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Altstadtverein Fürth �

Müllner berichtete hier – obwohl widersprüchlich – aus eigenen Anschauungen, denn auf seinen Dienstreisen als „Supernumerar-Syndicus“ der Stadt Nürnberg hat er sich zwischen 1592 und 1597 neben anderen fränkischen Orten auch in Fürth aufgehalten und konnte auf diese Weise entweder die Information über die Ruine im Wiesengrund in Erfahrung gebracht oder sie selbständig hier ausformuliert haben. Pfarrer Lochner bemerkte, dass nach Müllner schon vor dem Dreißigjährigen Krieg eine Ruine im Wiesengrund als Kapelle angesprochen worden war und zählte Zwei und Eins zusammen, denn ihm fehlte neben den beiden Gotteshäusern mit ihren bekannten Patrozinien auf dem Kirchenplatz die alte, historisch belegbare Martinskirche in Fürth. Die vorgeschlagene Datierung, dass diese „Kapelle“ bereits im Markgräflichen Krieg zerstört worden wäre, bekam mit den Annalen Müllners eine empirische Grundlage und durch den Merian eine entsprechende Bestätigung. Durch die Stellung seines Vaters als Kanzleibeamter der Reichsstadt wird dem jungen Lochner der Inhalt dieses wichtigen Müllnerschen Dokuments nach 55 Jahren ihrer Fertigstellung und Geheimhaltung wenigstens in Exzerpten bekannt gewesen sein. Auch wenn er nicht gewusst hätte, dass Müllner selbst vor 1597 hier war, lag das Fertigstellungsjahr 1623 immer

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noch vor der großen Feuersbrunst 1634 oder den Kampfhandlungen von 1632. Die davor liegenden bekannten größeren kriegerischen Auseinandersetzungen in und um Fürth, die eine Zerstörung hätten herbei führen können, wären die des Markgrafen gegen die Reichsstadt 1449/50 gewesen. Eine früher geäußerte Vermutung, dass die Identifikation der Ruine im Wiesengrund als Kapelle vielleicht eine Idee Lochners gewesen sei, hat sich damit erledigt. Die literarische Idee Boeners, die altbekannte Karlslegende Altenfurts 1705 auf Fürth zu übertragen, konnte dank der falschen Zuordnung in Merians Topographie endgültig vollzogen werden. Zeitlich gesehen muss man sogar davon ausgehen, dass die Karlslegende durch diese Publikation hier überhaupt erst bekannt wurde und dadurch die Kombination Kapelle im Wiesengrund ↔ Martinspatrozinium ↔ Karl der Große entsprechend entstehen konnte. Es war nur noch ein kleiner konsequenter Schritt, da die Schiffsreise Karls des Großen 793 nach dem 13. Kapitel im vierten Buch der Bayerischen Chronik von Johannes Turmair (Aventinus), der wiederum Aufzeichnungen aus den Lorscher Annalen und des Abtes vom Kloster Wülzburg benutzte, eindeutig auf der Rednitz stattgefunden hatte. Dort heißt es: „Und künig Karl mainet, er wolt machen, das man vom Rein in

die Thonau auf dem wasser möcht farn und von ainem mer in das ander, hielt’s für ain köstlich nütz ding und grosse sach, wo er’s zuwegen möcht bringen. Darumb, dieweil er zu Regenspurg still lag, den nächsten sumer hernach lies er bei Weissenburg auf dem Norkau ainen grossen graben grabn, wolt die Altmül und Rätza zesam lassen. Die Altmül felt in die Thonau bei Kelhaim, die Rätza in die Rednitz zwischen Weissenburg und Schwabach und Rot, dieselbig rint in den Main zu Babenberg, der Main zu Mainz in den Rein. Man arbaitet den ganzen sumer daran, aber es war alles vergebens: was man bei tag grueb, fiel zu nacht alles wider ein. Und künig Karl im herbst, als man zelet nach Christi gepurt sibenhundert und dreiundneunzig jar, so er nun bis in das viert jar aneinander in Baiern war gewesen, zu Regenspurg mitsambt seinem frauenzimer, mit dreien sünen (künig Pipin, künig Karl und künig Ludwig) hof gehalten het, zog er hinauf gên Weissenburg werts, wolt beschauen, was man gearbait het; es war umbsunst, muest’s alles abschaffen. Er fuer mit seinem weib und kinden und sünen auf der Rätza in die Rednitz, von dan in den Main muesten die leut die schif ziehen, von dan auf dem Main gên Frankfurt. Blib daselbs den winter und hielt alda ain concili.“ Boener nutzte den Vorteil, dass auf dieser Reisestrecke in Fürth das altfränkische Patrozinium

des Heiligen Martin nachgewiesen werden konnte, was für Altenfurt definitiv nicht möglich war und nach Müllners Annalen im Wiesengrund die Mauern einer „Kapelle“ gestanden haben sollen, die er dann selbst auch so bezeichnet und Karl dem Großen zugeordnet hat (Abb. 3), ohne genau zu wissen, ob dieselbe Stelle oder die über hundert Jahre später sichtbaren Mauerreste gemeint waren. Dazu gesellte sich die unglückliche Nachricht von Conrad Celtis als er im 3. Kapitel seiner „Norimberga“ schrieb, dass die Anwohner des Karlsgrabens das Bauwerk Karls des Großen als „Furt“ bezeichnet hätten. Diese Ausdrucksform konnte Celtis nicht aus lateinischen oder offiziellen Quellen kennen, denn dort wird der Graben als „fossatum, aquaeductum“ oder „ vallis“ bezeichnet. Obwohl anders gemeint, war damit bei unkritischer Betrachtung die Verbindung „Karl der Große ↔ Furt“ anstatt „Karl der Große ↔ Altenfurt“ schriftlich festgehalten. Celtis’ Bezeichnung ist hier aber nicht als unerklärliche „Verwechslung mit Fürth“ (Gerhard Fink) zu verstehen, sondern als Hinweis darauf, dass der Kanal (Abb. 4) tatsächlich in Betrieb gewesen ist, eine Art Überfahrt mittels einer so genannten Weihertreppe wie jüngste archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen zu belegen hoffen und sich wahrscheinlich in der mündlichen Überliefe-