Karl Häupler: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieses starke Rechtsempfinden führte Dr. Häupler konsequent durch, auch wenn es um angesehene Mitglieder der [[NSDAP]] ging. Im Fall des NS-[[Stadtrat 1933 - 1935|Stadtrat]]es und Arisierungsbeauftragten [[Hans Sandreuter]] ist dieser Fall gut belegt. Bereits nach einem eingestellten Parteidisziplinarverfahren (Göring-Kommission) zu Gunsten [[Hans Sandreuter|Sandreuter]]s bzgl. der sog. "wilden Arisierungen" in Fürth, bei der [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] zunächst aus dem [[Stadtrat]] entfernt wurde und in Untersuchungshaft saß, leitete Dr. Häupler trotzdem am [[21. März]] [[1941]] ein Dienststrafverfahren gegen [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] ein<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Beiakt Häupler, Betr. Sandreuter Hans, Stadtrat, Dienststrafverfahren, Abschrift des Handaktes des Oberbürgermeisters AKZ 6146, Abschrift Nr. 5250 12 vom 21. März 1941 an die Regierung in Ansbach</ref>. Dr. Häupler war der Meinung, dass [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sich als Beamter der Stadt Fürth während der Arisierungen persönlich bereichert hatte und somit als Beamter ein schlechtes Vorbild für die Öffentlichkeit abgab, in dem er unter Anderem durch Arisierungen eine Provision von 8.000 RM behielt und sich mit Wertgegenständen (z. B. PKWs) der enteigneten Juden persönlich bereicherte<ref>Spruchkammerakten Sandreuter, Protokoll der öffentlichen Sitzung vom 30. Juni 1948, Spruchkammer I Stadtkreis Fürth Akt. Z. 55 / 466</ref>. Im Verlauf der Verhandlung eskalierte der Streit zwischen Dr. Häupler, [[Hans Sandreuter]] und Stellv. Gauleiter Holz soweit, dass Dr. Häupler sogar beide wegen "verleumderischer Beleidigung" anzeigte - was zumindest in dieser Zeit entweder sehr viel Mut erforderte, oder Ausdruck für eine gewisse Naivität war. <ref>Staatsarchiv Nürnberg, Beiakt Häupler, Betr. Sandreuter Hans, Stadtrat, Dienststrafverfahren, Abschrift Einschreiben 4. Juni 1941, Dr. Häupler an den Regierungspräsidenten Dippold o.V.i.A. Ansbach</ref>.  
Dieses starke Rechtsempfinden führte Dr. Häupler konsequent durch, auch wenn es um angesehene Mitglieder der [[NSDAP]] ging. Im Fall des NS-[[Stadtrat 1933 - 1935|Stadtrat]]es und Arisierungsbeauftragten [[Hans Sandreuter]] ist dieser Fall gut belegt. Bereits nach einem eingestellten Parteidisziplinarverfahren (Göring-Kommission) zu Gunsten [[Hans Sandreuter|Sandreuter]]s bzgl. der sog. "wilden Arisierungen" in Fürth, bei der [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] zunächst aus dem [[Stadtrat]] entfernt wurde und in Untersuchungshaft saß, leitete Dr. Häupler trotzdem am [[21. März]] [[1941]] ein Dienststrafverfahren gegen [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] ein<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Beiakt Häupler, Betr. Sandreuter Hans, Stadtrat, Dienststrafverfahren, Abschrift des Handaktes des Oberbürgermeisters AKZ 6146, Abschrift Nr. 5250 12 vom 21. März 1941 an die Regierung in Ansbach</ref>. Dr. Häupler war der Meinung, dass [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sich als Beamter der Stadt Fürth während der Arisierungen persönlich bereichert hatte und somit als Beamter ein schlechtes Vorbild für die Öffentlichkeit abgab, in dem er unter Anderem durch Arisierungen eine Provision von 8.000 RM behielt und sich mit Wertgegenständen (z. B. PKWs) der enteigneten Juden persönlich bereicherte<ref>Spruchkammerakten Sandreuter, Protokoll der öffentlichen Sitzung vom 30. Juni 1948, Spruchkammer I Stadtkreis Fürth Akt. Z. 55 / 466</ref>. Im Verlauf der Verhandlung eskalierte der Streit zwischen Dr. Häupler, [[Hans Sandreuter]] und Stellv. Gauleiter Holz soweit, dass Dr. Häupler sogar beide wegen "verleumderischer Beleidigung" anzeigte - was zumindest in dieser Zeit entweder sehr viel Mut erforderte, oder Ausdruck für eine gewisse Naivität war. <ref>Staatsarchiv Nürnberg, Beiakt Häupler, Betr. Sandreuter Hans, Stadtrat, Dienststrafverfahren, Abschrift Einschreiben 4. Juni 1941, Dr. Häupler an den Regierungspräsidenten Dippold o.V.i.A. Ansbach</ref>.  


