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Sechste Periode (1741 — 1744).

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geleitsamtlichen Berichte nach Cadolzburg geschickt werden und gelangten von da nach Ansbach. — Pfarrer K. F. Lochner nahm 1740 seinen Sohn M. Johann Karl zum Vikar."') Im Oktober 1741 rückten 15,000 Franzosen in drei Colon- 1741 nen hier ein und hivouakirten auf dem sogenannten KäppeleinsAnger, nahe an den Ruinen der Martinskapelle. Nach drei Tagen zogen sie wieder ab. Sie bildeten einen Teil des fran­ zösischen Heeres, wslches nach Böhmen zur Unterstützung des Churfürsten Karl Albrecht von Bayern zog. Viele französische Officiere gaben hiesigen Einwohnern Geld und Kostbarkeiten zum Aufheben."?) Einige von diesen Officieren kamen auf ihrer Rückkehr nach Frankreich wieder hieher zurück, erhielten aber unter verschiedenen Vorwänden ihr Eigenthum nicht mehr zurück. Dies wurde in das französische Hauptquartier berichtet. Der aus Oesterreich, wo die französische Armee große Verluste durch Niederlagen und mangelnde Ernährung erlitten hatte, an der Spitze von 40,000 Mann zurückkehrende Marschall Maillebois war sehr darüber aufgebracht uud sagte, er wolle Fürth plün­ dern und an allen vier Ecken anzünden lassen. Die Einwohner waren in tödtlicher Angst. Um nun den Zorn des Marschalls zu beschwichtigen, so begaben sich die Markgrafen Karl Wilhelm Friedrich von Ansbach und Friedrich von Bayreuth vor der An­ kunft desselben nach Fürth und ritten ihm entgegen, am 6. Sep­ tember 1742. Sie wendeten auch wirklich die Gefahr von Fürth glücklich ab. Der Marschall wurde von den beiden Markgrafen

in das Brandenburger Haus geleitet, wo für ihn Quartier be­ reitet war und er königlich bewirthet wurde. Die Armee hatte sich um Fürth herum gelagert. Am neunten Tag zog sie wieder ab. Fürth kam mit dem Schrecken glücklich davon; doch war das Benehmen der im Orte selbst Einquartierten kein sehr freundliches."?) Am 30. April 1744 predigten die von Pfarrer Lochner be­ rufenen lutherischen Missionäre Stephan Schütz und Hansenius, Magister von Halle, unter großem Zulauf in der St. Michaels­ kirche als Juden- und Heidenbekehrer.*") Ein Jude aus Neuwied, welcher damals in Ansbach ansässig war und dort Christ werden wollte, erhob die Anschuldigung, daß in den jüdischen Gebetbüchern und talmudischen Schriften Lästerungen gegen die Christen enthalten seien; deshalb wurden durch eine eigene Commission,