Die Glosse
"DöLkszäklunq im Klassanzimmaz die ein Pennäler seinem Kollegen vordekla mierte. als sie im Sehwarzen Krenz“ saßen. »Du weißt, meine schöne Lateinarbeit, Beim Zurückgeben war’s rot wie die Metzelsuppe; Wenn sich so Bollen an Bollen reiht, Dann geht’s dahin. Mir ist alles schnuppe!
Mir wird so kalt, schwummerant zu Mut', Das heißt nichts Gutes. Was Warmes muß her, Hast Du vielleicht einen Liliput? Der könnt' mich retten. Herr Ober! Ein Bier! Meinetwegen soll der Professor doch machen, ■ Was er will. Auf jeden Fall muß ich Spurtrunden drehn. Dann treten die Sachen Sich leichter. Ein Platter-wär’fürchterlich.
Der Stundenplan ist mir egal. Jede Lateinstunde rum ohne präparieren Ist Reingewinn. Ich gehe lieber zum Ball, Oder im Stadtpark ein wenig poussieren. Solange mir mein Alter noch Geld gibt, Wird ausgegangen und gefaulenzt. Nur einmal ist man jung und verliebt. Drum wird noch kräftig aufgestenzt. Ich möchte noch einmal ins Kino gehen Mit ihr. Wenn die Lampen dunkeln, Dann wird's für uns erst richtig schön, Denn im Dunkeln Ist gut munkeln.«
Also übersetzte ein Schüler in jugendlichem Leichtsinn das unvergeßliche Gedicht Horazens „Vides, ut alta stet nive candidum . “, woraus man einerseits die unbestreitbare Modernität des großen Dichters auch heute noch, andererseits aber die Verderbtheit der heutigen Jugend entnehmen kann. W. Remshard (Aus »Die letzte Tat«)
Es soll mitunter vorkommen, daß sieh eine Schule z" dem löblichen Entschluß aufrafft, eine Veranstaltung zu organisieren. Hierbei gibt es solche, die durch einen Herrn (oder auch eine Dame) bestritten werden, als da sind Lichtbildervorträge und mehr derglei chen. Aber wehe, wehe, wenn auch Schüler beteiligt sind I Dann geht ein gar geschäfti ges überlegen in vielen Köpfen vonstatten, wie man nun die Proben am besten fest setzt, sodaß möglichst wenig kostbare Schul zeit versäumt werde. Nun werden, wenn auch blutenden Herzens, einige Stunden frei gegeben. Aber siehe da, auch hier gibt es schwerwiegende Probleme. Könnte nicht so ein infamer Lausebengel — amusisch veran lagt, deshalb weder in Chor noch Orchester verwendbar — die ach so lockende Gele genheit ergreifen, sich als stolzen Musen sohn zu tarnen und so auf Kosten der an deren der Weisheit spendenden Anstalt wi derrechtlich zu entfleuchen? Nein, dies ge schehe nimmer! Dies muß mit allen zur Ver fügung stehenden Mitteln unterbunden wer den!
Wie aber tut man dies? Bei schwierigen Fragen richtet man sich nach dem zustän digen Ministerium. Man legt also Listen an — viele an der Zahl —, wer zu welcher Zeit wo mitwirkt, wie und warum er das tut. Nun hat man also all die wackeren Musensöhne und -töchtcr ordnungsgemäß registriert. ,,Nun kann cs losgehcn!“ meint der Leser? Nein, nein, weit gefehlt. Die Listen müssen erst sorgfältig geprüft wer den, ob nicht aus Versehen ein Schüler zu viel angegeben ist. Somit wären also alle Vorarbeiten getätigt, man kann sich nun der praktischen Ausführung widmen. Sic be ginnt zunächst damit, daß ein Handschreiben durch alle Klassen geht: „Nach der sech sten Stunde haben sieh die an der Probe der von der Schule auszuführen geplanten Feier Beteiligten in der Aula (so nicht vor
Forts. O alte Burschenherrlichkeit Heinz Huppmann. — In der Mitte: StR. Kleinert, in eine Unter haltung vertieft, bemerkte offensichtlich nicht unseren Photogra phen. (Die leichte Verschleierung des Bildes rührt nicht von tech nischen Mitteln her, sondern von Zigarettenqualm). — Darunter: die bisherige Philistervorstandschaft freut sich über die gelungene Veranstaltung. — Ein offensichtlich angenehmer Brief muß es sein, den die Herren auf dem rechten Bild so eifrig studieren. — Darun ter: die Vertreter der „Weißen Absolvia“, der Schülerverbindung des Neuen Gymnasiums Nürnberg, prosten unserem erschöpften Photographen zu. —
Jahrgang 3/2
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handen, im Schulhof) einzufinden!" Dort formiert man sich und marschiert in geord neten Zweierreihen zu den Bäumen, in denen die Probe stattfinden soll. Nun sind für die Mitwirkenden alle Formalitäten erledigt, nicht aber für die im Gebäude der Anstalt Hinterbliebenen. Abermals kommt ein Rund schreiben, das nun die Namen derjenigen enthält, die an der Feier nicht beschäftigt sind. Nun wird durch Ausrufen selbiger Na men — wobei aufgerufene Anwesende ihre Anwesenheit durch ein kräftiges „hierr“ zu bekräftigen haben — festgestellt, ob da nie mand ist, der nicht da ist. Ist jemand er krankt, so zieht man die Absentenliste zu Rat. filzt die Entschuldigungen durch und registriert dann — Voraussetzung natürlich, daß alles seine Richtigkeit hat — den Fall als erledigt. Nun muß noch die Richtigkeit dieser als richtig befundenen Feststellungen geprüft werden. Dann aber sind alle organi satorischen Schwierigkeiten überwunden und die Schule darf ihrer Feier frohen Herzens entgegensehen. —- Gra —
(Aufgeschnappt im Unterricht Aus dem Stilblütenheft einer Klasse des Mädchenrealgymnasiums Das große Heer von Maximilian ist uns in der letzten Stunde schon begegnet. Die Frau von Heinrich hat nie geheiratet.
Gustav Ailolf wurde zwei Jahre nach Gu stav Adolfs Tod ermordet. Er starb, fiel, verwundete sich, und an die ser Verwundung starb er. Er hatte das Heer im Gesicht.
Gustav Adolf mußte aiifpassen, daß ihm Wallenstein nicht den Rücken abschnitt. Die Kosaken sind ein russischer Volksstainm, der besonders von den Polen einge führt würde.
Und nun noch einige Schnappschüsse vom Stiftungsball: Im rechten Bild dirigiert Tanzlehrer Streng (im Hintergrund, zweiter von links) höchstpersönlich die Fran^aise, kein Wunder, daß da die Damen und Herrn der Schöpfung begeistert Beifall klatschen. — Als wahrer musikalischer Artist entpuppte sich der Trompeter der Kapelle Adi Rauch, der immer wieder die Tanzwütigen auf das spiegelglatte Tanzparkett blies. — Auch den prominenten Gästen — einigen Pro fessoren des Gymnasiums — bereitete der Abend sichtliches Ver gnügen, und das mit Recht; denn beide Veranstaltungen, Festkommers und Stiftungsball, waren ausgezeichnet organisiert. — Al —