Umfang in der zweiten Hälfte des 9. Jhs. bereits existiert haben muss. Um Büchenbach 1008 ans neu gegründete Bistum Bamberg übergeben zu können, musste Heinrich II. vorher zur Entschädigung der Stephansbrüder in Mainz vier rheinische Güter bei ihnen eintauschen, was gleichzeitig Umfang und Wert des Prädiums Büchenbach erkennen lässt. Die Untersuchungen von H.H. Hofmann über Herzogenaurach gehen davon aus, dass das ältere Büchenbach und das jüngere Herzogenaurach als Urdomäne einmal zusammengezogen waren und später in nord-südlicher Richtung von einander getrennt wurden. Dann wäre das Ausbaugebiet östlich der Regnitz bei gleicher Verbreitung der Namen in den Ortsbenennungen mindestens genauso alt wie die Urdomäne und würde zeitlich der Trennung der Curtis Herzogenaurach vom Prädium Büchenbach voraus gehen. Die neue Grenzlinie zwischen beiden Gütern wäre dann wohl die Comitatsgrenze zwischen den in den Urkunden erwähnten Grafen Adalhard und Albvin gewesen, wobei das Ausbaugebiet östlich der Regnitz nach Herzogenaurach gezogen wurde, obwohl es durch den Südteil der Domäne Büchenbach sowie durch die Regnitz davon getrennt war. Wann das war, warum die Sippe des Bischofs Balduin Herzogenaurach abgegeben hat und vor allem an wen, wird leider nicht mitgeteilt, ebenso wenig wo der Vogt Liutpold eingeordnet werden muss. Wir wissen nur, dass zwischen 994 und 1005 ein Zeuge Liutpold in drei Freisinger Urkunden dort letztmalig in einer angesehenen Stellung in Erscheinung tritt. Der von H.H.Hofmann vermutete Markgraf der Ostmark Liutpold kann es nicht gewesen sein, da dieser 994 bereits verstorben war. Zwischen 1010 und 1085 erscheint immer mal wieder ein Liutpold in Regensburger Urkunden als Zeuge, dessen Name man wohl, verteilt auf mehrere Personen, als Angehörigen der Donaugaugrafschaft betrachten darf – vielleicht sogar im Zusammenhang mit den jüngeren Babenbergern in der Ostmark gesehen werden muss. Die jüngeren Babenberger haben durch Entsendung eines Liutpold geistlichen Standes in der Bamberger Domkirche Fuß gefasst. Wir kennen ihn als Dompropst 1024 – 1035 und noch einmal 1048 – 1051. Danach wurde er von Heinrich III. als Erzbischof in Mainz (1051 – 1059) eingesetzt und in dieser Funktion auch als Erzkanzler bezeichnet. Ob der zwischen 1136 und 1154 in Bamberger Urkunden erscheinende Priester Luopold auch ein jüngerer Babenberger war oder vielleicht dem niederen Adel der Umgebung entstammte, kann nicht weiter verfolgt werden. Der Sohn des Pero von Wiesenthau Loupold (Abb. 3) ist beispielsweise gleichzeitig bekannt. Er wird 1153 als Propst von St. Stephan in Bamberg geführt, als Gründlacher gibt er sich aber nicht zu erkennen. 26
Altstadtverein Fürth
Nr. 54 – 2020/21
In Bezug auf unsere Umgegend lernen wir zwischen 1120 und 1124 den Sohn des Burchard von Ahorn namens Liutpolt zusammen mit Luitpold von Beirstorff (Baiersdorf) als Zeugen kennen, der 1124 explizit als Ritter des Bischofs von Bamberg bezeichnet wird. Später kann die Burg Ahorn durch Heirat nach 1269 im Besitz der Gründlacher nachgewiesen werden bevor sie 1277 dem Bischof von Bamberg veräußert wird. 1126 erscheint ein Liupoldus von Stein als Vogt des Adalpertus von Sigiboltestorf in einer Bamberger Urkunde, in der Liupolt von Buchinze als Zeuge auftritt. 1129 ist Luipolt von Bumannestorf zusammen mit seinem Bruder Eberhard Zeuge für den Bamberger Priester Megintach und 1137 beschenkt Bischof Otto von Bamberg das Kloster Michelsberg mit zwei Gütern des Liutpold von Cirkendorf. Letztendlich erscheint in einer der letzten Urkunden Bischof Engilberts von Bamberg am 21. Mai 1145 ein Luipoldus de Viusintowe (Wiesenthau) als Zeuge. Er ist wohl ein Sohn des Pero von Wisintowa, der schon 1128 in einer Urkunde Bischof Ottos als Zeuge genannt ist und um 1136 zusammen mit seinem Sohn Herdegin auftritt. Die Herren von Wiesenthau bekommen ihre Bedeutung dadurch, dass sie um 1140 für Abt Hermann von Michelsberg als Zeugen zusammen mit Gründlacher Brüdern in Erscheinung treten. Genannt werden Pero von Wisintowa und seine Söhne Herdegin, Volnant und Tuto dahinter Herdegin von Grintila und dessen Bruder Rudolff. Um 1156 wird der Bruder des Herdegen von Wisentowe als Liupolt bezeichnet (s.o.) – er selbst drei Jahre davor speziell unter den Ministerialen aufgeführt. Die Herren von Wiesenthau vererben in der Anfangsphase der urkundlich bekannten Gründlacher die gleichen Namen und treten als ranghöhere Zeugen in der selben Urkunde auf – alles Anzeichen für verwandtschaftliche Nähe, die noch zu behandeln sein wird. Alle genannten Liutpolde der Umgegend geben sich als Vögte oder Ministeriale der übergeordneten sozialen Gesellschaftsschicht zu erkennen. Damit sind wir beim zweiten Gründlacher Leitnamen Herdegen angelangt. Dieser wesentlich seltener vorkommende Name begegnet uns in der ursprünglichsten Form als Heridegan (th>d), der 822 für eine Matrone Trudhilt in einer Fuldaer Urkunde als Zeuge erscheint, in der Mancipien aus dem Raum um Schweinfurt gestiftet werden. Der Name dieser Frau ist durch vertauschte Namensglieder vergleichbar mit Hiltrud, der Tochter Karl Martells aus 1. Ehe, die den bayerischen Herzog Odilo geheiratet hat und 754 als Mutter Herzog Tassilos gestorben ist. Es ist ein weiteres Beispiel, dass Teile der Agilolfingischen Sippe aufgrund der unterfränkischen Besitzverhältnisse mit den hessischen Mattonen familiär verbunden waren (vgl. FüGbl. 59.Jg., 2009, S. 50 Anm. 40). Es wird daher auch