Fritz Hornschuch
- Namenszusatz
- Dr.-Ing., Kommerzienrat, Geheimrat
- Vorname
- Friedrich "Fritz"
- Nachname
- Hornschuch
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 10. September 1874
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 16. April 1955
- Todesort
- Kulmbach
- Beruf
- Ingenieur, Industrieller, Fabrikant, Stifter
Geheimrat Dr.-Ing. h. c. Friedrich "Fritz" Hornschuch (geb. 10. September 1874 in der Maxstraße 36 in Fürth; gest. 16. April 1955 in Kulmbach) war ein Textilingenieur, Industrieller und Stifter. Noch im Kaiserreich wurde Hornschuch mit dem Titel eines Kommerzienrats geehrt.
Leben und Wirken[Bearbeiten]
Fritz Hornschuch war ein Sohn des Industriellen Christian Heinrich Hornschuch (1838–1912) aus dessen zweiter Ehe mit Maria Johanna Ott. Nach dem Studium am staatlichen Technikum für Textilindustrie in Reutlingen kam er im Jahr 1900 in die väterliche Spinnerei in Kulmbach. Diese Spinnerei war 1863 durch die Bürger des Ortes als "Mechanische Baumwollenspinnerei Kulmbach" gegründet und nach einem Konkurs bereits 1870 in die Aktiengesellschaft "Kulmbacher Spinnerei" umgewandelt worden, deren Mehrheit Christian Heinrich Hornschuch 1899 erwarb. Dort übernahm Fritz Hornschuch die Geschäftsleitung und baute die eher noch kleine Baumwollspinnerei zu einem großen und führenden Textilunternehmen mit rund 3700 Beschäftigten im Jahr 1938 aus. Bis kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Kulmbacher Spinnerei so zu einem der größten Arbeitgeber in der Region.[1]
Nach einem Brand im Hauptgebäude in Kulmbach 1903 nutzte Fritz Hornschuch die Chance und errichtete nach damaligen Verhältnissen eine der modernsten Spinnereien in Deutschland, mit englischen Maschinen in modernen Sälen zur Herstellung von Garnen. Zusätzlich gründete er bereits 1907 einen Zweigbetrieb in Mainleus und baute diesen in den folgenden Jahren weiter aus, u.a. durch die Angliederung einer eigenen Weberei zur Herstellung von verschiedenen Stoffen. Die Wurzeln nach Fürth schienen hier noch zu bestehen, denn sowohl der Neubau in Kulmbach nach dem Brand, als auch die Zweigniederlassung in Mainleus wurden von dem bekannten Fürther Architekten Adam Egerer entworfen und nach seinen Plänen ausgeführt.[2]
Neben dem wirtschaftlichen Erfolg zeichnete sich Hornschuch auch durch sein soziales Engagement aus. So errichtete er u. a. eine ca. 3 ha große Wohnkolonie für seine Arbeiter, die bis heute noch "Hornschuchshausen" genannt wird. Weiterhin baute Hornschuch für seine Belegschaft eine Turnhalle, einen Kindergarten, eine Bücherei und richtete Kantinen ein, sodass der Betrieb in Mainleus und die anschließende Arbeitersiedlung quasi zu einer eigenen Kleinstadt mutierten. Bis 1939 baute Hornschuch insgesamt 51 Wohnhäuser für etwa 300 Bewohner. Dieses Ensemble existiert heute noch (Stand 2018). Nach dem 1. Weltkrieg gelang Hornschuch durch verschiedene Produktionstechniken der Einstieg in die Herstellung von synthetischen Fasern, womit er ein Pionier in diesem Bereich wurde. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde Fritz Hornschuch von 1945 bis 1948 zwangsweise von den US-Militärbehörden von seinem Posten als Geschäftsführer entfernt, was auf eine gewisse Nähe zur NSDAP schließen oder gar Mitgliedschaft vermuten lässt. Erst 1948 gelang ihm die Rückkehr in die Firmenleitung.[3]
Die Spinnerei wurde nach dem Tod Hornschuchs (1955) noch weiter geführt. Bis dato war die Kulmbacher Spinnerei (KSP) eine der größten Bunt- und Spezialitätenspinnereien in der Bundesrepublik, allerdings begannen bereits Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, bedingt durch das Einsetzen der Textilkrise in Deutschland. 1972 übernahm die KSP die Spinnerei und Färberei F. C. Bayerlein in Bayreuth und die Spinnerei Hohf & Zimmermann in Marktschorgast. Beide Betriebsteile waren jedoch unrentabel und wurden bereits nach wenigen Jahren geschlossen. Der Hauptbetrieb in Kulmbach wurde am 30. Juni 1994 stillgelegt, der restliche Gesamtbetrieb nach Mainleus verlagert. 2010 musste auch dieser Betrieb Insolvenz anmelden und die Spinnerei in Mainleus Ende 2012 sowie die Färberei in Mainleus im April 2013 dauerhaft schließen, sodass das Traditionsunternehmen nach 150 Jahren endgültig Geschichte ist.[4]
