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Altstadtverein Fürth

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Das alte Mar tinspatrozinium in Für th Die Ausgangs­s ituation

Ein Versuch, Fürths Ur­ sprung zu ergründen, ist die vielfach als historisch empfundene Interpreta­ tion der Legende über Karl den Großen, der eine Ka­ pelle mit Martinspatrozi­ nium am Zusammenfluss von Rednitz und Pegnitz erbaut haben soll. Durch berechenbare Etappen­ ziele seiner Flussreise auf der Rednitz vom Karls­ graben bei Treuchtlin­ gen bis nach Würzburg im Jahr 793 sei ein Punkt er­ reicht gewesen, der den Kö­ nig veranlasst habe, Stati­ on zu machen. Die Situa­ tion des vermehrten Was­ serzulaufs aus beiden Flüs­ sen habe den König gera­ dezu interessieren müs­ sen, mutmaßt der Chro­ nist Fronmüller und unter­ streicht damit den Aufent­ halt des Königs – von ihm bereits als Kaiser tituliert – im Wiesengrund. Die Ka­ pelle soll sich dementspre­ chend im Bereich des heute noch existierenden Flurna­ mens „Kapellenanger“ be­ funden haben. Durch die Nähe zum Flussdurchgang durch die Rednitz, eine Furt, die dem Ort schließ­ lich seinen Namen gegeben hat, wurde dann auch der Ausgangspunkt für die ers­ te Ansiedlung gesehen. Der Kupferstecher Johann Ale­ xander Boener schreibt in seiner Abhandlung Kur­ zer Bericht von dem Altert­ hum und Freyheiten des freyen Hof-Markts Fürth ...

1705 zur frühen Besiedlung an der Furt sei „... ein kleines Häußlein erbauet gewesen / in welchem sich jemand aufgehalten / der bey Aufschwellung beyder vorgedachten Flüsse / die nicht weit von Fürth und Bremerstall sich miteinander vereinbahren und vermählen / den Fuhr- und Wanders-Leuten des Tags mit Voraus-Reuten / und des Nachts mit Fackeln den Weg und Strasse durch das angelauffene Wasser zeigen und weißen müssen ...“ Da­ mit ist bereits alles gesagt: Außer ein paar Behausun­ gen beiderseits der Furt mit Leuten, die ihren Lebens­ unterhalt mit einem ge­ wissen Lotsendienst durch den Fluss verdienten, gab es hier anscheinend sonst nichts und niemanden als Karl der Große vorbei kam. Es ist weder von einem Kö­ nigshof noch von einer an­ deren Möglichkeit des Kö­ nigs unterzukommen die Rede, sondern das aufge­

schlagene Zeltlager bilde­ te die Unterkunft für den Herrscher. Bei einer der­ artigen Ausgangssituati­ on war folgerichtig anzu­ nehmen, dass auf der heute noch erkennbaren Auenin­ sel das von beiden Talrän­ dern gleichgut erreichbare Kirchlein gegründet wor­ den sei. Durch die beson­ dere, schlecht erschließba­ re Lage im Überschwem­ mungsbereich (Abb. 1) und den Auenrändern haben archäologische Untersu­ chungen zu den so erklär­ ten Anfängen Fürths, be­ sonders beim Bau der UBahn an der Maxbrücke und am Schießanger (Wil­ helm-Löhe-Straße 18) auf der einen, sowie der Blau­ en Glocke auf der anderen Seite, bisher keine Bestäti­ gung erfahren können. Auf die sich daraus ergebenen Frage, sind die Ursprünge Fürths überhaupt erforsch­ bar, soll hier im Folgenden kurz eingegangen und der Stand der Untersuchun­

Abb. 1: Kapellenruh während der Überschwemmung. (Foto: Werner)

gen aufgezeigt werden, ge­ wissermaßen als Ergän­ zung zum Aufsatz im letz­ ten Altstadtbläddla. Die Veröffentlichung Boeners

Die Ansichten Boeners zur frühen Siedlungsgeschich­ te waren nicht für den einfachen Einwohner des Marktfleckens bestimmt sondern für einen huma­ nistisch hoch gebildeten Kreis wie er beispielswei­ se im Pegnesischen Blu­ menorden vereinigt war, der sich durch den Or­ densbruder „Floridan“ ali­ as Sigmund von Birken († 1681) auch mit histori­ schen Schriften zu befas­ sen pflegte. Für den Huma­ nisten waren Boeners Aus­ führungen nachvollzieh­ bare Argumente, sich das frühe Fürth vorzustellen, zumal er es fertig brachte, im Gegensatz zu den älte­ ren Nürnberger Chroni­ ken, die Anwesenheit Karls des Großen in unserer Ge­ gend mit seiner Schiffsrei­ se vom Karlsgraben nach Würzburg in Verbindung zu bringen. Schließlich gab es keine Quellen über die sonst zugrunde gelegten Wege Karls auf seinen Zü­ gen gegen den Bayernher­ zog Tassilo, dass Fürth viel deutlicher im Zusammen­ hang mit der angegebenen Reiseroute zu sehen war als Nürnberg oder einer der sonst genannten Vor­ orte. Boeners Gedanken

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