Abb. 5. Turmhügel in Altenberg von NW
Abb. 6. Zeichnerische Darstellung der Nieten
Abb. 7. Stein von Niederdollendorf – Vorderseite mit Nietandeutung auf dem Sax 40
Altstadtverein Fürth
Nr. 55 – 2021/22
pen als Hoheitszeichen des Bamberger Stiftvogtes gekennzeichnet war. Der Name des letzten Abenberger Grafen Friedrich II. taucht dann auch im direkten zeitlichen Anschluss unter den Gründlacher Namen auf. Er war nicht nur Würzburger Domherr sondern auch Pfarrer in Großhaslach, ungefähr 20 km Luftlinie nordwestlich von der Burg Abenberg entfernt, weil in der Umgebung sein Eigenbesitz nachweisbar ist (Reg. Imp. V, 710). Allodialbesitz und die Bezeichnung „Reuth“ für das Verkaufsgut lassen erkennen, dass hier ein Erbe der Erschließersippe vorliegt und das „Abenberger Erbe“ wahrscheinlich nicht ausschließlich auf die Nürnberger Burggrafen übergegangen ist. In diesem Zusammenhang ließe sich dann erklären wie die Abenberger Wappensymbolik ins Gründlacher Siegel geraten sein kann, wenn auch die Gründlacher Ministerialen am Abenberger Erbe (etwa durch Eheschließung) beteiligt waren. Es würde belegen, dass die königlichen Ministerialen aus Gründlach den selben gesellschaftlichen Status wie die frühen Burggrafen in Nürnberg besessen hätten.
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unächst einmal muss aber festgestellt werden, dass die Turmburg in Altenberg als ältester Ansitz der Hertingsberge zu sehen ist und sich die Frage ergibt wie alt dieser Turmhügel (Abb. 5) eigentlich gewesen sein kann. Die wichtige strategische Lage auf dem Höhenrücken mit zwei Steilhängen ins Bibertund Rednitztal, ist ja nicht erst Wallenstein aufgefallen als er 1632 sein Lager dort errichtet hat. Der Blick ins archäologische Fundmaterial lässt natürlich gleich an den Fund von drei Nieten einer Saxscheide denken, die 1956 am Hang des Höhenrückens zum Biberttal gemacht worden sind (Abb. 6). Die Fundumstände sind zwar nicht geklärt aber der Gedanke an den Bestattungsplatz eines Kriegers liegt nahe, der im Umfeld seiner Burg zur letzten Ruhe in den Boden gekommen ist. Parallelfunde zu den geperlten Unterlegscheiben der Nieten aus dem späten 7. bzw. frühen 8. Jh. sind vom Rhein ca. 6 km flussabwärts der Burg Hammerstein auf der linken Rheinseite in Bad Niederbreisig oder weitere 20 km flussabwärts auf der rechten Rheinseite in Niederdollendorf bekannt (Abb. 7). Obwohl die Burg Hammerstein für unsere Gegend erst im 11. Jh. eine Rolle spielt (Altstadtbläddla Nr. 50, 2016/17, S. 23), scheint die fränkische Herkunft des Fundes nicht ausgeschlossen. Dennoch ist die Beigabe eines Saxes, dem einschneidigen Hiebschwert, auffällig oft im sächsischen Umfeld aber auch bei den Bajuwaren und Alamannen zu finden, vorausgesetzt es handelt sich tatsächlich um ein unbeobachtetes Grab, aus dem die Nieten stammen. Der Bearbeiter der Fundstücke Hermann Dannheimer schließt zwar ein Zusammenhang mit der heutigen Ortschaft Oberasbach aus, da aber vom östlichen Bergsporn Altenberg nur kleinere Begehungen der NHG Nürnberg aus der ersten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts (Schönweiß) bekannt sind, wird man einen Bezug zu diesem fortifikatorischen Punkt im frühen 8. Jh. offen lassen müssen, zumal schon endpaläolithische Jäger und Sammler von dieser Stelle ihre Jagdtiere auf dem Weg zur Tränke an Bibert und Rednitz beobachtet haben dürften. Der strategische Nutzen einer Anlage im 7./8. Jh. macht auch mehr Sinn. Denn direkt über dem Fluss Rednitz als Grenzfluss zwischen bayerischem Nordgau und fränkischem Rangau wäre ein Posten am Eingang ins weit in den Rangau hineinreichende Biberttal noch von großer Bedeutung gewesen. Später, als die Grafen von Abenberg bischöfliche Vögte sowohl im Rangau wie in der östlich anschließenden Domäne Fürth jenseits der Rednitz waren, ist der strategische Charakter verloren gegangen und nur noch ein Ort zur Sicherung von Fernwegen nötig gewesen. Vielleicht ist eine frühe Burganlage im Gelände auch nicht mehr erkennbar gewesen, dass die Herren von Hertingsberg als die namengebenden Erbauer der Turmburg