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51 – 17/18�  Altstadtverein Fürth

bestätigendes Kopfnicken erwartet hat, wurde ebenfalls enttäuscht, denn Fritz Oerter ist seit über 80 Jahren tot – und leider in der Fürther Geschichte fast vergessen worden. Dabei war das nicht immer so! Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war Oerter eine bekannte Größe im politischen und literarischen deutschsprachigen Raum. Zu seinen Freunden und Vertrauten zählten viele Revolutionäre, Politiker und Schriftsteller, so z. B. Gustav Landauer – einer der wichtigsten Theoretiker und Aktivist der anarchistischen Bewegung, sowie der maßgeblich für die Münchner Räterepublik verantwortliche Anarchist, Schriftsteller und Publizist Erich Mühsam. Auch Ernst Toller, deutscher Schriftsteller und linkssozialistischer Politiker zählt zu seinen Freunden – und – so wird es zumindest gemunkelt, hat Oerter sogar 1926 den indischen Dichter und Literatur-Nobelpreisträger Rabindranath Tagore bei sich in Fürth zu Besuch gehabt.

Spurensuche

Dass Oerter überhaupt wieder langsam in das kollektive Bewusstsein der Fürtherinnen und Fürther gelangt, ist zunächst der Verdienst des Fürther Autors und Kolumnist Bernd Noack. In der Artikelreihe „Spurensuche“ in den Fürther Nachrichten schrieb Noack im März 2011 erstmals über Fritz Oerter und seinem Enkel,

dem inzwischen 91-jährigen Alfred Hierer aus Egersdorf bei Cadolzburg. Fritz Oerter selbst wurde am 19. Februar 1869 in Straubing geboren und kam als Sohn eines Feldwebels in einer Donaukaserne zur Welt. Sein ein Jahr jüngerer Bruder, Sepp Oerter, kam ebenfalls in Straubing auf die Welt. Beide Brüder kamen samt Familie Ende des 19. Jahrhunderts nach Fürth und besuchten hier die Realschule. Nach der Schulzeit absolviert Fritz Oerter die Ausbildung zum Lithographen, fing aber gleichzeitig an, sich politisch zu betätigen. So trat er z. B. mit 21 Jahren in die SPD ein. Die politische Betätigung in der SPD reichte beiden Brüdern jedoch nicht, so dass sich beide – wie viele andere auch in dieser Zeit – radikalisierten. Die Brüder Oerter fühlten sich der anarchistischen Bewegung zugehörig, also einer politischen Ideenlehre und Philosophie, die Herrschaft von Menschen über Menschen und jede Art von Hierarchie als Form der Unterdrückung von Freiheit ablehnt. Fritz Oerter selbst wird später zum Sprachrohr einer Strömung des Anarchismus – dem sog. Syndikalismus. Doch zunächst beschaffen sich die Gebrüder Oerter Agitationsmaterial aus dem Ausland und verteilen dieses in Deutschland, weswegen beide u.a. im Dezember 1892 in Mainz verhaftet und wegen „aufrührerischer Reden“ angeklagt wurden. Die Anklage sprach später gar vom

Aufruf zu Sprengstoffattentaten, weshalb der jüngere Bruder Sepp Oerter zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt wurde – Fritz Oerter selbst kam mit nur 15 Monaten Haft davon. Auch die Polizei in Fürth beginnt sich für Fritz Oerter zu interessieren. 1905 wurde erstmals eine Akte über Ihn angelegt.

Unterschiedliche Lebensläufe

Die Wege der Brüder Oerter trennen sich kurz nach der Jahrhundertwende. Während Fritz Oerter wieder nach Fürth ging, orientiert sich sein jüngerer Bruder eher in den norddeutschen Raum. Sepp Oerter absolvierte eine Buchbinder-Lehre und trat nach seiner Haftstrafe in Mainz als Redner im In- und Ausland auf. Gleichzeitig war er als Journalist tätig und wurde schließlich sogar Chefredakteur der anarchistischen Zeitschrift „Der freie Arbeiter“. Nach Bekanntwerden von Geldunterschlagungen verlor er alle Posten. Als Journalist versuchte er sich nun bei bürgerlichen Zeitungen über Wasser zu halten, bis er schließlich nach den politischen Umbrüchen der Novemberrevolution 1918 in die Führungsspitze der „Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei“ (USPD) wechselte, einer linken Strömung ehemaliger SPD-Mitglieder. 1920 wurde schließlich Sepp Oerters politisch erfolgreichstes Jahr – er wurde zum Ministerpräsiden-

ten der Sozialistischen Republik Braunschweig gewählt, jedoch musste er nur kurze Zeit später seine Ämter erneut niederlegen, dieses Mal wegen Vorteilsannahme und Korruption im Amt. Es folgte der Ausschluss aus der Partei und eine erneute Haftstrafe, der er durch eine Amnestie entgehen konnte. Was dann passierte ist bis heute noch unverständlich, denn Sepp Oerter wechselt die Seiten und wurde 1924 Mitglied der NSDAP. Seine weitere Karriere als Landtagsabgeordneter der NSDAP in Braunschweig fand 1928 durch einen tödlichen Herzinfarkt ein jähes Ende.

Die Anarchiebewegung in Fürth

Fritz Oerter hingegen blieb sich und seiner politischen Überzeugung gegenüber treu und sah sich als geistiger Nachfolger Gustav Landauers und als Verfechter der anarcho-syndikalistischen Bewegung, also einer Form des Anarchismus, die sich aus einer Art gewerkschaftlich organisiertem Sozialismus ableitet. Dabei wird die Idee aufgestellt, dass alle Produktionsmittel ausschließlich durch Gewerkschaften verwaltet und organisiert werden dürfen – wodurch parlamentarische Bestrebungen nicht notwendig sind bzw. sogar abgelehnt werden müssen. Während die Sozialdemokraten und Zentralgewerkschaften mit der deutschen Regierung und dem Kaiserreich ih13