Auch dieses Verfahren wurde zu Gunsten Sandreuters im Mai [[1941]] eingestellt, um Schaden von der Partei abzuwenden. Allerdings zog sich damit Dr. Häupler den Zorn der Partei, insbesondere vom Stellv. Gauleiter Holz zu. Holz drohte Dr. Häupler offen und mit seiner Beseitigung und Tötung. Laut den vorliegenden Zeugenaussagen versuchte Häupler sich zu schützen, in dem er sich dem politischen Widersachers Holz anschließt, den obersten SS Führers Dr. Martin in Nürnberg. [[Adolf Schwiening]] berichtete [[1947]] den Sachverhalt wie folgt: ''Das Streben des SS Führers Himmlers ging schon lange dahin, alle Leiter von größeren Gemeindeverwaltungen in die SS aufnehmen zu lassen, um die Gemeindepolitik einheitlich ausrichten zu können. Schon seit längerer Zeit hatte daher der SS Obergruppenführer Polizeipräsident Martin – offenbar in höherem Auftrag – bei Häupler den Beitritt zur SS angeregt, den er ihm (wie mir Häupler meines Erinnerns einmal sagte) auch deshalb empfahl, um seine Position gegenüber der Gauleitung zu stärken. Schließlich gab Häupler nach, aber erst als man sich damit einverstanden erklärt hatte, dass er mit seiner Familie der Kirche treu bleiben dürfte. So wurde er dann Mitglied der SS, verblieb aber in der Kirche. Die Aufnahme in die SS kam gerade noch rechtzeitig, um den vom Gauleiter Holz gegen Häupler beabsichtigten Schlag zu parieren. Polizeipräsident Martin hat Häupler später von einer Unterredung mit Holz Mitteilung gemacht, wonach Holz aufs Heftigste über die Aufnahme in die SS erregt war, da ihm diese die beabsichtigte Beseitigung Häuplers (als kom. Oberbürgersmeister) unmöglich gemacht habe. Holz soll dabei vor Wut mit der Faust auf den Tisch geschlagen haben''.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten Hauptkammer Dr. Karl Häupler, Eidesstattliche Erklärung Adolf Schwiening, Stadtkämmerer a.D., 2. August 1947</ref> Einschränkend zu dieser Aussage muss allerdings gesagt werden, dass [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und viele andere nach dem Krieg die "Wahrheit" nur sehr bedingt widergegeben haben und viele Nationalsozialisten in ein besseres Licht gerückt haben, als sie es tatsächlich waren. Im Fall von Dr. Häupler ist jedoch erwiesen, dass er tatsächlich vom Stellv. Gauleiter Holz bedroht wurde und um sein Leben fürchten musste. So versuchte der Stellv. Gauleiter Holz kurz vor Kriegsende noch seine politischen Gegner auszulöschen, um sich der Loyalität der noch verbliebenen Parteigenossen sicher zu sein. Dr. Gastreich berichtete nach dem Krieg: Mit "''...dieser Aktion sollten führende Mitglieder der Partei und ebensolche Nicht-Parteigenossen, welche unzuverlässig erschienen, im Sinn der „Rundumverteidigung Nürnberg-Fürths“ zum Opfer fallen.''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten Hauptkammer Dr. Karl Häupler, Abschrift Dr. med. Fritz Gastreich, FA für Chirurgie, 29. Juni 1946</ref>  Auf der sog. Todesliste stand Dr. Gastreich mit seinen Kollegen aus der Widerstandsgruppe, aber wohl auch Dr. Häupler.  
