Kaufmann Kohler: Unterschied zwischen den Versionen

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Kaufmann Kohler besuchte in Fürth die Schule von [[Simon Bamberger]] am [[Israelitische Waisenanstalt|Jüdischen Waisenhaus]] bevor er mit zehn Jahren zu dem Talmudisten Eisle Michael Schüler nach [[wikipedia:Haßfurt|Haßfurt]], später nach [[wikipedia:Höchberg|Höchberg]] bei Würzburg, Mainz, Altona und Frankfurt ging. Mit dem Studium in München (1864) wurde er der Orthodoxie abtrünnig und immatrikulierte sich am [[9. Mai]] [[1865]] in Berlin für das Studium der Orientalistik und vergleichenden Religionswissenschaften <ref>siehe dazu: Biographisches Portal der Rabbiner (BHR) zu "KOHLER, Kaufmann, Dr." [http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/work3?id=0931&suchename=Kohler – online]</ref>. [[Datei:Der Israelit 12. 2. 1868 zu Kohler Kaufmann.png|350px|right|Zeitungskritik zu Kohler Kaufmann]] [[1867]] promovierte er in Erlangen <ref>Dissertation: ''Der Segen Jacob’s (Genesis Cap. 49,1-28) mit besonderer Berücksichtigung der alten Versionen und des Midrasch kritisch-historisch untersucht und erklärt. Ein Beitrag zur Geschichte des hebräischen Alterthums wie zur Geschichte der Exegese'', Erlangen 1867.</ref>. Da diese Arbeit ein Bekenntnis zur radikalen Bibelkritik zu sein schien, wurde es dem jungen Theologen schwer, eine Rabbinerstelle zu finden. Seine Abkehr von der Orthodoxie brachte ihm eine vernichtende redaktionelle Anmerkung in der Zeitschrift [[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]], dem Zentralorgan der Orthodoxie, vom 12. Februar 1868 ein.</br> Darum war er ab [[1868]] wieder in Fürth ansässig. Er wurde Mitglied der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG 1869, Nr. 723) <ref>Biographisches Portal der Rabbiner (BHR) zu "KOHLER, Kaufmann, Dr." [http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/work3?id=0931&suchename=Kohler – online]</ref> und nahm [[1869]] an der Leipziger Reformsynode teil <ref>Hanna Liss: Jüdische Bibelauslegung; 2020, Seite 327 [https://books.google.de/books?id=i4buDwAAQBAJ&pg=PA327&lpg=PA327&dq=kaufmann+kohler+new+york&source=bl&ots=Pj9KE-bT97&sig=ACfU3U3FOqde-sDwxaCExn9bjf1gEBXg3A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiwqoTiuPnvAhUSPuwKHU9QB-o4KBDoATAEegQICBAC#v=onepage&q=kaufmann%20kohler%20new%20york&f=false - online]</ref>.
Kaufmann Kohler besuchte in Fürth die Schule von [[Simon Bamberger]] am [[Israelitische Waisenanstalt|Jüdischen Waisenhaus]] bevor er mit zehn Jahren zu dem Talmudisten Eisle Michael Schüler nach [[wikipedia:Haßfurt|Haßfurt]], später nach [[wikipedia:Höchberg|Höchberg]] bei Würzburg, Mainz, Altona und Frankfurt ging. Mit dem Studium in München (1864) wurde er der Orthodoxie abtrünnig und immatrikulierte sich am [[9. Mai]] [[1865]] in Berlin für das Studium der Orientalistik und vergleichenden Religionswissenschaften <ref>siehe dazu: Biographisches Portal der Rabbiner (BHR) zu "KOHLER, Kaufmann, Dr." [http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/work3?id=0931&suchename=Kohler – online]</ref>. [[Datei:Der Israelit 12. 2. 1868 zu Kohler Kaufmann.png|350px|right|Zeitungskritik zu Kohler Kaufmann]] [[1867]] promovierte er in Erlangen <ref>Dissertation: ''Der Segen Jacob’s (Genesis Cap. 49,1-28) mit besonderer Berücksichtigung der alten Versionen und des Midrasch kritisch-historisch untersucht und erklärt. Ein Beitrag zur Geschichte des hebräischen Alterthums wie zur Geschichte der Exegese'', Erlangen 1867.</ref>. Da diese Arbeit ein Bekenntnis zur radikalen Bibelkritik zu sein schien, wurde es dem jungen Theologen schwer, eine Rabbinerstelle zu finden. Seine Abkehr von der Orthodoxie brachte ihm eine vernichtende redaktionelle Anmerkung in der Zeitschrift [[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]], dem Zentralorgan der Orthodoxie, vom 12. Februar 1868 ein.</br> Darum war er ab [[1868]] wieder in Fürth ansässig. Er wurde Mitglied der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG 1869, Nr. 723) <ref>Biographisches Portal der Rabbiner (BHR) zu "KOHLER, Kaufmann, Dr." [http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/work3?id=0931&suchename=Kohler – online]</ref> und nahm [[1869]] an der Leipziger Reformsynode teil <ref>Hanna Liss: Jüdische Bibelauslegung; 2020, Seite 327 [https://books.google.de/books?id=i4buDwAAQBAJ&pg=PA327&lpg=PA327&dq=kaufmann+kohler+new+york&source=bl&ots=Pj9KE-bT97&sig=ACfU3U3FOqde-sDwxaCExn9bjf1gEBXg3A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiwqoTiuPnvAhUSPuwKHU9QB-o4KBDoATAEegQICBAC#v=onepage&q=kaufmann%20kohler%20new%20york&f=false - online]</ref>.


