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Die '''Metallspende''' diente im [[ | Die '''Metallspende''' diente im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] und im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] als „[[Wikipedia:Metallspende des deutschen Volkes|Metallspende des deutschen Volkes]]“ dazu, Zugriff auf kriegswichtige Metalle zu erhalten und die für eine Kriegsführung auf lange Dauer notwendige Metallreserve zu schaffen. Eine der Aktionen der Metallspende im Zweiten Weltkrieg betraf die im Besitz der öffentlichen Hand sowie die im kirchlichen und staatlichen Eigentum befindlichen Denkmäler bzw. Denkmalsteile aus Kupfer, Zinn, Nickel, Blei oder aus Legierungen dieser Metalle. In Fürth wurden im Rahmen dieser Aktion die Teile aus Bronze von 14 Denkmälern abgenommen und abgeliefert, manche Denkmäler sind in der Folge ganz verschwunden, von anderen sind noch Teile vorhanden. | ||
=Aktionen der "Metallspende des deutschen Volkes" im | =Aktionen der "Metallspende des deutschen Volkes" im Zweiten Weltkrieg= | ||
[[Datei:AGr.3 37 00022.jpg|mini|right|Akte über die sogenannte "Metallspende" von Fürther Denkmälern]] | [[Datei:AGr.3 37 00022.jpg|mini|right|Akte über die sogenannte "Metallspende" von Fürther Denkmälern]] | ||
Wie schon im | Wie schon im Ersten Weltkrieg gab es auch im Zweiten Weltkrieg verschiedene Aktionen der sogenannten "Metallspende", um den Nachschub von für die Kriegsführung wichtigen Metallen zu sichern. Als Beispiele seien die Aktionen angeführt, die in der diesem Beitrag zugrunde liegenden Akte des Stadtarchivs Fürth, AGr. 3/37, erwähnt sind (dieser Akte sind auch die nicht extra angeführten Zitate entnommen): | ||
* die Metallsammlung im Bereich der Behörden von [[1940]], bei der die dort befindlichen Gebrauchs- und Ausstattungsgegenstände aus Kupfer, Zinn, Nickel und Blei und deren Legierungen erfasst wurden<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37, M. E. vom 11. April 1940</ref>, | * die Metallsammlung im Bereich der Behörden von [[1940]], bei der die dort befindlichen Gebrauchs- und Ausstattungsgegenstände aus Kupfer, Zinn, Nickel und Blei und deren Legierungen erfasst wurden<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37, M. E. vom 11. April 1940</ref>, | ||
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=Die Metallspende von Fürther Denkmälern im | =Die Metallspende von Fürther Denkmälern im Zweiten Weltkrieg= | ||
'''Anmerkung:''' Im Titel der Akte und in den enthaltenen Vorgängen wird die Bezeichnung "Denkmäler" (bzw. "Denkmal") meist auch dann verwendet, wenn nur die Teile aus Bronze der Denkmäler gemeint sind. Der leichteren Lesbarkeit wegen soll dies im Folgenden im Allgemeinen beibehalten werden. | '''Anmerkung:''' Im Titel der Akte und in den enthaltenen Vorgängen wird die Bezeichnung "Denkmäler" (bzw. "Denkmal") meist auch dann verwendet, wenn nur die Teile aus Bronze der Denkmäler gemeint sind. Der leichteren Lesbarkeit wegen soll dies im Folgenden im Allgemeinen beibehalten werden. | ||
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Aufgrund der Verordnung des Beauftragten für den Vierjahresplan vom 15. März [[1940]] über die Erfassung von Nichteisenmetallen im Rahmen der "Metallspende des deutschen Volkes" ordnete das Bayerische Staatsministeriums des Inneren am 11. April 1940 die Erfassung und die Begutachtung des künstlerischen Wertes der in öffentlicher Hand befindlichen Denkmäler aus Kupfer, Zinn, Nickel und Blei und deren Legierungen an; nachfolgend am 16. April 1940 das Staatsministeriums für Unterricht und Kultus die Ausweitung auf die Denkmäler im staatlichen oder kirchlichen Eigentum. | Aufgrund