David Spiro: Unterschied zwischen den Versionen

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Da sein Bruder Abraham in der US-Zone in Bayern (Region Nürnberg) stationiert war, beschloss David Spiro seinem Bruder zu folgen. Er hatte während des Naziterrors seine ganze Familie verloren - Frau, Kinder, Eltern und Geschwister - und wollte so zumindest in der Nähe seines Bruders sein. So fand er den Weg nach Fürth in eines der damals großes Lager sog. Displaced Person (DP) - dem [[Camp Finkenschlag]]. Schnell avancierte der charismatische Spiro zum spirituellen Führer der dort lebenden Menschen und prägte die Gemeinde wie kein Zweiter. Gemeinsam mit [[Jean Mandel]] wiederbelebte er die jüdische Gemeinde in Fürth unmittelbar nach Kriegsende. Er reaktivierte ein jüdisches Ritualbad in einem Gebäudekeller, dass er zuvor entdeckt hatte - führte die koschere Küche im DP-Lager ein und hielt regelmäßig Gottesdienste und Lehrstunden im ehem. jüdischen Waisenhaus ab. Mit Spiro wurde die jüdische Gemeinde in Fürth ein neues Zentrum für Orthodoxie im Nachkriegsdeutschland und seine Beratung in allen Lebenslagen, insbesondere in der Fragestellung bei Scheidungen und Eheschließungen, war weit über die Stadtgrenze Fürths geschätzt. Insbesondere der fehlende Nachweis eines verstorbenen Ehepartners durch den Nazi-Terror erschwerte die erneute Heirat des Überlebenden im jüdischen Glauben. Spiro galt als umfassender Experte im [[wikipedia:Halacha|halachischen Wissen]], der sog. rechtlichen Überlieferung des Judentums, mit dessen Hilfe schwierige Eheentscheidungen nach dem orthodoxen jüdischen Ritus erneut möglich wurden. Dieses Wissen führte im Sommer 1946 sogar dazu, dass die Rabbinerkonferenz - als Teil des späteren Zentralrates der Juden in Deutschland - Spiro ganz offiziell mit dieser schwierigen Aufgabe betraute.  
Da sein Bruder Abraham in der US-Zone in Bayern (Region Nürnberg) stationiert war, beschloss David Spiro seinem Bruder zu folgen. Er hatte während des Naziterrors seine ganze Familie verloren - Frau, Kinder, Eltern und Geschwister - und wollte so zumindest in der Nähe seines Bruders sein. So fand er den Weg nach Fürth in eines der damals großes Lager sog. Displaced Person (DP) - dem [[Camp Finkenschlag]]. Schnell avancierte der charismatische Spiro zum spirituellen Führer der dort lebenden Menschen und prägte die Gemeinde wie kein Zweiter. Gemeinsam mit [[Jean Mandel]] wiederbelebte er die jüdische Gemeinde in Fürth unmittelbar nach Kriegsende. Er reaktivierte ein jüdisches Ritualbad in einem Gebäudekeller, dass er zuvor entdeckt hatte - führte die koschere Küche im DP-Lager ein und hielt regelmäßig Gottesdienste und Lehrstunden im ehem. jüdischen Waisenhaus ab. Mit Spiro wurde die jüdische Gemeinde in Fürth ein neues Zentrum für Orthodoxie im Nachkriegsdeutschland und seine Beratung in allen Lebenslagen, insbesondere in der Fragestellung bei Scheidungen und Eheschließungen, war weit über die Stadtgrenze Fürths geschätzt. Insbesondere der fehlende Nachweis eines verstorbenen Ehepartners durch den Nazi-Terror erschwerte die erneute Heirat des Überlebenden im jüdischen Glauben. Spiro galt als umfassender Experte im [[wikipedia:Halacha|halachischen Wissen]], der sog. rechtlichen Überlieferung des Judentums, mit dessen Hilfe schwierige Eheentscheidungen nach dem orthodoxen jüdischen Ritus erneut möglich wurden. Dieses Wissen führte im Sommer 1946 sogar dazu, dass die Rabbinerkonferenz - als Teil des späteren Zentralrates der Juden in Deutschland - Spiro ganz offiziell mit dieser schwierigen Aufgabe betraute.  


