Jean Voigt

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Johann "Jean" Cuno Voigt (geb. 26. Juni 1879 in Nürnberg[1]; gest. 14. März 1947 in Zirndorf[2]) war ein Fürther Architekt.

Leben[Bearbeiten]

Er kam als Sohn des Lithografen Joseph Wilhelm Voigt (1860–1908) und seiner Ehefrau Maria Magdalena, geb. Scherber (1860–1909) auf die Welt und erhielt die Vornamen Johann Cuno des väterlichen Onkels. Seine Eltern konnten erst ein Jahr nach seiner Geburt heiraten. In der Kindheit lebte er eine Zeit lang – von November 1888 bis August 1892 – in Fürth[3], wo der Vater als „Oberlithograph“ – zuerst bei der Chromolithografischen Kunstanstalt Joseph Hesse, später bei der Lithografischen Anstalt Löwensohn – arbeitete.[4] Danach zog seine Familie nach Nürnberg-Gostenhof, während der Vater weiter bei Löwensohn beschäftigt blieb.

Den Militärdienst leistete er vom 25. Oktober 1901 bis 19. September 1903 bei der 2. Kompanie des k. b. 14. Infanterie-Regiments „Hartmann“ in Nürnberg ab; am 4. März 1903 war er zum Gefreiten ernannt worden.[5]

Voigt, der sich nun statt Johann in französischer Variante Jean nannte, hatte bereits vor der Militärzeit drei Monate in Fürth bei Fritz Walter als Bautechniker gearbeitet. Unmittelbar nach seiner Entlassung war er bis Ende Oktober 1903 wieder bei ihm tätig, auch im Folgejahr 1904 von Anfang April bis Ende Oktober. 1905 war wohl als Bauführer in Nürnberg beschäftigt. Am 1. März 1906 trat er als Bautechniker in das Zivilbaubüro Adam Egerer ein.[6]

Er verheiratete sich am 15. Juli 1906 in Deberndorf mit der Brauerstochter Anna Margaretha Rammetsteiner, geb. 3. September 1881 in Deberndorf. Das Ehepaar hatte vier Kinder, zwei Töchter kamen bereits vor der Eheschließung zur Welt. Nach der Heirat siedelte er sich in Fürth an.

Voigt war durchgehend bis Jahresende 1910 bei Egerer in Arbeit, dann – am 16. Januar 1911 – machte er sich als Architekt selbstständig. Die Spiegelfabrik Seligman Bendit & Söhne war sein wichtigster Auftraggeber, für die er sein wohl bekanntestes Werk schuf: das heute denkmalgeschützte Schleif- und Polierwerk, die „Glasschleif“, in Marktredwitz.[7]

Bereits kurz nach der Stadterhebung Zirndorfs war Voigt für den örtlichen Kleinkinderschulverein tätig. Er fertigte 1912 den Entwurf und übernahm im Folgejahr auch die Bauleitung für das Heim der Kleinkinderschule in der Mühlstraße[8] (heute ev.-luth. Kindertagesstätte Mühlstraße 16, baulich erheblich verändert). Auch wurde er vom Stadtmagistrat Zirndorf mit der Ausarbeitung eines Projektes zur Erneuerung des Oberasbacher Stegs (im Zuge der Volkhardtstraße) betraut.

Der Erste Weltkrieg unterbrach die berufliche Entwicklung von Voigt. Im Rahmen der Mobilmachung musste er am 8. August 1914 zum Ersatzbataillon des k. b. Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 7 einrücken. Zwar wurde der Gefreite der Landwehr Voigt am 4. März 1915 als „z. Zt. feld- und garnisonsdienstunf.“ entlassen, wurde aber am 21. November 1916 erneut einberufen, diesmal zum Technischen Betriebsbataillon Ingolstadt zur Verwendung in der Geschützgießerei. Man beförderte ihn am 1. Oktober 1918 zum Unteroffizier, dann wurde er am 10. Dezember 1918 zum Ersatzbataillon des 13. Infanterie-Regiments Ingolstadt versetzt und von dort schließlich am 31. März 1919 nach Fürth entlassen.[5]

Auch während des Krieges war Voigt für die Stadt Zirndorf beratend tätig, so z. B. bei der Bearbeitung eines Bauantrags des Nürnberger Kaufmanns Lorenz Sörgel für die Errichtung einer Villa.[9] Offenbar bekam er danach immer wieder städtische Aufträge, weil es in Zirndorf noch keinen Stadtbaumeister gab.

So beschloss wohl Jean Voigt, sich in Zirndorf niederzulassen. Er stellte im August 1919 ein Baugesuch für ein Einfamilienhaus mit der Bitte um Gewährung eines gemeindlichen Zuschusses. Der Bauplan wurde ohne Änderungen genehmigt, die erbetene Gewährung der Überkosten jedoch abgewiesen.[10] Das neu erbaute Wohnhaus erhielt die Hausnummer 448, es war eines der letzten Zirndorfer Anwesen mit einer laufenden Hausnummer. Am 1. Oktober 1920 zog er mit seiner Familie nach Zirndorf.[6]

Voigt war weiter bei der Planung und Errichtung öffentlicher Bauten in Zirndorf beteiligt; so überarbeitete er 1925 den vom nunmehr Nürnberger Stadtrat Dr. Ludwig Wagner stammenden Entwurf für das Knabenschulhaus mit Turnhalle in der Mühlstraße (heute Grundschule 1 Zirndorf, Mühlstraße 14), auch wurde er bei der Vergabe der Bauarbeiten als Sachverständiger zugezogen.[11] Im gleichen Jahr bezog die Ortskrankenkasse Zirndorf in der Schützenstraße 43 ihr neu erbautes Verwaltungsgebäude, dessen als wohlgelungen gelobter Entwurf von Jean Voigt stammte.[12] 1928 bearbeitete Voigt u. a. die Planung für die Verlegung des Zirndorfer Flussbades und lieferte einen Entwurf für ein neues Gendarmeriegebäude.

