David Spiro: Unterschied zwischen den Versionen

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23 Bytes hinzugefügt ,  14. August 2023
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Es folgte ein langer Leidensweg zur Zeit des Naziterrors in verschiedenen Konzentrationslagern, darunter u. a. die KZ Budzyn, Flossenbürg, Hersbruck und Dachau. Im Frühjahr 1945 erkrankte Spiro im KZ Dachau schwer und überlebte die Befreiung nur knapp. Sein Bruder Abraham Spiro, der einzig Überlebende seiner weitläufigen Familie, fand nach eigenen Angaben seinen Bruder mehr tot als lebendig im KZ Dachau. Abraham Spiro konnte frühzeitig emigrieren und durchlief in den 1930er Jahren in einem Stipendium am Jewish Theological Seminary in New York die Rabbinerausbildung. Mit Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg meldete sich Abraham Sprio als freiwilliger zur US Army und versah seinen Dienst als Seelsorger in der US Army (Chaplain) und war Teil der Landung der US-Truppen 1944 in der Normandie.
Es folgte ein langer Leidensweg zur Zeit des Naziterrors in verschiedenen Konzentrationslagern, darunter u. a. die KZ Budzyn, Flossenbürg, Hersbruck und Dachau. Im Frühjahr 1945 erkrankte Spiro im KZ Dachau schwer und überlebte die Befreiung nur knapp. Sein Bruder Abraham Spiro, der einzig Überlebende seiner weitläufigen Familie, fand nach eigenen Angaben seinen Bruder mehr tot als lebendig im KZ Dachau. Abraham Spiro konnte frühzeitig emigrieren und durchlief in den 1930er Jahren in einem Stipendium am Jewish Theological Seminary in New York die Rabbinerausbildung. Mit Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg meldete sich Abraham Sprio als freiwilliger zur US Army und versah seinen Dienst als Seelsorger in der US Army (Chaplain) und war Teil der Landung der US-Truppen 1944 in der Normandie.


Da sein Bruder Abraham in der US-Zone in Bayern (Region Nürnberg) stationiert war, beschloss David Spiro seinem Bruder zu folgen. Er hatte während des Naziterrors seine ganze Familie verloren - Frau, Kinder, Eltern und Geschwister - und wollte so zumindest in der Nähe seines Bruders sein. So fand er den Weg nach Fürth, wo er sich in der [[Königswarterstraße]] gemeinsam mit einer anderen jüdischen Familie ein kleines Zimmer teilte.<ref>Mose N. Rosenfeld: ''The Rav of Fürth'', 2021, S. 233</ref> Als bekannt wurde, dass der letzte Rabbi Warschaus noch lebte, kamen immer mehr Überlebende nach Fürth und mit dem damals großen Lager der sog. Displaced Persons (DP) - dem [[Camp Finkenschlag]] wuchs die wieder eröffnete ''Kehillah'' von Fürth auf 2000 Menschen.<ref>Mose N. Rosenfeld: ''The Rav of Fürth'', 2021, S. 234</ref> Schnell avancierte der charismatische Spiro zum spirituellen Führer. Er prägte die Gemeinde wie kein Zweiter. Gemeinsam mit [[Jean Mandel]] wiederbelebte er die jüdische Gemeinde in Fürth unmittelbar nach Kriegsende. Er reaktivierte ein jüdisches Ritualbad in einem Gebäudekeller, dass er zuvor entdeckt hatte - führte die koschere Küche im DP-Lager ein und hielt regelmäßig Gottesdienste und Lehrstunden im ehem. jüdischen Waisenhaus ab. Mit Spiro wurde die jüdische Gemeinde in Fürth ein neues Zentrum für Orthodoxie im Nachkriegsdeutschland und seine Beratung in allen Lebenslagen, insbesondere in der Fragestellung bei Scheidungen und Eheschließungen, war weit über die Stadtgrenze Fürths geschätzt. Insbesondere der fehlende Nachweis eines verstorbenen Ehepartners durch den Nazi-Terror erschwerte die erneute Heirat des Überlebenden im jüdischen Glauben. Spiro galt als umfassender Experte im [[wikipedia:Halacha|halachischen Wissen]], der sog. rechtlichen Überlieferung des Judentums, mit dessen Hilfe schwierige Eheentscheidungen nach dem orthodoxen jüdischen Ritus erneut möglich wurden. Dieses Wissen führte im Sommer 1946 sogar dazu, dass die Rabbinerkonferenz - als Teil des späteren Zentralrates der Juden in Deutschland - Spiro ganz offiziell mit dieser schwierigen Aufgabe betraute.  
Da sein Bruder Abraham in der US-Zone in Bayern (Region Nürnberg) stationiert war, beschloss David Spiro seinem Bruder zu folgen. Er hatte während des Naziterrors seine ganze Familie verloren - Frau, Kinder, Eltern und Geschwister - und wollte so zumindest in der Nähe seines Bruders sein. So fand er den Weg nach Fürth, wo er sich ab Anfang Juli in der [[Königswarterstraße]] gemeinsam mit einer anderen jüdischen Familie ein kleines Zimmer teilte.<ref>Mose N. Rosenfeld: ''The Rav of Fürth'', 2021, S. 233 und 365</ref> Als bekannt wurde, dass der letzte Rabbi Warschaus noch lebte, kamen immer mehr Überlebende nach Fürth und mit dem damals großen Lager der sog. Displaced Persons (DP) - dem [[Camp Finkenschlag]] wuchs die wieder eröffnete ''Kehillah'' von Fürth auf 2000 Menschen.<ref>Mose N. Rosenfeld: ''The Rav of Fürth'', 2021, S. 234</ref> Schnell avancierte der charismatische Spiro zum spirituellen Führer. Er prägte die Gemeinde wie kein Zweiter. Gemeinsam mit [[Jean Mandel]] wiederbelebte er die jüdische Gemeinde in Fürth unmittelbar nach Kriegsende. Er reaktivierte ein jüdisches Ritualbad in einem Gebäudekeller, dass er zuvor entdeckt hatte - führte die koschere Küche im DP-Lager ein und hielt regelmäßig Gottesdienste und Lehrstunden im ehem. jüdischen Waisenhaus ab. Mit Spiro wurde die jüdische Gemeinde in Fürth ein neues Zentrum für Orthodoxie im Nachkriegsdeutschland und seine Beratung in allen Lebenslagen, insbesondere in der Fragestellung bei Scheidungen und Eheschließungen, war weit über die Stadtgrenze Fürths geschätzt. Insbesondere der fehlende Nachweis eines verstorbenen Ehepartners durch den Nazi-Terror erschwerte die erneute Heirat des Überlebenden im jüdischen Glauben. Spiro galt als umfassender Experte im [[wikipedia:Halacha|halachischen Wissen]], der sog. rechtlichen Überlieferung des Judentums, mit dessen Hilfe schwierige Eheentscheidungen nach dem orthodoxen jüdischen Ritus erneut möglich wurden. Dieses Wissen führte im Sommer 1946 sogar dazu, dass die Rabbinerkonferenz - als Teil des späteren Zentralrates der Juden in Deutschland - Spiro ganz offiziell mit dieser schwierigen Aufgabe betraute.  