der Verordnung des Beauftragten für den Vierjahresplan vom 15. März [[1940]] über die Erfassung von Nichteisenmetallen im Rahmen der "Metallspende des deutschen Volkes" ordnete das Bayerische Staatsministeriums des Inneren am 11. April 1940 die Erfassung und die Begutachtung des künstlerischen Wertes der in öffentlicher Hand befindlichen Denkmäler aus Kupfer, Zinn, Nickel und Blei und deren Legierungen an; nachfolgend am 16. April 1940 das Staatsministeriums für Unterricht und Kultus die Ausweitung auf die Denkmäler im staatlichen oder kirchlichen Eigentum. | ||
Die Ablieferung der Denkmäler an die "Metallspende des deutschen Volkes" sollte auf Wunsch des "Führers" durch die Gemeinden selbst erfolgen, deswegen wurde der Vorsitzende des Deutschen Gemeindetages und Leiter des Hauptamtes der [[NSDAP]], Reichsleiter Oberbürgermeister Fiehler, beauftragt, die Ablieferung zu leiten. Das Verfahren wurde genau vorgegeben und immer wieder präzisiert; beteiligt waren für Bayern Staats- und Bezirksregierung, der Deutsche Gemeindetag, die Reichsstelle für Metalle in Berlin, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München und die NSDAP. Demnach hatte zuerst der Gemeindeleiter die in seinem Bereich vorhandenen Denkmäler zu ermitteln und die Frage der Ablieferung oder Erhaltung der einzelnen Denkmäler unter beratender Mitwirkung von örtlichen Fachleuten der Kunst, der Kunstwissenschaft und der Heimatpflege insbesondere unter dem Gesichtspunkt zu prüfen, ob das Denkmal aus künstlerischen, politischen, geschichtlichen oder heimatlichen Gründen von Wert ist: ''„Es gilt, künstlerisch Wertvolles vom Alltäglichen und Überflüssigen zu unterscheiden.“'' Die Gauleitung Franken der NSDAP wies extra auf die Einbeziehung ihrer Kreisleiter bei der Erfassung und Bewertung hin, in Fürth war [[Hans Sandreuter]] der Kreisbeauftragte für Altmaterialerfassung. | Die Ablieferung der Denkmäler an die "Metallspende des deutschen Volkes" sollte auf Wunsch des "Führers" durch die Gemeinden selbst erfolgen, deswegen wurde der Vorsitzende des Deutschen Gemeindetages und Leiter des Hauptamtes der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]], Reichsleiter Oberbürgermeister Fiehler, beauftragt, die Ablieferung zu leiten. Das Verfahren wurde genau vorgegeben und immer wieder präzisiert; beteiligt waren für Bayern Staats- und Bezirksregierung, der Deutsche Gemeindetag, die Reichsstelle für Metalle in Berlin, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München und die NSDAP. Demnach hatte zuerst der Gemeindeleiter die in seinem Bereich vorhandenen Denkmäler zu ermitteln und die Frage der Ablieferung oder Erhaltung der einzelnen Denkmäler unter beratender Mitwirkung von örtlichen Fachleuten der Kunst, der Kunstwissenschaft und der Heimatpflege insbesondere unter dem Gesichtspunkt zu prüfen, ob das Denkmal aus künstlerischen, politischen, geschichtlichen oder heimatlichen Gründen von Wert ist: ''„Es gilt, künstlerisch Wertvolles vom Alltäglichen und Überflüssigen zu unterscheiden.“'' Die Gauleitung Franken der NSDAP wies extra auf die Einbeziehung ihrer Kreisleiter bei der Erfassung und Bewertung hin, in Fürth war [[Hans Sandreuter]] der Kreisbeauftragte für Altmaterialerfassung. | ||
Für die Stadt Fürth erstellte daraufhin das Hochbauamt die geforderten Verzeichnisse samt Stellungnahme des Oberbürgermeisters über die Zuführung zur Metallspende: | Für die Stadt Fürth erstellte daraufhin das Hochbauamt die geforderten Verzeichnisse samt Stellungnahme des Oberbürgermeisters über die Zuführung zur Metallspende: | ||
