Altstadtverein Fürth �
ber 1323 ähnlich wie schon Lupold von Grindelach vor ihm als Pfarrer von St. Martin in Fürth „einsetzen“ lässt und am 3. September 1347 werden stolz zwei Kirchen „ze Fürt“ erwähnt. Viel scheint das dem Ulricus Centgräf aber nicht genützt zu haben, denn in der Abtrennungsurkunde der Burgfarrnbacher Johanniskirche von der Mutterkirche St. Martin in Fürth am 29. Mai 1349 nimmt der bischöfliche Notar Conrad von St. Lorenz das Rechtsgeschäft vor, nicht er, obwohl er erst 1365 als Stellvertreter des Pfarrers von St. Lorenz letztmals in Erscheinung tritt. St. Johannis wird 1349 eigenständige Pfarrei und auch St. Michael in Fürth wird als Pfarrkirche erwähnt. St. Martin findet zwar als ehemalige Mutterkirche noch Erwähnung, bekommt in der Urkunde aber nur noch Gedächtnischarakter zugesprochen. Die Abänderung der Pfarrrechte, die der „wahre Rektor“ an der Lorenzkirche 1349 im Pfarrsprengel Fürth vorgenommen hatte, ist aber nicht sofort erkannt geworden, denn zwei Jahre später am 20. Juni 1351 wird in einer weiteren Schenkungsurkunde noch von den „zwu pfarren zu s. Laurentzen zu Nürnberg und zu sant Martin zu Furtt“ gesprochen. St. Martin war aber inzwischen von den Organisatoren der veränderten kirchlichen Verhältnisse zur reinen Grabkapelle herabgestuft und wird am 22. April 1362 nur noch als „capella annexa“ bezeich32
51 – 17/18
net. Es hat den Anschein als wenn St. Martin nach der Abtrennung der letzten Filialkirche vollkommen bedeutungslos geworden wäre, sich die kirchlichen Verhältnisse in der Mitte des 14. Jhs. auf einer anderen Grundlage befunden hätten mit einer Pfarrkirche St. Michael und ihrer „capella annexa“ St. Martin als Grabkapelle auf dem Kirchenplatz. Das weitere Schicksal von St. Martin ist schnell erzählt. Zunächst wurden noch Bauarbeiten an der Michaelskirche weitergeführt. Zwischen 1390 und 1410 hat man den massiven Turm errichtet und gleichzeitig das Tympanonrelief über dem Westportal angebracht. Das heißt, das Kirchenschiff ist bis zur heutigen Westfassade verlängert worden. Bis 1430 hat man den achteckigen Turmaufsatz fertiggestellt. 1460 ist vom „sannd Merteins Kirchhoff zu Furt“ die Rede, der Status als Grabkapelle wird ausdrücklich noch einmal hervorgehoben. Als Pfarrer Held ab 1480 den spätgotischen Chor anbauen ließ, war wie oben gesagt die Martinskirche/-kapelle für den benötigten Bauplatz bereits abgetragen. Ob Teile davon in gebührendem Abstand als Heiliggrabkapelle im spätromanischen Baustil wieder errichtet wurden, kann nach den bisherigen Untersuchungen nicht rekonstruiert sondern nur vermutet werden. Die von der Nürnberger Lorenzkirche aus organisierten kirchli-
chen Verhältnisse könnten dazu geführt haben, dass die neue, versetzte Grabkapelle auf dem Fürther Friedhof mit dem von der ehemaligen Nürnberger Filialkirche abgelegten Patrozinium „Zum heiligen Grab“ geweiht worden ist. Die Martinskirche/-kapelle auf dem Kirchenplatz war dagegen endgültig verschwunden. Als Pfarrer Carl Friedrich Lochner 1679 die These geäußert hat, dass die von Kaiser Karl dem Großen im Wiesengrund erbauten und im 1. Markgräflichen Krieg zerstörten Überreste der „Martinskapelle“ Einsturz gefährdet seien, konnte er über den verschwundenen Kirchenbau vor seiner Haustür nichts mehr wissen. Die Recherche im Landalmosenamt hat dann auch nichts über eine Kapelle an der besagten Stelle im Wiesengrund ausfindig machen können (Fürther Heimatbl. 39. Jg. 1989, S. 46 m. Anm. 8). Abschließend sollen noch einige Anmerkungen angehängt werden, die die These des frühzeitigen Abgangs der Martinskirche/kapelle auf dem Kirchenplatz besser verstehen helfen: 1. Der Stich in Boeners „Kurzer Bericht ...1705“ von den „Ruinen der von Keyser Carl dem Grossen erbauten St. Martins Capell“ kann nicht auf dem Kirchenplatz entstanden sein. Zwar könnte man annehmen, dass die bereits zerstörten Baureste direkt an der Hangkante standen und damit eine Hin-
tergrundgestaltung nicht möglich war, doch macht die Position des Rundbogenfensters stutzig, das unmittelbar auf dem Boden aufliegend für einen romanischen Kirchenbau sehr ungewöhlich sein dürfte. Hätte der Künstler von der anderen Seite die Nordoder Ostecke im Visier gehabt, müssten im Hintergrund Teile der Michaelskirche zu sehen sein. Außerdem müsste der Stich vor 1480 entstanden sein, gut 225 Jahre vor Boener. Kunsthistorische Merkmale deuten aber an, dass er wahrscheinlich Ende des 16., Anfang des 17. Jhs. entstanden ist, da wäre die Martinskirche/-kapelle schon über hundert Jahre verschwunden gewesen. Die Beschriftung wäre also bereits ein Produkt der Legendenbildung unabhängig davon, welche Ruinenreste im Wiesengrund eigentlich dargestellt sind. 2. Alle Kirchengebäude auf dem Kirchenplatz sollten nicht in die Zeit vor das 10. Jh. datiert werden. Dafür steht die Keramik, die beim Umbau des Kindergartengebäudes Kirchenplatz 2 und an der Pfarrscheune gefunden wurde. Der Fund eines menschlichen Zahns an der Pfarrscheune könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich der älteste Teil des Friedhofs in diese Richtung erstreckt hat und deshalb der Raum im Westen für den Bau der Michaelskirche vakant bleiben konnte, beim Bau der heutigen Pfarrgebäude dieses alte Friedhofsareal aber nicht mehr bekannt war. Ein beson-