Auf Initiative Spiros wurden ab [[1947]] zwei Talmud-Thora-Schulen gegründet - in der ehem. städtischen Religionsschule war zunächst Platz für 12 und im Camp-[[wikipedia:Cheder|Cheder]] <ref>Jiddisch "Chejder" sonst Cheder</ref> für 15 Jungen.<ref>siehe auch [https://www.talmud-thora.de/einrichtungen/camp-fuerth-finkenschlag/ Talmud-Thora Schulen in Deutschland]</ref> </br>Mit der Auflösung der Camps im Jahr [[1949]] - und der damit einhergehenden Übersiedlung eines Großteils der Bewohner in den neu geschaffenen Staat Israel oder nach Übersee - veränderte sich auch in Fürth das aktive religiöse Leben. Die Mitgliederzahlen und Aktivitäten in der jüdischen Gemeinde gingen dramatisch zurück, selbst der Besuch der koscheren Küche sank dramatisch. Im Gemeindeblatt der jüdischen Gemeinde war zu lesen: ''Die Gemeinde ist am Bestehen dieser idealen Einrichtung sehr interessiert; sie ist eine unbedingte Notwendigkeit für unsere Stadt. Umso unbegreiflicher ist es, dass die Küche heute so einen mangelhaften Besuch aufweist und viele unserer Leute, die nicht zu hause essen können, lieber andere Gaststätten aufsuchen.''<ref>Jüdisches Gemeindeblatt, Ausgabe 1950</ref> Spiro wurde mittels finanzieller Hilfestellung die Übersiedlung der Gemeinde angeboten, z. B. durch die Bereitstellung einer Wohnung und eines Betsaals in Israel. Zu dieser Übersiedlung kam es allerdings nicht und auch Spiro entschied sich zunächst in Fürth zu bleiben.  
Auf Initiative Spiros wurden ab [[1947]] zwei Talmud-Thora-Schulen gegründet - in der ehem. städtischen Religionsschule war zunächst Platz für 12 und im Camp-[[wikipedia:Cheder|Cheder]] <ref>Jiddisch "Chejder" sonst Cheder</ref> für 15 Jungen.<ref>siehe auch [https://www.talmud-thora.de/einrichtungen/camp-fuerth-finkenschlag/ Talmud-Thora Schulen in Deutschland]</ref> </br>Mit der Auflösung der Camps im Jahr [[1949]] - und der damit einhergehenden Übersiedlung eines Großteils der Bewohner in den neu geschaffenen Staat Israel oder nach Übersee - veränderte sich auch in Fürth das aktive religiöse Leben. Die Mitgliederzahlen und Aktivitäten in der jüdischen Gemeinde gingen dramatisch zurück, selbst der Besuch der koscheren Küche sank dramatisch. Im Gemeindeblatt der jüdischen Gemeinde war zu lesen: ''Die Gemeinde ist am Bestehen dieser idealen Einrichtung sehr interessiert; sie ist eine unbedingte Notwendigkeit für unsere Stadt. Umso unbegreiflicher ist es, dass die Küche heute so einen mangelhaften Besuch aufweist und viele unserer Leute, die nicht zu hause essen können, lieber andere Gaststätten aufsuchen.''<ref>Jüdisches Gemeindeblatt, Ausgabe 1950</ref> Spiro wurde mittels finanzieller Hilfestellung die Übersiedlung der Gemeinde angeboten, z. B. durch die Bereitstellung einer Wohnung und eines Betsaals in Israel. Zu dieser Übersiedlung kam es allerdings nicht und auch Spiro entschied sich zunächst in Fürth zu bleiben.  
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