Da sich die städtischen Aufgaben und privaten Aufträge kontinuierlich fortsetzten, war es nur folgerichtig, dass sein Sohn Hans (geb. 31. Mai 1908 in Fürth) im Architekturbüro mitarbeitete. Um 1930 eröffneten Jean und Hans Voigt in der Fürther Königswarterstraße 40 – im Haus der Witwe des Baumeisters Johann Gran – ihr „Büro für Hochbau und Raumkunst“. Als Hans Voigt 1935 in Fürth die Veterinärarzttochter Agnes Hildegard Brechtel (geb. 7. Dezember 1910 in Cadolzburg) heiratete, zog das Büro um in die Moststraße. Das Fürther Büro gaben sie um 1937 auf, nachdem der Sohn Hans sein neues Einfamilienhaus in Zirndorf, Altfeldstraße 3 – direkt neben dem Haus des Vaters gelegen – bezog.

Das Architekturbüro Voigt entwarf 1934 auch das Zirndorfer Rathaus in der Fürther Straße 8. Für diesen Zweck war der Umbau eines Bestandsgebäudes vorgesehen und zunächst von der Stadt das Landbauamt mit der Erstellung von Entwürfen beauftragt worden. Jean und Hans Voigt boten dennoch an, für das Vorprojekt auf eigene Kosten einen unverbindlichen Entwurf zu erarbeiten, was ihnen vom Stadtrat zugebilligt wurde. Ihr präsentierter Vorentwurf fand allgemeine Beachtung und Anerkennung, weil sie den Umbau bautechnisch und räumlich sehr glücklich lösten. Daraufhin wurden auch die Architekten Voigt mit der weiteren Ausarbeitung des Projektes betraut.[13]

In seinen letzten Lebensjahren litt Jean Voigt an „Nerven- und Gemütskrankheit“ sowie an Schwerhörigkeit. Er war Witwer, sein Sohn Hans befand sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, nur seine berufstätige Tochter Maria Voigt (geb. 26. März 1906 in Deberndorf) wohnte bei ihm. Im Alter von 67 Jahren beging er in seinem Haus am 14. März 1947 Selbstmord.[14]

Werke[Bearbeiten]

 ObjektArchitektBauherrBaujahrAkten-Nr.Baustil
Friedrich-Ebert-Straße 16WohnhausJean Voigt1932

Adressen[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

  • Kathrin Zeilmann: Marktredwitz will Industriedenkmal "Glasschleif" retten. In: nordbayern.de vom 11. März 2013 - online

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. nach familiysearch.org (Abruf vom 03.09.2021)
  2. Einwohnerkartei Stadtarchiv Zirndorf, nach freundl. Mitteilung von Klaus Übler, Geschichtswerkstatt Zirndorf
  3. Marienstraße 13 b bzw. Marienstraße 41, Adressbücher von 1889, 1891
  4. Familienbogen Voigt, Josef Wilhelm; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  5. 5,0 5,1 Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 6179; Band 6185, 5; Band 9075 Bd.ATTE; Band 21750; Band 21753, 2
  6. 6,0 6,1 Familienbogen Voigt, Jean Kuno; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  7. Michael Müller: Die Marktredwitzer Glashütte der Firma Seligman Bendit & Söhne, S. 26 f., Beitrag im Blog Fürther Freiheit (2012) - online
  8. Allgemeine Rundschau vom 3. November 1913 (lt. Mitteilung von Klaus Übler)
  9. Fränkische Tagespost vom 1. November 1915 (lt. Mitteilung von Klaus Übler)
  10. Stadtarchiv Zirndorf, Fach 33/17, Sitzungs-Protokollbuch des Stadtmagistrats Zirndorf 1. Mai 1916 - 25. Mai 1921 (lt. Mitteilung von Klaus Übler)
  11. Stadtarchiv Zirndorf, Fach 33/17, Sitzungs-Protokollbuch des Stadtmagistrats Zirndorf 12. März 1924 – 23. September 1925 (lt. Mitteilung von Klaus Übler)
  12. Nordbayerische Zeitung vom 14. Oktober 1925 (lt. Mitteilung von Klaus Übler)
  13. Stadtarchiv Zirndorf, Fach 34/21, Sitzungsniederschriften 1930 – 1935 (lt. Mitteilung von Klaus Übler)
  14. Stadtarchiv Zirndorf, Bericht der Stadtpolizei Zirndorf vom 15. März 1947, Gesell, Hauptw. d. Schutzpol. (lt. Mitteilung von Klaus Übler)
  15. Adressbücher von 1907, 1909
  16. Adressbuch von 1911
  17. Adressbuch von 1913
  18. Adressbuch von 1926
  19. Adressbuch von 1931
  20. Adressbuch von 1935
  21. Adressbuch des Bezirksamts Fürth von 1938

Bilder[Bearbeiten]