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[[Datei:AGr.3 70 00009.jpg|mini|right|Anfrage des Stadtrats Lotter zum Hopfenpflückerinbrunnen 1953]] | [[Datei:AGr.3 70 00009.jpg|mini|right|Anfrage des Stadtrats Lotter zum Hopfenpflückerinbrunnen 1953]] | ||
[[Datei:AGr.3 70 00010.jpg|mini|right|Auskunft zum Schicksal der Bronzefigur „Hopfenpflückerin“ 1953]] | [[Datei:AGr.3 70 00010.jpg|mini|right|Auskunft zum Schicksal der Bronzefigur „Hopfenpflückerin“ 1953]] | ||
Bei der Denkmalaktion für die "Metallspende des deutschen Volkes" während des [[ | Bei der Denkmalaktion für die "Metallspende des deutschen Volkes" während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurden in Fürth insgesamt 14 Denkmäler bzw. deren Teile aus Bronze abgenommen und abgeliefert, drei zum Einschmelzen an die Raum Metallwerksgesellschaft München, eines an die Altmaterial-Großhandlung [[Adam Schoder & Söhne]] in Fürth und zehn an die Firma Hetzel & Co. in Nürnberg. | ||
Als sich nach dem Krieg die Zeiten wieder etwas normalisiert hatten, versuchte die Stadt Näheres über das Schicksal der von ihr abgelieferten Bronzedenkmäler sowie Glocken herauszufinden. Über entsprechende Bemühungen berichteten Anfang 1948 die Nürnberger Nachrichten, Fürther Ausgabe: ''Wie Oberbürgermeister Dr. [[Hans Bornkessel]] in der letzten Stadtratssitzung mitteilte, haben die vielfachen Nachforschungen nach dem Verbleib der drei großen [[Rathaus]]glocken im Gesamtgewicht von 1600 Kilogramm, die von den Nazis weggeschafft wurden, ergeben, daß, wie das Landesamt für Denkmalspflege dieser Tage mitteilte, mit dem endgültigen Verlust der Rathausglocken gerechnet werden muß ...''<ref>Stadtarchiv Fürth, Nürnberger Nachrichten - Fürther Ausgabe, ''Rathausglocken endgültig verloren'', 7. Februar 1948, S. 3</ref> | Als sich nach dem Krieg die Zeiten wieder etwas normalisiert hatten, versuchte die Stadt Näheres über das Schicksal der von ihr abgelieferten Bronzedenkmäler sowie Glocken herauszufinden. Über entsprechende Bemühungen berichteten Anfang 1948 die Nürnberger Nachrichten, Fürther Ausgabe: ''Wie Oberbürgermeister Dr. [[Hans Bornkessel]] in der letzten Stadtratssitzung mitteilte, haben die vielfachen Nachforschungen nach dem Verbleib der drei großen [[Rathaus]]glocken im Gesamtgewicht von 1600 Kilogramm, die von den Nazis weggeschafft wurden, ergeben, daß, wie das Landesamt für Denkmalspflege dieser Tage mitteilte, mit dem endgültigen Verlust der Rathausglocken gerechnet werden muß ...''<ref>Stadtarchiv Fürth, Nürnberger Nachrichten - Fürther Ausgabe, ''Rathausglocken endgültig verloren'', 7. Februar 1948, S. 3</ref> | ||
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Das häufig als Quelle herangezogene Werk „Adolf Schwammberger, Fürth von A bis Z“ enthält zu diesen Vorgängen – soweit es Stichwörter dazu gibt – nur bei zwei Denkmälern sachlich richtige Aussagen, bei den anderen fehlen Aussagen oder sie sind unvollständig oder irreführend: | Das häufig als Quelle herangezogene Werk „Adolf Schwammberger, Fürth von A bis Z“ enthält zu diesen Vorgängen – soweit es Stichwörter dazu gibt – nur bei zwei Denkmälern sachlich richtige Aussagen, bei den anderen fehlen Aussagen oder sie sind unvollständig oder irreführend: | ||
# [[Kriegerdenkmal von 1870/71]] am [[Hallplatz]]: ''Anlässlich der Umgestaltung der Anlage [[1949]] wurde das Denkmal abgebaut.'' | # [[Kriegerdenkmal von 1870/71]] am [[Hallplatz]]: ''Anlässlich der Umgestaltung der Anlage [[1949]] wurde das Denkmal abgebaut.'' | ||
# Standbild des Prinzregenten Luitpold am [[Berolzheimerianum]]: ''Es wurde während des | # Standbild des Prinzregenten Luitpold am [[Berolzheimerianum]]: ''Es wurde während des Zweiten Weltkriegs entfernt.'' | ||
# [[Wittelsbacherbank]]: ''Sie stand in der Hornschuchpromenade … Den