In Kulmbach wird ein Teil der ehemaligen Spinnereigebäude unter dem Namen "Alte Spinnerei" als Kinder- und Jugendzentrum durch die Stadt und den Landkreis Kulmbach genutzt. Weitere Teile der ehem. Fabrikgebäude wurden ab 1997 durch Teilabriss und Erweiterung in ein Einkaufszentrum umgewandelt, das seit der Eröffnung 1999 unter dem Namen "Fritz" firmiert.[5]
Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten]
- Verleihung des Titels Kommerzienrat
- Verleihung des Titels Geheimrat
- Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Stuttgart 1922
- Ehrenbürger von Kulmbach 1922
- Ehrensenator der Universität Erlangen 1926
- Ehrenbürger von Mainleus und Burghaig 1934 sowie von Wernstein und Veitlahm 1938
- Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern 1954
- Fritz-Hornschuch-Straße in Kulmbach und Burghaig
- Fritz-Hornschuch-Platz in Mainleus
- Geheimrat-Dr.-Fritz-Hornschuch-Naturpfad rund um Kasendorf
- Einkaufszentrum fritz in Kulmbach
- Fritz-Hornschuch-Bad in Mainleus
Weblinks[Bearbeiten]
- Fritz Hornschuch (Wikipedia)
- Martin Pöhner: „Von der Kulmbacher Spinnerei zum Universitätsstandort – ein Stadtviertel im Wandel der Zeit”. Begleitheft zur Ausstellung der Universität Bayreuth „Innovationen – gestern und heute”, November 2019 - online
- Adrian Rossner: Die Kulmbacher Spinnerei - Homepage
- Villa Hornschuchhöhe: Ausflug zu einer Fabrikanten-Villa - online
- Fritz-Einkaufszentrum - Homepage
Literatur[Bearbeiten]
- Hermann Ströle: 50 Jahre Konrad Hornschuch - Darin leben und weben wir. Karl Hofmann Verlag Stuttgart, 1956
- Hornschuch, Fritz. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 180 f.
- Martin Pöhner: Die Villa Hornschuchhöhe des Kulmbacher Spinnereidirektors Fritz Hornschuch. In: Colloquium Historicum Wirsbergense (Hrsg.): Geschichte in Franken. Band 2. Lichtenfels 2018, S. 75–120.
- Martin Pöhner: Die Arbeitersiedlung Hornschuchhausen in Mainleus. Ein patriarchalischer Beitrag zur Lösung der sozialen Frage im Industriezeitalter. In: Colloquium Historicum Wirsbergense (Hrsg.): Geschichte in Franken. Band 1. Lichtenfels 2016, S. 49–94.
- Georg Schwarz: Der „Fritz-Hornschuch-Naturpfad“ bei Kasendorf. Ein Rück- und Ausblick zu seinem 50jährigen Bestehen. Hrsg.: Regierung von Oberfranken. Bayreuth: Regierung von Oberfranken, 1986, 48 S. (Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken; Nr. 127)
- Natalie Sattler: Fritz Hornschuch - ein Unternehmer in seiner Zeit. Hrsg.: Regierung von Oberfranken. Bayreuth: Regierung von Oberfranken, 2004, 32 S. (Oberfränkischer Schulanzeiger: Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger; Nr. 317)
Siehe auch[Bearbeiten]
- Christian Heinrich Hornschuch
- Friedrich Konrad Hornschuch
- Hornschuch (Namensklärung)
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Martin Pöhner, Dieter Pöhner: Firmenjubiläum 100 Jahre Kulmbacher Spinnerei in Mainleus. Sonderausgabe der Werkszeitung KSP-Report. Hrsg. von der Kulmbacher Spinnerei. Mainleus 2007.
- ↑ Adrian Roßner: Die Kulmbacher Spinnerei - Homepage, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:30 Uhr - online
- ↑ Haus der Bayerischen Geschichte: Friedrich Hornschuch, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:43 Uhr - online
- ↑ inFranken.de: Kulmbacher Spinnerei endgültig geschlossen, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:03 Uhr - online
- ↑ Homepage: Fritz - Ihr Einkaufszentrum, online abgerufen am 9. August 2018 | 22:04 Uhr - online