Ab acht Uhr hatten heute wieder sämtliche Schulhäuser ihre Tore geöffnet, um die Schulpflichtigen zum neuen Schuljahr aufzunehmen. Vor ihnen lagen über elf Wochen Unterricht bis zur goldenen Freiheit der großen Ferien im Sommer. Meist bekamen die Kinder schon zu Ostern Artikel für den Schulbedarf geschenkt. Daneben gab es häufig die praktische "Bleyle-Kleidung". Seit Jahrzehnten liefen männliche Schulanfänger mit dem blau-weißen Matrosenkragen herum. Den gab es z.B. in Fürth beim Modehaus Fiedler traditionell im Osterangebot. Am 15. April vor 25 Jahren verstarb der Nürnberg/Fürther Ehrenbürger Kommerzienrat Heinrich Berolzheimer. Der 1836 in Fürth Geborene hatte in jungen Jahren die väterliche Bleistiftfabrik übernommen. Aufgrund starker Exporte nach Amerika gründete Berolzheimer eine derartige Fabrik auch in New York. Rasch wuchs das Unternehmen zu großem wirtschaftlichem Erfolg heran. Berolzheimer machte sich durch zahlreiche großherzige Stiftungen verdient, so z.B. das Berolzheimerianum (heute Comödie Fürth) und das Künstlerhaus in Nürnberg. Ende März waren in der Stadt Fürth genau 8241 Männer und 3970 Frauen als arbeitslos gemeldet. Die wenigen offenen Stellen konnten sofort besetzt werden. Die Spirale der Entlassungen drehte sich jedoch immer schneller. Freitag, 17. April 1931 Zeichen der Zeit: Ein 38-jähriger Fürther Arbeitsloser verübte in einem Fluss bei Schweinfurt Selbstmord, indem er sich in die Wasserwirbel des Flusses stürzte. Am Ufer hatte er seine Kleidung ordentlich zusammengelegt und Geldbeutel, Uhr und Ausweis zusammengeschnürt beigelegt. Er konnte das Leben nicht mehr ertragen. Seine beiden Kinder waren kürzlich erst an Kinderkrankheiten gestorben, seine verwitwete Mutter war aufgrund von Unvorsichtigkeit an einer Leuchtgasvergiftung gestorben. Seine Ehefrau litt an einer chronischen Erkrankung. Dazu kamen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In Anzeigen in der NZ warb der "Gesangverein Cäcilia Fürth" um den Besuch seines TanzKränzchens am kommenden Sonntag im Krämersaal in Unterfarrnbach. Weltspiegel: "Die weiße Sklavin" mit Liane Haid und Wladimir Galdarow. Stadttheater Fürth: "Meine Schwester und ich". Samstag, 18. April 1931 In der Karolinenstraße 34 in Nürnberg öffnete am gestrigen Freitag das Kaufhaus "Ehape" erstmals seine Pforten. Man bot dort über 3000 Artikel in 20 Abteilungen an. Die Preise schwankten zwischen 0,25 und 1 RM. Kein Artikel lag über einer Reichsmark. In Fürth existierte "Ehape" schon etliche Jahre in der Schwabacher Straße 28 - 30. Auf Fürther Stadtgebiet ereigneten sich im 1. Vierteljahr 1931 insgesamt 36 Verkehrsunfälle (im Vorjahr 60). Dabei wurden 14 (32) Personen verletzt. Der statistische Rückgang zum Jahr 1930 entfiel nur zu einem kleinen Teil auf die Besserung der Verkehrsdisziplin, zum größeren Teil wohl auf den Rückgang des Straßenverkehrs aufgrund der schlechten Wirtschaftslage. Die Kurrende sang an diesem Samstag um 15.30 Uhr im Bereich der Straßen von Kronach, Ronhof und Stadeln. Der Gesang in der Vorwoche hatte dem Waisenhaus 78 RM gebracht. An die meisten Fürther Haushalte waren jetzt die Formulare für die vom Fürther Stadtrat beschlossene "Wohnungsluxussteuer" gegangen. Diese Steuer wurde überall dort erhoben, wo die Zahl der Wohnräume die um eins vermehrte Personenzahl der dort gemeldeten Bewohner überstieg und die Jahresmiete über 700 RM lag. Stadttheater Fürth: "Don Pasquale". Montag, 20. April 1931 Die Fürther Gastwirte richteten ein Protestschreiben an den Stadtrat mit der Bitte, die kommunale "Getränkesteuer" abzuschaffen. Sie wurde auf Getränke wie Tee, Kaffee, Wein, Liköre usw. erhoben. Die Fürther Wirte hatten dadurch Umsatzeinbußen, weil viele ihrer Gäste ihren Kaffee oder Wein lieber steuerfreien in Nürnberg tranken, außerdem gab es immer wieder Erstaunen und großen Unwillen bei den auswärtigen Gästen in Fürth, wenn sie im Lokal ihre Getränke bezahlen wollten und der Aufschlag für die Getränkesteuer auf der Rechnung stand. Die Stadt Fürth