Sockel des Mittelteils schmückten die Doppelreliefs der 4 bayerischen Könige.'' | # [[Wittelsbacherbank]]: ''Sie stand in der Hornschuchpromenade … Den Sockel des Mittelteils schmückten die Doppelreliefs der 4 bayerischen Könige.'' | ||
# [[König-Ludwig-Brunnen]]: ''Der Brunnen wurde [[1938]] entfernt; das zugehörige Becken dient noch als Blumenschale.'' | # [[König-Ludwig-Brunnen]]: ''Der Brunnen wurde [[1938]] entfernt; das zugehörige Becken dient noch als Blumenschale.'' | ||
# [[Hopfenpflückerinnenbrunnen]]: ''Er stand an der Einmündung der [[Gabelsbergerstraße|Gabelsberger-]] in die [[Königswarterstraße]] … er fiel dem Bombenkrieg des | # [[Hopfenpflückerinnenbrunnen]]: ''Er stand an der Einmündung der [[Gabelsbergerstraße|Gabelsberger-]] in die [[Königswarterstraße]] … er fiel dem Bombenkrieg des Zweiten Weltkrieges zum Opfer.'' | ||
# [[Mähnenschaf]] im [[Stadtpark]]: ''Der Steinbock aus Bronze am Wasserfall fiel im | # [[Mähnenschaf]] im [[Stadtpark]]: ''Der Steinbock aus Bronze am Wasserfall fiel im Zweiten Weltkrieg der Metallsammlung zum Opfer.'' | ||
# Brunnen mit Putto: keine Erwähnung bei der künstlerischen Ausstattung des [[Nathanstift]]s | # Brunnen mit Putto: keine Erwähnung bei der künstlerischen Ausstattung des [[Nathanstift]]s | ||
# Büste [[Hans Humbser]] im [[Stadtpark]]: keine Erwähnung; unter dem Stichwort „[[Humbserlinde]]“ findet sich: ''Der Verschönerungsverein pflanzte sie [[1929]] in der Nähe des Mädchenhortgebäudes zum Andenken an Hans Humbser'' [wo seit [[1926]] schon die Humbserbüste stand]. | # Büste [[Hans Humbser]] im [[Stadtpark]]: keine Erwähnung; unter dem Stichwort „[[Humbserlinde]]“ findet sich: ''Der Verschönerungsverein pflanzte sie [[1929]] in der Nähe des Mädchenhortgebäudes zum Andenken an Hans Humbser'' [wo seit [[1926]] schon die Humbserbüste stand]. | ||
# „Läufer am Start“ unter „[[Hans-Lohnert-Sportplatz|Hans-Lohnert-Spielplatz]]“: ''Eine Bronzeplastik „Läufer” von Gottlauf-Fürth'' [richtig: Gottauf-Fürth] ''diente zum Schmuck des Geländes am Spielplatzgebäude.'' | # „Läufer am Start“ unter „[[Hans-Lohnert-Sportplatz|Hans-Lohnert-Spielplatz]]“: ''Eine Bronzeplastik „Läufer” von Gottlauf-Fürth'' [richtig: Gottauf-Fürth] ''diente zum Schmuck des Geländes am Spielplatzgebäude.'' | ||
# [[Engelhardtbank]]: ''Sie stand bis 1951 an der ehemaligen Pegnitzschleife im unteren [[Stadtpark]], mit Bronzerelief von Prof. W. v. Rümann.'' | # [[Engelhardtbank]]: ''Sie stand bis 1951 an der ehemaligen Pegnitzschleife im unteren [[Stadtpark]], mit Bronzerelief von Prof. W. v. Rümann.'' | ||
# 2 weibliche Bronzefiguren am [[Klinikum Fürth|Krankenhaus]]: ''Den mittleren Ausbau der Hauptfront zierten bis zum | # 2 weibliche Bronzefiguren am [[Klinikum Fürth|Krankenhaus]]: ''Den mittleren Ausbau der Hauptfront zierten bis zum Zweiten Weltkrieg 2 Bronzefiguren „Hoffnung“ und „Erfüllung“ von [[Karl Bößenecker|Carlos Bößenecker]]; sie wurden während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen.'' | ||
# [[Eckarttafel]]: keine Erwähnung unter „Denkmäler“ oder von [[Johann Friedrich Georg Eckart|„Eckart, Georg Friedrich“]] | # [[Eckarttafel]]: keine Erwähnung unter „Denkmäler“ oder von [[Johann Friedrich Georg Eckart|„Eckart, Georg Friedrich“]] | ||
# Gedenktafel an König [[Gustav Adolf]]: ''Am 28.8.[[1932]] wurde die Gustav-Adolf-Plakette von [[Konrad Mannert]] in die Südwand der [[Kirche St. Michael|St. Michaelskirche]] eingefügt.'' | # Gedenktafel an König [[Gustav Adolf]]: ''Am 28.8.[[1932]] wurde die Gustav-Adolf-Plakette von [[Konrad Mannert]] in die Südwand der [[Kirche St. Michael|St. Michaelskirche]] eingefügt.'' |
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