Auch dieses Verfahren wurde zu Gunsten Sandreuters im Mai [[1941]] eingestellt, um Schaden von der Partei abzuwenden. Allerdings zog sich damit Dr. Häupler den Zorn der Partei, insbesondere vom Stellv. Gauleiter Holz zu. Holz drohte Dr. Häupler offen und mit seiner Beseitigung und Tötung. Laut den vorliegenden Zeugenaussagen versuchte Häupler sich zu schützen, in dem er sich dem politischen Widersachers Holz anschließt, den obersten SS Führers Dr. Martin in Nürnberg. [[Adolf Schwiening]] berichtete [[1947]] den Sachverhalt wie folgt: ''Das Streben des SS Führers Himmlers ging schon lange dahin, alle Leiter von größeren Gemeindeverwaltungen in die SS aufnehmen zu lassen, um die Gemeindepolitik einheitlich ausrichten zu können. Schon seit längerer Zeit hatte daher der SS Obergruppenführer Polizeipräsident Martin – offenbar in höherem Auftrag – bei Häupler den Beitritt zur SS angeregt, den er ihm (wie mir Häupler meines Erinnerns einmal sagte) auch deshalb empfahl, um seine Position gegenüber der Gauleitung zu stärken. Schließlich gab Häupler nach, aber erst als man sich damit einverstanden erklärt hatte, dass er mit seiner Familie der Kirche treu bleiben dürfte. So wurde er dann Mitglied der SS, verblieb aber in der Kirche. Die Aufnahme in die SS kam gerade noch rechtzeitig, um den vom Gauleiter Holz gegen Häupler beabsichtigten Schlag zu parieren. Polizeipräsident Martin hat Häupler später von einer Unterredung mit Holz Mitteilung gemacht, wonach Holz aufs Heftigste über die Aufnahme in die SS erregt war, da ihm diese die beabsichtigte Beseitigung Häuplers (als [[Beruf::kom. Oberbürgersmeister]]) unmöglich gemacht habe. Holz soll dabei vor Wut mit der Faust auf den Tisch geschlagen haben''.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten Hauptkammer Dr. Karl Häupler, Eidesstattliche Erklärung Adolf Schwiening, Stadtkämmerer a.D., 2. August 1947</ref> Einschränkend zu dieser Aussage muss allerdings gesagt werden, dass [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und viele andere nach dem Krieg die "Wahrheit" nur sehr bedingt widergegeben haben und viele Nationalsozialisten in ein besseres Licht gerückt haben, als sie es tatsächlich waren. Im Fall von Dr. Häupler ist jedoch erwiesen, dass er tatsächlich vom Stellv. Gauleiter Holz bedroht wurde und um sein Leben fürchten musste. So versuchte der Stellv. Gauleiter Holz kurz vor Kriegsende noch seine politischen Gegner auszulöschen, um sich der Loyalität der noch verbliebenen Parteigenossen sicher zu sein. Dr. Gastreich berichtete nach dem Krieg: Mit "''...dieser Aktion sollten führende Mitglieder der Partei und ebensolche Nicht-Parteigenossen, welche unzuverlässig erschienen, im Sinn der „Rundumverteidigung Nürnberg-Fürths“ zum Opfer fallen.''"<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Akten Hauptkammer Dr. Karl Häupler, Abschrift Dr. med. Fritz Gastreich, FA für Chirurgie, 29. Juni 1946</ref>  Auf der sog. Todesliste stand Dr. Gastreich mit seinen Kollegen aus der Widerstandsgruppe, aber wohl auch Dr. Häupler.  


Interessant in diesem Zusammenhang ist noch anzumerken, dass die Aktenlage zwar das starke Rechtsempfinden des Oberbürgermeisters Dr. Häuplers hervorhebt - auch gegenüber von Parteigenossen - allerdings finden sich keine entlastenden Aussagen über Dr. Häupler, die zum Beispiel das Unrecht an der jüdischen Bevölkerung von ihm beschreibt. Der Umstand, dass ein Beamter sich persönlich bereichert hat, hat Dr. Häupler zwar erzürnt, der Umstand der ungesetzlichen Enteignung und die Schikanierung der jüdischen Bevölkerung bis hin zu deren Deportation und Ermordung scheint nach Aktenlage für Dr. Häupler jedoch kein Problem gewesen zu sein - auch nicht die Reichspogromnacht in Fürth.
Interessant in diesem Zusammenhang ist noch anzumerken, dass die Aktenlage zwar das starke Rechtsempfinden des Oberbürgermeisters Dr. Häuplers hervorhebt - auch gegenüber von Parteigenossen - allerdings finden sich keine entlastenden Aussagen über Dr. Häupler, die zum Beispiel das Unrecht an der jüdischen Bevölkerung von ihm beschreibt. Der Umstand, dass ein Beamter sich persönlich bereichert hat, hat Dr. Häupler zwar erzürnt, der Umstand der ungesetzlichen Enteignung und die Schikanierung der jüdischen Bevölkerung bis hin zu deren Deportation und Ermordung scheint nach Aktenlage für Dr. Häupler jedoch kein Problem gewesen zu sein - auch nicht die Reichspogromnacht in Fürth.
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