diesem Abschnitt etwas weiter nach Westen verlegt werden. Diese West­ spange soll den Hauptverkehrsstrom West-Ost aufnehmen, der anschließend über Theresienstr. - Gebhardstraße in Richtung Nürnberg weitergeführt w ird. Dieser Verkehrs­ strom belastet zur Zeit die untere Königstraße. Die West­ spange scheint also auf den ersten Blick die langersehnte Verkehrsberuhigung in der Altstadt zu bringen; und von daher mag man Einwände der Umweltschützer gegen dieses Straßenprojekt leicht beiseite schieben. Eine nähere Be­ trachtung der Fürther Verkehrsverhältnisse zeigt aber, daß es eine sinnvollere, umweltfreundlichere und auch billigere Alternative gibt: nämlich der Vollausbau der Nordspange (Pegnitzstr. - Kapellenstr.) in beiden Fahrtrichtungen.

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Heutiger Zustand Erläuterungen: überörtlicher Durchgangsverkehr stadtteilverbindender Verkehr Schleichwege

Der innerstädtische Binnenverkehr zwischen den einzelnen Stadtteilen, soweit er die Innenstadt überhaupt berührt, führt über fünf Ein- und Ausfallstraßen in die Innenstadt und aus ihr heraus: Würzburger Straße, Erlanger Straße, Schwabacher Straße, Jakobinen-Unterführung und Nürn­ berger Straße. Den größten Anteil am Verkehrsaufkommen aber hat in Städten der Größenordnung Fürths der innenstadtorien-