Kaufmann Kohler wanderte im August [[1869]] in die USA aus. Dort wurde er von dem Reformrabbiner David Einhorn aufgenommen, dessen Tochter er im Jahr darauf heiratete. Am [[6. September]] [[1869]] wurde er Rabbiner der Beth-El Gemeinde in Detroit (1869 - 1879), danach in der Chicago Sinai Gemeinde (1871 - 1879) und schließlich seit 1879 am ''Temple Beth El, New York'', wo er damit Nachfolger seines Schwiegervaters David Einhorn wurde. Kaufmann Kohler nahm eine führende Rolle im amerikanischen Reformjudentum ein. So ist unter anderem die ''Pittsburgh Platform'' mit seinem Namen verbunden<ref>''"So he convened the rabbinical conference that passed the Pittsburgh Platform in 1885, a document that formulated the principles of the reform movement. From 1903 until his retirement, Kohler served as President of the ''Hebrew Union College in Cincinnati''. He was editor of the ''Jewish Encyclopedia'' and founder of the ''American Jewish Historical Society'' and the ''Jewish Publication Society''. siehe [https://de.zxc.wiki/wiki/Kaufmann_Kohler - online]</ref> <ref>"The Pittsburgh Platform – Defining American Reform Judaism (1885)" in: American Jewish Archives [https://www.americanjewisharchives.org/snapshots/the-pittsburgh-platform-defining-american-reform-judaism-1885/ online verfügbar]. "''He is remembered as the “chief architect” of the 1885 Pittsburgh Platform, which set forth American Reform positions on such topics as the idea of God, the Jewish mission, and the need for Jews to be actively involved in social justice causes for the betterment of humankind. This famous platform is considered to be a landmark development in the history of American Judaism.''"</ref>.  
Kaufmann Kohler wanderte im August [[1869]] in die USA aus. Dort wurde er von dem Reformrabbiner David Einhorn aufgenommen, dessen Tochter er im Jahr darauf heiratete. Am [[6. September]] [[1869]] wurde er Rabbiner der Beth-El Gemeinde in Detroit (1869 - 1879), danach in der Chicago Sinai Gemeinde (1871 - 1879) und schließlich seit 1879 am ''Temple Beth El, New York'', wo er damit Nachfolger seines Schwiegervaters David Einhorn wurde. Diese Stelle bekleidete er bis 1903 als er Präsident des Hebrew Union College wurde.</br>
Kaufmann Kohler nahm eine führende Rolle im amerikanischen Reformjudentum ein. So ist unter anderem die ''Pittsburgh Platform'' mit seinem Namen verbunden<ref>''"So he convened the rabbinical conference that passed the Pittsburgh Platform in 1885, a document that formulated the principles of the reform movement. From 1903 until his retirement, Kohler served as President of the ''Hebrew Union College in Cincinnati''. He was editor of the ''Jewish Encyclopedia'' and founder of the ''American Jewish Historical Society'' and the ''Jewish Publication Society''. siehe [https://de.zxc.wiki/wiki/Kaufmann_Kohler - online]</ref> <ref>"The Pittsburgh Platform – Defining American Reform Judaism (1885)" in: American Jewish Archives [https://www.americanjewisharchives.org/snapshots/the-pittsburgh-platform-defining-american-reform-judaism-1885/ online verfügbar]. "''He is remembered as the “chief architect” of the 1885 Pittsburgh Platform, which set forth American Reform positions on such topics as the idea of God, the Jewish mission, and the need for Jews to be actively involved in social justice causes for the betterment of humankind. This famous platform is considered to be a landmark development in the history of American Judaism.''"</ref>.  


Als Jungfernwerk jüdisch-liberaler Theologie gilt Kohlers ''Grundriss einer systematischen Theologie des Judentums auf geschichtlicher Grundlage'', das [[1910]] in  Leipzig erschien und [[1918]] in amerikanischen Fassung lautete: ''Jewish Theology, Systematically and Historically Considered'' <ref>Karl Erich Grözinger: "Jüdisches Denken. Theologie - Philosophie - Mystik", Band 5, 2019, Seite 428</ref>. Zu seiner Goldenen Hochzeit [[1920]] feierte ihn die [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] als denjenigen, der "''in dem bescheidenen Häuschen [[Königstraße 66 (ehemals)|Königsstraße 66]] im Jahre 1843 das Licht der Welt bereicherte''" ... und der "''heute als der gelehrteste amerikanische Rabbiner''" gilt <ref>[[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] vom [[17. September]] [[1920]]</ref>.  
Als Jungfernwerk jüdisch-liberaler Theologie gilt Kohlers ''Grundriss einer systematischen Theologie des Judentums auf geschichtlicher Grundlage'', das [[1910]] in  Leipzig erschien und [[1918]] in amerikanischen Fassung lautete: ''Jewish Theology, Systematically and Historically Considered'' <ref>Karl Erich Grözinger: "Jüdisches Denken. Theologie - Philosophie - Mystik", Band 5, 2019, Seite 428</ref>. Zu seiner Goldenen Hochzeit [[1920]] feierte ihn die [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] als denjenigen, der "''in dem bescheidenen Häuschen [[Königstraße 66 (ehemals)|Königsstraße 66]] im Jahre 1843 das Licht der Welt bereicherte''" ... und der "''heute als der gelehrteste amerikanische Rabbiner''" gilt <ref>[[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] vom [[17. September]] [[1920]]</ref>.  
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