Auf Initiative Spiros wurden ab [[1947]] zwei Talmud-Thora-Schulen gegründet - in der ehem. städtischen Religionsschule war zunächst Platz für 12 und im Camp-[[wikipedia:Cheder|Cheder]] <ref>Jiddisch "Chejder" sonst Cheder</ref> für 15 Jungen. Mit der Auflösung der Camps im Jahr [[1949]] - und der damit einhergehenden Übersiedlung eines Großteils der Bewohner in den neu geschaffenen Staat Israel oder nach Übersee - veränderte sich auch in Fürth das aktive religiöse Leben. Die Mitgliederzahlen und Aktivitäten in der jüdischen Gemeinde gingen dramatisch zurück, selbst der Besuch der koscheren Küche sank dramatisch. Im Gemeindeblatt der jüdischen Gemeinde war zu lesen: ''Die Gemeinde ist am Bestehen dieser idealen Einrichtung sehr interessiert; sie ist eine unbedingte Notwendigkeit für unsere Stadt. Umso unbegreiflicher ist es, dass die Küche heute so einen mangelhaften Besuch aufweist und viele unserer Leute, die nicht zu hause essen können, lieber andere Gaststätten aufsuchen.''<ref>Jüdisches Gemeindeblatt, Ausgabe 1950</ref> Spiro wurde mittels finanzieller Hilfestellung die Übersiedlung der Gemeinde angeboten, z. B. durch die Bereitstellung einer Wohnung und eines Betsaals in Israel. Zu dieser Übersiedlung kam es allerdings nicht und auch Spiro entschied sich zunächst in Fürth zu bleiben.  
Auf Initiative Spiros wurden ab [[1947]] zwei Talmud-Thora-Schulen gegründet - in der ehem. städtischen Religionsschule war zunächst Platz für 12 und im Camp-[[wikipedia:Cheder|Cheder]] <ref>Jiddisch "Chejder" sonst Cheder</ref> für 15 Jungen.<ref>siehe auch [https://www.talmud-thora.de/einrichtungen/camp-fuerth-finkenschlag/ Talmud-Thora Schulen in Deutschland]</ref> </br>Mit der Auflösung der Camps im Jahr [[1949]] - und der damit einhergehenden Übersiedlung eines Großteils der Bewohner in den neu geschaffenen Staat Israel oder nach Übersee - veränderte sich auch in Fürth das aktive religiöse Leben. Die Mitgliederzahlen und Aktivitäten in der jüdischen Gemeinde gingen dramatisch zurück, selbst der Besuch der koscheren Küche sank dramatisch. Im Gemeindeblatt der jüdischen Gemeinde war zu lesen: ''Die Gemeinde ist am Bestehen dieser idealen Einrichtung sehr interessiert; sie ist eine unbedingte Notwendigkeit für unsere Stadt. Umso unbegreiflicher ist es, dass die Küche heute so einen mangelhaften Besuch aufweist und viele unserer Leute, die nicht zu hause essen können, lieber andere Gaststätten aufsuchen.''<ref>Jüdisches Gemeindeblatt, Ausgabe 1950</ref> Spiro wurde mittels finanzieller Hilfestellung die Übersiedlung der Gemeinde angeboten, z. B. durch die Bereitstellung einer Wohnung und eines Betsaals in Israel. Zu dieser Übersiedlung kam es allerdings nicht und auch Spiro entschied sich zunächst in Fürth zu bleiben.  


[[1954]] wurde David Spiro eine große Ehre zu Teil, in dem am [[31. Oktober]] [[1954]] die Gründungsversammlung der "Vereinigung für Thoratreues Judentum" aus prominenten Vertretern der Orthodoxie aus ganz Deutschland in Fürth abgehalten wurde. Rabbiner Spiro nahm an dieser Versammlung teil und eröffnete die Veranstaltung feierlich, deren Schirmherr er auch war. Ergebnis der Versammlung war, dass „den in Deutschland lebenden Juden nach den Jahren der Vernichtung und Vertreibung ein Leben im Geist der Tradition“ zu ermöglichen sei, wobei „das Gesetz der Thora allein verbindlich (unabänderlich)“ als Grundlage zu gelten habe. Allerdings sind keine weitere Aktivitäten dieser Vereinigung bekannt, sodass davon ausgegangen werden muss, dass die Organisation im Anschluss ihre Arbeit nie aktiv aufgenommen hat.<ref>Peter Honigmann: Die Gründung der „Vereinigung für Thoratreues Judentum“ 1954 in Fürth. In: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths, (NJBF), 1994</ref>  
[[1954]] wurde David Spiro eine große Ehre zu Teil, in dem am [[31. Oktober]] [[1954]] die Gründungsversammlung der "Vereinigung für Thoratreues Judentum" aus prominenten Vertretern der Orthodoxie aus ganz Deutschland in Fürth abgehalten wurde. Rabbiner Spiro nahm an dieser Versammlung teil und eröffnete die Veranstaltung feierlich, deren Schirmherr er auch war. Ergebnis der Versammlung war, dass „den in Deutschland lebenden Juden nach den Jahren der Vernichtung und Vertreibung ein Leben im Geist der Tradition“ zu ermöglichen sei, wobei „das Gesetz der Thora allein verbindlich (unabänderlich)“ als Grundlage zu gelten habe. Allerdings sind keine weitere Aktivitäten dieser Vereinigung bekannt, sodass davon ausgegangen werden muss, dass die Organisation im Anschluss ihre Arbeit nie aktiv aufgenommen hat.<ref>Peter Honigmann: Die Gründung der „Vereinigung für Thoratreues Judentum“ 1954 in Fürth. In: Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths, (NJBF), 1994</ref>  
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