betrachtet worden sind. Dennoch ist eine Beziehung zwischen der Burg Abenberg und dem Turmhügel in Altenberg feststellbar. Es gibt eine alte Hochstraße, die vom Altstraßenforscher Karl Dinklage recht gut rekonstruiert werden konnte. Er bezeichnet sie als von Süden nach Norden verlaufenden Rennsteig, auch als Mildacher Steig oder Kammersteiner Weg bekannt. Den Verlauf gibt er mit Kloster Spalt, Abenberg, Mildach, Kammerstein, Schattenhof über Oberreichenbach nach Gustenfelden, Hengdorf, Gutzberg, Oberasbach und weiter nach Norden an. Vermutlich traf er dann bei Oberfürberg mit dem west-ost-verlaufenden Rennweg im heutigen Stadtwald zusammen. Die Datierung dieser Strecke geht aus einer Grenzbeschreibung hervor, die wahrscheinlich um 810 den Grundbesitz des Regensburger St. Emmeram-Klosters in der so genannten Schwabacher Mark beschreibt. Danach überschreitet die Grenze des Regensburger Besitzes einen Weg, der als „Miltachostiga“ (Mildacher Steig) bezeichnet wird. Begleitet wird dieser Rennsteig von der frühmittelalterlichen Abschnittsbefestigung bei Gustenfelden. Ob eine frühe Anlage in Abenberg und Altenberg dazu gezählt werden müssen, werden weitere Forschungen ergeben. Trotz dieser direkten Verbindung lässt sich aber eine Burganlage der Abenberger in Altenberg zur Zeit nicht belegen. Als im Frühjahr 2018 bei Bauarbeiten in der Biberttalstraße der ehemalige Burggraben des Turmhügels angeschnitten wurde (FN vom 20.4.2018, S. 29.), konnten Keramikscherben des 11./12. Jhs. mit Radkreuzmuster im Bodenteil aufgefunden werden, die teilweise bis ins 14. Jh. datiert werden. Diese zur Verfüllung gehörende Keramik zeigt ein Datum „post quem“ an – ab wann der Graben verfüllt worden ist. Dieser zeitliche Ansatz würde gut in den Zeitraum der Landeserschließung passen, wenn eine frühe Datierung bestätigt wird. Über frühere Burganlagen sowohl in Aben-
Abb. 8. Waldwiese nördlich der Eisenbahnlinie von SO. Der Graben befindet sich links vom Trampelpfad berg als auch in Altenberg ist nichts weiter bekannt. Im strategischen Sinn wird man an eine Struktur erinnert, die an spätrömische Grenzinfrastruktur denken lässt. Betrachtet man die Rednitz als Grenzfluss zwischen königlich-fränkischem Rangau und bayerisch-herzoglichem Nordgau, verläuft fast parallel dazu der Rennsteig in nord-südlicher Richtung im fränkischen Hinterland. Die Altstraßentrasse war zwar nicht so gut ausgebaut wie römische Fernwege aber sie bot die Möglichkeit, Truppenbewegungen von einem Ort zum anderen im Rahmen des fränkischen Landesausbaus zügig zu organisieren. Andererseits liegt der heute noch sichtbare Turmhügel an der Wegekreuzung, wo der oben beschriebene Rennsteig und eine alte Hochstraße (Rothenburger Straße) aufeinander treffen. Eine strategische Anlage der frühkarolingischen Zeit hätte man ca. 600 m weiter nordöstlich im Bereich des spitzen Bogens der 300 m Höhenlinie nördlich der ehemaligen Eisenbahnstrecke erwartet, wo auch der spätpaläolithische Lagerplatz entdeckt wurde. Hier befindet sich eine relativ ebene Waldwiese (Abb. 8), die im Süden von einem Graben abgeschlossen wird, in dem die Schienen der ehemaligen Bahnlinie verlegt sind. Wie alt der ist müssten archäologische Untersuchungen zeigen. Beobachtungen aus der Zeit der Bahngleisverlegung, der baulichen Erweiterung der Siedlung südlich der Bahnlinie oder der Schnellstraßenentstehung im Osten liegen nicht vor. Nur eine intensive archäologische Nachforschung wird zeigen können, ob es Relikte einer fortifikatorischen Anlage des Wallenstein-Lagers oder ältere sind und der 600 m entfernt liegende Turmhügel, der der Fernwegesicherung gedient hat, als Nachfolgeanlage dieses mutmaßlichen Postens auf der Spornspitze gewesen ist. Das angenommene Alter des Keramikmaterials des ehemaligen Burggrabens der Turmburg, der auf der Topographischen Karte 1 : 25 000 Ausgabe von 1987 noch verzeichnet ist, bestätigt vorläufig den Nutzungszeitraum der bekannten Hertingsberger Herren. Alles weitere muss sich aus der Auswertungsarbeit ergeben. Nr. 55 – 2021/22
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